Eine heftige Schlammschlacht erschüttert die KG Alt-Köllen. Gleich mehrere Anzeigen wurden gestellt. Der Schatzmeister wurde ausgetauscht, der Präsident trat zurück.
Veruntreuung, Betrug, AnzeigenSchlammschlacht bei Karnevalsgesellschaft – Präsident tritt zurück
Vor ein paar Jahren, da war die Welt bei der Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen noch in Ordnung. Da wurde Schatzmeister Stefan V. (Name geändert) im Netz fröhlich vorgestellt: „Unser Stefan – auch bekannt als Dagobert Duck – hat meistens einen Igel in der Tasche“.
Doch seit ein paar Wochen tobt bei der Gesellschaft eine unglaubliche Schlammschlacht, die nun eskaliert ist und möglicherweise noch Gerichte beschäftigen wird.
KG Alt-Köllen: „Zusammenarbeit war nicht mehr möglich“
Am 28. Dezember 2023 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der bisherige Schatzmeister abgewählt und durch Tobias Hölscher ersetzt. Zudem wurde V. aus der KG ausgeschlossen.
Drei Tage später hat der KG-Präsident Stephan Degueldre seinen Rücktritt erklärt. Bis zu einer Neuwahl wird der 1. Vorsitzende, Hans-Günter Horst, diese Aufgaben wahrnehmen. Der 2. Vorsitzende Axel Kraemer informierte am Dienstag (2. Januar 2024) die Öffentlichkeit über den Zoff hinter den Karnevals-Kulissen.
„Durch Unklarheiten im Bereich Finanzen war eine weitere Zusammenarbeit mit dem bisherigen Schatzmeister nicht möglich. Die Gesellschaft hat mittlerweile Strafanzeige gegen den bisherigen Schatzmeister gestellt“, teilte er mit.
Bereits im November hatte die KG intern darüber informiert, dass es Unstimmigkeiten bei den Abrechnungen gebe. Nach damaligem Stand soll der Gesellschaft ein Schaden in Höhe von mindestens 35.000 Euro entstanden sein, aktuelle Schätzungen gehen von einem deutlich höheren Betrag aus.
Ein Krisenstab mit Finanzexperten arbeitet die Buchführung der vergangenen zwei Jahre nun auf. Auch in dieser Gruppe gab es drei Umbesetzungen, damit die Analyse möglichst neutral vonstattengeht.
Weiter heißt es: „Der bisherige Schatzmeister hat in der Folge Vorwürfe gegen den Präsidenten Stephan Degueldre erhoben und eine öffentliche Diskussion hierüber angekündigt. Um dies zu verhindern und Schaden von der KG abzuwenden, hat der Präsident seinen Rücktritt erklärt. Dieser Schritt war für ihn, wie auch den gesamten Vorstand unumgänglich, um insbesondere während der Session die KG mit diesem Thema nicht zu belasten.“
Sitzungen und Volksproklamation am Neumarkt gesichert
In einer Mitgliederinformation, die EXPRESS.de vorliegt, schreibt der Vorstand am 1. Januar: „Die veränderte Situation stellt unsere Gesellschaft vor weitere große Herausforderungen und macht uns einmal mehr tief betroffen, um nicht zu sagen, wir sind entsetzt“.
Alt-Köllen veranstaltet von Samstag bis Montag drei Sitzungen im Festzelt auf dem Neumarkt, die der Präsident hätte leiten sollen. Die legendären Volkssitzungen mit der Volksproklamation des Dreigestirns sind gesichert, bereits mit jeweils 2000 Jecken ausverkauft und können wie geplant über die Bühne gehen. Stephan Henseler, der unter anderem die Hörfunksitzung im Gürzenich leitet, wird zwei Termine übernehmen.
Doch im Hintergrund stehen natürlich die schweren Vorwürfe im Raum. Es geht um Veruntreuung von Geldern der Karnevalsgesellschaft und weitere Straftatbestände. „Die ganze Aufarbeitung wird sich über Monate hinziehen“, sagt Kraemer zu EXPRESS.de.
In einem langen Schreiben an den Ehrenvorsitzenden Michael Hohmann erhebt der geschasste Schatzmeister massive Vorwürfe. „Ich gebe zu, dass ich Mist gebaut habe und ich werde die Verantwortung dafür übernehmen und die Konsequenzen tragen. Aber nicht nur ich habe Mist gebaut“, schreibt V.. Der Präsident soll die Veruntreuungs-Vorgänge, die nun untersucht werden, gebilligt haben.
Das Schriftstück, das EXPRESS.de vorliegt, ist mit diversen Aktenzeichen gespickt. So hat V. eine Strafanzeige wegen Veruntreuung und Beihilfe zur Veruntreuung gegen den geschäftsführenden Vorstand eingereicht. Zudem listet er vermeintliche Veruntreuungen auf, beispielsweise rund um die Feier zum 50. Geburtstag von Degueldre. Eine eidesstattliche Erklärung soll die Richtigkeit der Vorwürfe stärken.
Der Ex-Schatzmeister behauptet in seinem Schreiben, dass der Präsident die Verschmälerung des Vereinsvermögens in den vergangenen anderthalb Jahren billigend in Kauf genommen habe und stellt die Frage in den Raum, ob die KG ihren Status der Gemeinnützigkeit verlieren könnte.
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Zudem teilte der Ex-Schatzmeister mit, dass er gegen sich selbst und den zurückgetretenen Präsidenten eine Strafanzeige wegen Urkundenfälschung und Betrug eingereicht habe. Belege über einen vermeintlich gefälschten Gesellenbrief sowie ein offenbar manipuliertes IHK-Prüfungszeugnis übergab er ebenfalls der Polizei. Eine Anzeige beim Finanzamt wegen Steuerhinterziehung werde außerdem noch folgen.
„Da es sich hierbei um ein schwebendes Verfahren handelt, können keine detaillierten Angaben zu den Vorfällen gemacht werden“, teilte der Verein mit. „Wir rufen alle Mitglieder dazu auf, in dieser für unsere Gesellschaft schwierigen Zeit solidarisch zusammenzustehen. Nur gemeinsam können wir die Trdaitionsgesellschaft Alt-Köllen durch diese Krise führen.“ Kein schöner Start in die neue Session.