Auch in der Kategorie Rede gibt es einen Närrischen Oscar. Das Publikum hat die Wahl, welcher Bütt-Vortrag besonders gelungen ist. EXPRESS.de hat sich schon ein paar Reden angehört und gibt einen ersten Überblick.
Närrischer Oscar 2025Oper, Trump, Ampel-Aus, Gendern: Diese Gags präsentieren die Bütt-Stars
Das Rennen um den Närrischen Oscar 2025 ist eröffnet. Wer sind die Besten im Kölner Karneval? Die Jecken sind wieder gefragt, ihre Stimmen abzugeben. EXPRESS.de feiert dabei ein jeckes Jubiläum: 55 Jahre Närrischer Oscar.
Erstmals gibt es die Trophäe in diesem Jahr in fünf Kategorien. Traditionell kann wieder in den Sparten „Band“, „Rede“ und „Tanz“ abgestimmt werden. Neu sind in diesem Jahr die Oscars in den Kategorien „Solo“ und „Newcomer“.
Närrischer Oscar wird 2025 in fünf Kategorien vergeben
Gerade für die Menschen in der Bütt ist die Session besonders herausfordernd. Eine Bundestagswahl vier Tage vor Weiberfastnacht bietet viele aktuelle Entwicklungen, auf die die Rednerinnen und Redner reagieren müssen.
Was erwartet die Jecken in den Sälen? EXPRESS.de hat bereits zahlreiche Reden gehört und gibt einen ersten Überblick über Themen und Gag-Qualität.
Guido Cantz: Der Mann mit den platinblond gefärbten Haaren startet in eine jecke Jubiläumssession. Seit 1992 ist er im Karneval aktiv, feiert nun sein 33-jähriges Bühnendasein. „Damals gab es die Gage nach dem Auftritt noch in bar im Umschlag. Wenn sich der Schatzmeister schon schön die Rüstung lackiert hatte, konntest du Glück haben und du bekamst den Umschlag für die Höhner“, blickt er zurück.
Angefangen hat der Bütt-Star aus Porz als „Mann für alle Fälle“. Und auch in diesem Jahr ist seine Rede ein bunter Querschnitt durch viele Themen. „Wir sind die Stadt mit K und alles mit K ist lustig: Karneval, Katholische Kirche, Kardinal, Klüngel. Und wir sind der Wahlkreis von Karl Lauterbach. Hier können Vegetarier einen halven Hahn essen. Überall gibt es einen Zollstock im Baumarkt, nur wir haben einen Baumarkt in Zollstock.“
Cantz gönnt sich einen breiten Ausflug in die Politik. „In Amerika wird ein vorbestrafter Lügner Präsident. Das gab’s bisher nur beim FC Bayern München“. Donald Trump bekommt sein Fett ebenso wie die Ampel-Politiker und Kanzlerkandidaten weg. Einen Schlagzeilenwunsch hat er auch: „Ich möchte lesen ‚Kanzler Cantz kann’s‘. Ich weiß nicht, ob es dann besser wird, aber lustiger“. Der TV-Star imitiert Herbert Grönemeyer, spricht über einen One-Night-Stand und platziert noch eine wichtige Botschaft: „Wir sind in Deutschland ein Rechtsstaat und kein rechter Staat.“
Volker Weininger: Der „Sitzungspräsident“ braucht erneut viel Kondition. „Es gibt ja so einen Spruch: Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Ich finde, man muss ja nicht jeden Scheiß mitmachen“, sagt er. „Einen Filmriss hatte ich das letzte Mal, als wir beim Skatspielen Brennspiritus getrunken haben. Ich dachte mir nur: Der Riesling hat aber Bums.“
Der Präsident der KG Raderdolle Sprittköpp von 1403 e.V. führt das Publikum wieder durch die Erlebnisse mit seinen Freunden, beispielsweise Hermann. Ausführlich gibt es einen Einblick auf einen eskalierten Kegelabend. „Wir kegeln jeden Dienstag von 14 bis 23 Uhr. Das ist Hochleistungssport, wir sind ja nur drei Mann“.
