Der neue Vorstand will bei den Roten Funken einiges verändern. Unter anderem sollen die Sitzungsprogramme weiblicher und abwechslungsreicher werden. Der neue Literat hat einiges vor.
Frischer Wind für die BühnenMehr Frauenpower, mehr Newcomer – „alte Zöpfe sind lang und langweilig“
Die Roten Funken haben mit ihrem neuen Präsidenten Dirk Wissmann einen frischen Start in die Session hingelegt. Frischen Wind bringt auch der neue Literat Julian Holz mit.
Die neue Ära hat endgültig begonnen, das wird sich in Zukunft auch bei den Sitzungsprogrammen widerspiegeln. Einen Vorgeschmack, wie die Sitzungen der Roten Funken ab der kommenden Session 2026 aussehen werden, gab es bereits bei der traditionellen Mädchensitzung im Gürzenich.
Rote Funken wollen verstärkt Frauen auf die Bühne lassen
Erstmals standen beim ältesten Traditionskorps im Kölner Karneval mit Ingrid Kühne und Annette Esser (Achnes Kasulke) gleich zwei Rednerinnen auf der Bühne. Ein Novum im Kölner Karneval.
„Es ist einfach an der Zeit, dass frischer Wind bei den Roten Funken einzieht. Das fängt schon bei unserem Social-Media-Auftritt an. Darüber hinaus ist es einfach an der Zeit, dass man verstärkt die Bühne für Frauen bereitet“, sagt Julian Holz im EXPRESS.de-Gespräch.
„Auf den ersten Blick sieht es ganz toll aus, wenn wir auf unserer Mädchensitzung gleich zwei Rednerinnen präsentieren. Bei den männlichen Rednern ist so etwas ganz normal, da stehen manchmal sogar drei oder vier Redner bei einer Veranstaltung auf der Bühne.“
Der neue Literat geht noch einen Schritt weiter: „Was passt besser auf eine Mädchensitzung als Frauenpower? Wer kann denn besser die Frauen abholen als Frauen selbst? Und wer kann besser über die ganzen Dinge, die zu Hause abgehen, berichten? Würde ein männlicher Redner so manches Damenproblem in seiner Rede verarbeiten, würde er von den Mädels ausgebuht werden.“
Es ist auffällig, dass die Roten Funken ihr Denken sowohl bei den Rednerinnen als auch bei den weiblichen Bands verändern wollen. „Wir hatten bereits am 11.11. Pläsier erfolgreich im Programm und wollten eigentlich auch Mätropolis präsentieren, leider ließ sich das terminlich nicht umsetzen.“ Nicht nur das Publikum fordert andere Programme, sondern auch die Funken haben gemerkt, wie gut die Frauen ankommen.
„Wir müssen einfach alte Zöpfe abschneiden und über unseren Funken-Tellerrand schauen und uns eingestehen, dass es nicht nur die Männer draufhaben, sondern auch ihre Kolleginnen stark sind. Wir können und dürfen uns vor solchen Themen nicht verschließen.“
Das Umdenken in der Gesellschaft spiegelt sich auch im Karneval wider, registrieren nicht nur die Roten Funken. „Der Karneval ist im Wandel, was nicht immer heißen muss, dass es immer lauter und wilder werden muss. Gerade Formate der leiseren Töne haben einen enormen Zulauf. Vielmehr ist es die Aufgabe der Gesellschaften, die Waage zwischen Tradition und Party sowie zwischen Jung und Alt zu finden.“
Dass solche Veränderungen nicht so einfach umzusetzen sind, weiß Julian Holz. „Ich muss gestehen, dass wir solche Dinge für unsere Mitglieder nur langsam umsetzen können.“ Mit einem Augenzwinkern nimmt er dann die Funken-Familich so richtig auf die Schippe: „Wenn nicht die Roten Funken, wer ist so stur und hat so Scheuklappen auf wie wir?“
Vielleicht sind die Roten Funken mit ihrem Umdenken richtungsweisend für andere Gesellschaften. „Natürlich werden Klassiker wie Brings oder die StattGarde Colonia Ahoj, die nach unserem Verständnis auf eine Funken-Mädchensitzung gehören, weiterhin bei uns auf der Bühne stehen. Vielmehr kommt es auf die Mischung an. Die Programme dürfen einfach nicht mehr so austauschbar sein. Wir wollen weg davon, dass wir bei unseren Sitzungen neunmal Cat Ballou oder Kasalla präsentieren. Im Gegenzug setzen wir auf mehr Künstlerinnen, queere Künstler wie Ken Reise und auch der Nachwuchs wird gesetzt sein.“
Und noch ein Wunsch steht ganz oben auf der Liste des neuen Literaten: „Wir wollen in Zukunft auf jeder Sitzung einen Newcomer präsentieren. Bands wie Auerbach, Stadtrand, Bel Air oder Scharmöör müssen auf die großen Bühnen. Ansonsten werden die alten Zöpfe immer länger und langweiliger.“