Die Altstädter haben einen Rosenmontagsfestwagen präsentiert. Erstmals hat das Traditionskorps eine rollende Apotheke im Zug. Jan von Werth und Treuer Husar zogen zudem gemeinsam durch die Altstadt.
Verrücktes Bild in der AltstadtFestwagen, Kamelle und Umzüge – ist denn etwa schon Rosenmontag?
„Was ist denn hier los?“ Viele zückten am Samstagmittag (8. Februar 2025) verwundert die Handys. Drei Wochen vor den tollen Tagen wehte schon ein Hauch von Rosenmontag durch die Altstadt. Auf dem Alter Markt stand ein großer Festwagen, es flogen Kamelle durch die Luft, kurz danach zogen zwei Spielmannszüge über den Heumarkt.
Drei Kölner Traditionskorps sorgten am Samstag für jeckes Gefühl bei strahlendem Sonnenschein. Die Altstädter präsentierten ihre „Kallendresser Apotheke“, die an Rosenmontag Teil des Zugs sein wird. Sechs Monate dauerte der Bau, gezogen wird sie von einem Trecker, der den Namen „Pääd 1“ trägt.
Dirk Hebel ist der erste Apotheker in der Geschichte der Altstädter
„Das ist ein historischer Tag. Wir haben uns gedacht, dass wir jemanden brauchen, der sich um das gesundheitliche Wohl des Korps kümmert“, sagte Präsident Björn Braun. Sein Vorgänger Hans Kölschbach hatte den Apotheken-Gedanken noch auf den Weg gebracht und nach dem Bläck-Fööss-Konzert 2022 auf dem Roncalliplatz Reservekorps-Mitglied Dirk Hebel (52) mit der Frage überrascht, ob er sich vorstellen könnte, das Amt zu übernehmen.
„Ich habe keine zwei Sekunden nachgedacht und habe erst am nächsten Morgen begriffen, was das jetzt bedeutet“, sagte der Sport-Manager, der Top-Fußballer wie Marco Reus, Jeremie Frimpong oder Thilo Kehrer betreut, zu EXPRESS.de. Braun hob begeistert hervor, dass der Wagen einen sechsstelligen Betrag gekostet habe und von Hebel der Gesellschaft gespendet worden sei.
Werner Blum, Marcus Walter und Christian Dorn konzipierten und entwickelten die Apotheke, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist und auch auf den zweiten und dritten Blick noch schöne Begriffe des rheinischen Brauchtums bietet. Es gibt etwas gegen Fottping, Uhreping oder Schnuppe. Auf den Schubladen steht beispielsweise Päädsalv, Öllischsalv oder Hätzdroppe.
Der Generalfeldhillije Robert Kleine segnete die Apotheke und mutmaßte schon, dass der medizinische Eierlikör bestimmt schnell vergriffen sei. Die Flaschen für die Essenzen, Droppe und Pille stammen übrigens aus dem 3D-Drucker. Auf der Kasse ist der Betrag 4711 fest eingestellt.
Bevor Hebel zum Apotheker ernannt wurde, musste er zunächst zum Major befördert werden. „Im elften Jahr als Altstädter auf solch einem Wagen zu stehen, ist etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr, sehr glücklich über diesen Wagen“, sagte der.
„Bisher hatten wir immer, wenn wir durch die Severinstorburg gekommen sind, Sonnenschein. Das wird auch hoffentlich mit der Apotheke so bleiben“. Insgesamt 16 Personen werden Rosenmontag auf dem Wagen stehen, 1,2 Tonnen Wurfmaterial werden geladen.
Kaum waren die Altstädter aus ihrem „Wohnzimmer“ abgezogen, marschierten die Abordnungen des Reiter-Korps Jan von Werth sowie vom Treuen Husar vorbei. Die beiden Traditionsgesellschaften, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern, zogen gemeinsam mit klingendem Spiel durch die Altstadt.
Eigentlich war eine Route über den Neumarkt und durch die Schildergasse geplant, doch dem schob die Stadt einen Riegel vor. Da auch noch vereinzelte politische Kundgebungen in der Innenstadt stattfanden, musste der Brauchtums-Umzug in die Altstadt verlegt werden. Rund 250 Karnevalisten nahmen an dem bunten Marsch teil.
Dass die Stadt den Jubiläums-Gesellschaften Steine in den Weg gelegt und diese quasi auch noch dafür bestraft hat, weil sie den Umzug angemeldet hatten, sorgte für großen Ärger. Warum ein jecker Umzug in der Fußgängerzone zu gefährlich sei, konnte niemand verstehen.
Anschließend ging es mit mehreren Bussen zum Casino des Treuen Husaren. Dort wurden die grün-weißen Freunde dann bewirtet. In einer Woche wollen die beiden Jubiläums-Gesellschaften noch mal einen Marsch durch die Stadt machen, um bei den Menschen die Vorfreude auf den Straßenkarneval zu wecken.