Der ungekrönte König im 0,2-Liter-Sprint hält das Tempo am Glas gewohnt hoch und zeigt, dass seine Freunde ein Leben am Intelligenzminimum führen.
Marc Metzger: Auch der „Blötschkopp“ möchte in schwierigen Zeiten einfach gute Laune verbreiten. „Lachen gibt Kraft und ist Medizin für die Seele“, lautet seit Motto. Daher kommt der Clown auch wieder vom Hölzchen aufs Stöckchen. „Darf jemand, der Moses heißt, bei Ebay mehr als zehn Gebote abgeben? Warum dürfen alle zum Pfarrer Vater sagen, nur die eigenen Kinder nicht?“
Privat ernährt sich der Komiker sehr gesund. In der Bütt dürfen Witze über Veganer aber nicht fehlen. „Ich esse gern Fleisch. Ich heiße Metzger, ich kann mich ja nicht selbst belügen.“ Die Unzufriedenheit der Menschen ist ihm ein Dorn im Auge. Auch die berühmten Kölner Dauerthemen – Opern-Renovierung, Fahrradspuren – dürfen nicht fehlen. Schließlich bekommt auch noch die Ehefrau einige mit. „Man darf ja auch zu Hause nichts mehr sagen“, klagt der Mann im karierten Jackett.
Martin Schopps: Der studierte Lehrer geht in seine 25. Karnevalssession. Hinter ihm liegt sein 50. Geburtstag. „Ein krasses Alter, für viele der Start in die Midlife-Crisis. Der Mann versucht sein Jagdrevier zu erweitern, obwohl er merkt, dass die Munition knapper wird.“
Auch wenn er seit zehn Jahren nicht mehr unterrichtet, gehören Erlebnisse mit Schülern beim Sportfest und der Rechtschreibung sowie mit den Helikoptereltern („Das sind Planierraupen mit 24/7-Überwachung“) weiterhin zum Programm. Das Thema Kölner Oper ist ebenfalls dabei, zudem der Bundestagswahlkampf mit Robert Habeck – „der Küchentisch-Goethe, die philosophierende Wärmepumpe.“
Seit Jahren beschließt Schopps seinen Auftritt mit einem Krätzchen, in dem er einen Blick ins Jahr 2040 wagt. „Endlich Gerechtigkeit im Fußball-Land. Wegen 50+1-Verstoß wurde Leverkusen der Titel aberkannt. FC hat Schadensersatz bekommen. Haben sie wenigstens damit einen ordentlichen Transfer hinbekommen? Leider nicht!“
Jörg Runge: „Dä Tuppes vum Land“ bleibt der Reimrede treu. Und da geht es einmal durch die ganze Themenlage. „Die kölsche Version von Dubai-Schokolade ist Nussschokolade mit Zwiebelmett“. Die Trump-Wahl, das Ampel-Aus, die Automobil-Krise, Elon Musk, Gendern – Anlässe für spitze Bemerkungen gibt es genug.
Auch die Vergabe der Fußball-WM nach Saudi-Arabien kommt vor: „Liebe FIFA, ich sag’s unbenommen: Die Korruptions-WM habt ihr schon gewonnen.“ Der Kommunikationstrainer legt wieder den Finger in die politischen Wunden und kritisiert die Obrigkeit scharf. Da muss das Publikum schon aufmerksam zuhören, damit die Pointen ankommen.
Daher gönnt sich Runge auch einen längeren Kommentar zur Kampagne „Ruhe im Saal – mehr Respekt für Redner“. Seine Erkenntnis: Was in den Sälen passiert, ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. „Es fehlt an Kultur, es fehlt an Respekt.“
In den Sälen treten noch viele weitere in die Bütt. Die EXPRESS.de-Redaktion hat eine erste Vorauswahl getroffen. Doch jetzt hat das Publikum das Wort.
Jetzt hat das Publikum die Qual der Wahl. Wer tritt besonders überzeugend auf? Wer hat den Saal im Griff? Wer erhält den lautesten Applaus?
Bis zum 9. Februar 2025 um 24 Uhr kann bei Kölns größtem jecken Karnevals-Wettkampf abgestimmt werden. Bis dahin zählt jede Stimme im Kampf um den Närrischen Oscar.