„Ich könnte heulen und zittere“Närrischer Oscar: Erster Preis vergeben – Sängerin dachte ans Aufhören

EXPRESS.de hat den ersten Närrischen Oscar des Jahres vergeben. Marita Köllner setzt sich in der Kategorie Solo durch und lüftet anschließend ein Geheimnis. Auch das Kölner Festkomitee überrascht sie.

Das erste Geheimnis ist gelüftet. Der Närrische Oscar in der neu aufgenommenen Kategorie „Solo“ geht an Marita Köllner (66). Fast 70.000 Stimmen wurden bei der großen Karnevals-Abstimmung auf EXPRESS.de abgegeben.

„Et fussich Julche“ sicherte sich den Pokal mit 20,5 Prozent der Stimmen. Hinter ihr lagen JP Weber (13,0 Prozent), Torben Klein (8,2), Mo-Torres (8,1) und Timo Schwarzendahl (8,0) auf den Plätzen. Die Übergaben der Trophäen finden in dieser Session als Überraschungs-Momente statt.

Marita Köllner holt Närrischen Oscar mit 20,5 Prozent der Stimmen

Marita Köllner erhielt ihren Preis am Freitagabend (21. Februar 2025) vor 12.000 Jecken in der Lachenden Kölnarena. Arena-Chef Stefan Löcher sowie das Veranstalter-Duo Nathalie Drmota und Michael Burgmer waren eingeweiht und hielten dicht. Die Sängerin rang nach Worten, zitterte am ganzen Körper und kämpfte gegen die Tränen.

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Noch zwei Stunden nach ihrem Auftritt saß das kölsche Original im Backstage-Bereich der Arena und präsentierte allen anderen Bands von Brings über Domstürmer, Höhner, Paveier und Räuber stolz ihren „Närrischen Oscar“. „Mutti hat es geschafft“, sagte sie strahlend. Die Reaktionen der Kollegen waren einhellig. „Komplett verdient“ und „Wir freuen uns so für dich“, war immer wieder zu hören.

Im EXPRESS.de-Gespräch gab Köllner zu, nicht wirklich mit dem Sieg gerechnet zu haben. „Ich hab‘ gedacht, das wird sowieso nichts, weil ich ja nur eine Frau bin. Mir haben auch schon junge Literaten gesagt, dass ich zu alt für die Bühne sei. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Mein Herz schlägt jetzt noch wie verrückt. Ich bin so überwältigt von allem.“

Seit rund 30 Jahren behauptet sich die Sängerin auch in der wilden Party-Schüssel der Lachenden Kölnarena. Und wer erlebt, wie die 66-Jährige mit „Denn mir sin kölsche Mädcher“, „Wir feiern das Leben“ und „O Susanna – wo ist das rote Pferd?“, abräumt, spürt, dass diese Frau noch richtig Power im Spetzebötzje hat.

Marita Köllner mit Marcel Schwamborn auf der Arena-Bühne.

Marita Köllner erhielt den Närrischen Oscar auf der Bühne der Lachenden Kölnarena von EXPRESS.de-Reporter Marcel Schwamborn.

„Wir haben schon viele Sessionen erlebt, die gut waren. Doch in diesem Jahr ist es phänomenal. Man kann auch richtig beobachten, dass von Woche für Woche, je mehr Driss in der Welt passiert, die Leute immer lauter ‚Wir feiern das Leben‘ singen. Das war auch immer die Devise meiner Oma, als sie nach dem Krieg in den Trümmern Köln wieder aufgebaut haben. Sie hat immer gesagt: ‚Kind, der Karneval ist so wichtig für uns, damit wir den Mut und das Selbstvertrauen nicht verlieren‘“.

