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„Bin auf dem Zahnfleisch gegangen“Kölner Karneval-Star kündigt zum Bühnen-Jubiläum Veränderung an

Jürgen Beckers beim Karnevals-Auftritt in der Bütt.

Seit 25 Jahren steht Jürgen Beckers als Jürgen B. Hausmann auf der Bühne. Im Kölner Karneval ist der Gymnasiallehrer inzwischen eine gefeierte Größe.

Unter dem Pseudonym Jürgen B. Hausmann ist der Kabarettist Jürgen Beckers seit einem Vierteljahrhundert eine feste Größe. Sein Jubiläum feiert er mit einem neuen Programm. Im Karneval bleibt er auch aktiv.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Seine erste Büttenrede hielt Jürgen Beckers mit elf Jahren. In einem Partykeller persiflierte und parodierte er bei einer Karnevalsfeier Mitschüler und Lehrer und legte damit quasi schon den Grundstein zu seiner Karriere.

Es folgten Auftritte beim Aachener Karnevalsverein. 1999 machte der Lehrer aus Alsdorf aus seinem Hobby einen erfolgreichen Beruf. Als die ersten Auftritte mit seinem Solo-Programm „Hausmannskost“ stattfanden, kamen etliche Gäste, die eigentlich Jürgen Becker (65), einen der Gründer der Kölner Stunksitzung, erwartet hatten.

Jürgen B. Hausmann feiert Jubiläum mit Programm „Dat is e Ding!“

Inspiriert durch seine Bühnenfigur, die direkt den Wohnzimmern, Vereinsheimen und Hobbymärkten des Landes entspringt, nannte sich Beckers ab da auf der Bühne Jürgen B. Hausmann. Diese Rolle feiert nun 25-jähriges Jubiläum, der Kabarettist darf Ende Oktober zudem auf seinen 60. Geburtstag anstoßen.

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Ein Vierteljahrhundert auf der Bühne, das wird mit dem Programm „Dat is e Ding!“ gefeiert. Die Premiere stieg am Mittwoch (4. September 2024) im Senftöpfchen. Danach stehen für ihn und seinen musikalischen Partner Harald Claßen zahlreiche Termine bis Ende November 2025 auf dem Plan.

„Wir werden einige Best-of-Elemente wie eine alte Holländer-Nummer oder etwas mit Howard Carpendale bringen“, sagt der „Hausmann“ im EXPRESS.de-Gespräch. „Zudem erwecken wir Jopi Heesters wieder zum Leben. Und es geht um die Entwicklung des Telefons vom großen Apparat zum Handy.“

Beckers zieht die besten Pointen dank seiner Beobachtungsgabe aus Alltagssituationen. Vor allem seine Zeit als Lehrer hat ihm da immer sehr geholfen. „Im vergangenen Schuljahr kam nach einer Stunde ein Schüler zu mir, hielt mir seine Faust hin und sagte: ‚Geile Stunde, Bro‘. Das war wirklich als Kompliment gemeint und direkt wieder eine gute Vorlage.“

Da am Heilig-Geist-Gymnasium im benachbarten Würselen zuletzt wieder ein Engpass im Fach Altgriechisch herrschte, half der „Hausmann“ noch einmal zwei Jahre im Schuldienst aus. „Da bin ich aber auf dem Zahnfleisch gegangen“, gesteht er. „Die vielen Auftritte bis in die Nacht, dann morgens in die Schule. Das ging nicht mehr. Jetzt bin ich wieder beurlaubt und kann mich ganz auf die Solo-Tour und den Karneval konzentrieren.“

Jürgen Beckers beim Auftritt auf der Bühne.

In seinen Solo-Programmen widmet sich Jürgen Beckers gerne Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Denn das sei Herausforderung genug. „Köln ist zumindest in Sachen Karneval Champions League, das ist harte Schule. Da brauchst du für einen Auftritt 50 Pointen in petto, von denen 30 abgeschossen werden müssen. Das war für mich als Zugereister schon nicht einfach. Joachim Wüst, der frühere Leiter der Fernsehsitzung, hat mich immer als jemand aus Köln-West-West angekündigt.“

Jürgen B. Hausmann: „Karneval in Köln ist Champions League“

Nach 25 Jahren in der Bütt hat auch der „Hausmann“ Veränderungen beim Publikum ausgemacht. „Bei den Sitzungsprogrammen dominiert immer mehr die Musik und der Party-Wunsch. Die Aufmerksamkeitsspanne ist bei allen Menschen generell kürzer geworden.“ Da sich mit fast 60 Jahren inzwischen auch physisch erste Spuren zeigen, hat der Redner sein Pensum reduziert. „Ich komme von einst gut 150 Auftritten in einer Session und mache jetzt nur noch 60 bis 80 Termine.“

Gedanken ums Aufhören macht sich Beckers aber auf keinen Fall. „Ich möchte die nächsten Jahre schon noch nutzen. Der ‚Hausmann‘ ist inzwischen eine Marke. Und mein starker, leicht nostalgischer Retro-Blick gefällt den Menschen. Ich habe ein tendenziell älteres Publikum und das genießt es, wenn ich über alte Musik-Hits, Werbungen oder TV-Sendungen spreche. Zudem mögen die Leute es, wenn sie zwischendurch ein wenig mitsingen können.“

Jürgen Beckers bei einem Auftritt.

Jürgen Beckers feiert bald seinen 60. Geburtstag. 2006 entdeckte ihn auch der Kölner Karneval.

Deshalb kratzt der Pädagoge in seinen Programmen politische Themen höchstens nur an. „Die Menschen mögen Anekdoten und Gags, die überdreht und doch wie aus dem Leben gegriffen sind. Die Familie bietet da genug Potenzial.“

Da Beckers Tochter Marie nun für ein Auslands-Schuljahr nach Amerika gegangen ist, muss Sohn Lukas herhalten. „Der ist 14 und liefert mir mit seiner Ausdrucksweise und seinem Verhalten genug Inspiration“, sagt der Künstler mit dem herrlichen rheinischen Singsang lachend.