Vieles neu bei den kölschen Bands: In der kommenden Session kündigt sich im Kölner Karneval ein Wechsel der Generationen an.
Kölner Musik„Besser als die Alten“: Kölsche Bands vor Generationen-Wechsel im Karneval
„Ohne Abschied, fingk nie jet Neues ahn“ (Bläck Fööss, „Kriech doch nit“). Wie viel Wahrheit im Song der Mutter aller kölschen Bands steckt, zeigt sich besonders mit dem Start des Saalkarnevals 2023: Nach dem Abschied der Fööss-Legenden Erry und Bömmel und nach dem „Adieu“ von Henning Krautmacher bei den Höhnern wird sich auch das Gesicht der Bands von nun an verändern.
„Wir haben den Auftrag, dieses Vermächtnis auch fortzusetzen“, nimmt sich der neue alleinige Höhner-Frontmann Patrick Lück im EXPRESS.de-Gespräch selbst in die Pflicht. Nach Corona und dem Abschied von Henning steht er als Sänger erstmals komplett im Fokus im Kölner Karneval.
Köln: Höhner und Bläck Fööss vor Generationen-Wechsel
„Dessen bin ich mir bewusst, da habe ich auch einen Riesenrespekt vor“, so Lück. Aber: „Die Weihnachtsshows mit insgesamt 26 Auftritten haben uns wirklich optimistisch gestimmt.“ Tatsache: Der „Neue“ und seine Bandkollegen zeigten geniale Auftritte.
Sicher ist: Natürlich tut es der kölschen Seele weh, wenn Gesichter, die das Publikum lange kennen und lieben gelernt hat, irgendwann von der Bühne verschwinden. „Aber Sprüche nach dem Gusto, dass diese Bands nur noch covern, sind einfach unangebracht“, findet jemand, der es wissen muss: Sänger Micky Brühl startet in seine 40. Session, ebenso seine Ex-Band Paveier, die auch in das tolle 40. Jahr gehen.
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Brühl: „Uns hat damals Günther Eilemann auch etwas schräg von der Seite angeschaut. Aber man muss den neuen Leuten eine Chance geben und sich damit abfinden. Das gehört zum Leben dazu.“
Nach dem Abschied der beiden Fööss nach dem Silvester-Konzert hat es Erry Stoklosa ebenfalls formuliert: „Die Jungen machen das in unserem Sinne weiter, sonst hätten wir sie gar nicht genommen.“
Die Kritik in den sozialen Netzwerken kann auch Jürgen Hoppe nicht verstehen. Der Plattenboss von „SpektaColonia“ und Herausgeber des Samplers „Kölsch& Jot Top Jeck“ formuliert es so: „Die jungen Bands und Musiker sind musikalisch einfach viel professioneller als die Alten. Das habe ich unumwunden festgestellt.“ Hoppe muss es wissen, schließlich ist er seit Jahrzehnten im kölschen Musikgeschäft.
Und so wird sich das Publikum an die neu formierten Bands gewöhnen – so oder so. Ein tolles Beispiel dafür sind die Räuber: Nach dem Weggang von „Papa Trömmelche“ Karl-Heinz Brandt suchte man ein paar Jahre lang nach dem richtigen Weg. Mit „Wigga Digga“ haben sie einen ganz neuen – und überaus erfolgreichen – Musikstil für sich gefunden. Manager Michael Brandt sagt zum neuen Album: „Wir müssen uns neu erfinden, denn Stillstand ist nicht förderlich.“
Auch deshalb ist der Wechsel der Generationen wohl auch damit verbunden, dass es eine faire Chance für alle gibt. Nochmal Micky Brühl: „Was qualitativ gut ist, entscheidet niemals eine Band, sondern das Publikum. Das setzt sich am Ende durch.”
Somit ist auch die Hoffnung von Höhner-Frontmann Patrick Lück durchaus berechtigt: „Wir starten mit einer großen Portion Euphorie und Freude. Und wir hoffen, dass das Publikum das mitträgt.“ Ob Bläck Fööss, Höhner oder Räuber – das kölsche Publikum lässt die „Jungen“ von den „alten“ Bands mit Sicherheit nicht im Stich.