Närrischer Oscar 2025: Die Top-5 in der Kategorie „Solo“

  1. 1. Marita Köllner 20,5 Prozent der Stimmen
  2. 2. JP Weber 13,0 Prozent
  3. 3. Torben Klein 8,2 Prozent
  4. 4. Mo-Torres 8,1 Prozent
  5. 5. Timo Schwarzendahl 8,0 Prozent

Doch trotz der Euphorie in den Sälen kam Köllner tatsächlich vor wenigen Tagen spontan der Gedanken ihre Karriere zu beenden. Der Pollenflug der Hasel setzt ihr zu, die Stimme war plötzlich weg, der Schlafmangel macht sich bemerkbar. Noch am Freitagmorgen ließ sie sich drei Infusionen und Cortison spritzen, um den Tag durchzustehen.

Daniela Decker, Marcel Schwamborn, Nathalie Drmota und Michael Burgmer (r.) mit Marita Köllner.

Das EXPRESS.de-Karnevalsduo Daniela Decker (l.) und Marcel Schwamborn sowie das Lachende Kölnarena-Duo Nathalie Drmota und Michael Burgmer (r.) mit der glücklichen Marita Köllner.

„Ich habe mich wirklich gefragt: Warum machst du das alles noch? Ich war mental wirklich am Ende, weil ich seit Jahren kämpfe und es nie anerkannt wird. Dazu immer die abwertenden Sprüche, dass ich als Frau in meinem Altern im Karneval nichts mehr zu suchen habe. Da verzweifelt man ein wenig. Und dann so eine Anerkennung – ich könnte heulen und zittere immer noch“, sagte die Oscar-Preisträgerin. „Ich singe aus Liebe zum Karneval, das spüren die Menschen auch“.

In dieser Session hat Köllner wieder weit über 100 Auftritte hingelegt. Doch diese sucht sie sich gezielt aus. „Es muss mir Spaß machen. Ich trete nicht mehr auf Fracksitzungen oder bei Herrensitzungen auf. Ich muss mir nichts mehr beweisen, habe 27 Jahre im WDR-Fernsehen moderiert, bin jetzt schon im 29. Jahr im WDR-Hörfunk“. Das 60-jährige Bühnenjubiläum soll deshalb 2026 mit einem großen Konzert gefeiert werden.

Marcus Gottschalk, Marita Köllner und Christoph Kuckelkorn auf der Bühne.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Sitzungsleiter Marcus Gottschalk zeichneten Marita Köllner im Gürzenich mit dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten aus.

Der Freitag hatte für die Sängerin neben der Auszeichnung mit dem Närrischen Oscar noch eine Überraschung zu bieten. Bei der Aufzeichnung der ARD-Rosenmontagssitzung wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Verdienstorden des Festkomitees in Gold mit Brillanten geehrt. „Du hast es geschafft, sowohl im Brauchtum im Winter als auch in der Partyzeit im Sommer, unser kölsches Lebensgefühl vortrefflich rauszubringen“, sagte Präsident Christoph Kuckelkorn.

„Du vereinst Jung und Alt. Alle Generationen feiern mit dir. Du hast eine so unglaubliche Energie auf den Kölner Bühnen, da zehren wir alle von. Du bist eine wunderbare Botschafterin, bist überall der gefeierte kölsche Star und zeigst damit, wie wir Kölschen feiern können. Vor allem hast du dich in dieser Männerwelt Karneval durchgesetzt und warst Vorbild für andere Frauen“, lobte Kuckelkorn.

Marita Köllner: Stammlokal spricht ihr „Willkommensgarantie“ aus

Das dritte Geschenk gab es für Marita Köllner von ihrem Stammlokal „Thiebolds Eck“. Anfang Januar hatte sie EXPRESS.de davon berichtet, dass sie dort Hausverbot habe. Doch nach dem Betreiberwechsel gab es jetzt die Überraschung.

„Für Marita Köllner wird hiermit eine lebenslange Willkommensgarantie ausgesprochen“, heißt es auf einer Urkunde, die der neue Wirt Metti ihr überreichte. „Weiter wird ihr die Bewirtung mit kaltem Kölsch und Gulaschzupp (mit viel Zaus und bessje Fleisch) zugesichert. Nach kräftezehrenden Auftritten im Fastelovend findet sich bei uns immer ein Plätzchen für dich.“