Kölner KarnevalNerv getroffen: Viel Zuspruch für Kritik am „Event-Fastelovend“

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Besteht der Kölner Karneval nur noch aus Party? Diese Frage wird derzeit heiß diskutiert.

von Bastian Ebel  (bas)

Köln – Da hat jemand wohl einen Nerv getroffen. In der Debatte um „Event-Karneval“ und die Kritik von Micky Brühl (hier lesen Sie mehr) diskutieren immer mehr Jecken über die Entwicklung des Sitzungskarnevals. Ist es zu laut geworden? Ist das Maß aller Dinge, ähnlich wie bei der Tanzgruppen-Diskussion, „höher, schneller weiter“?

Kölner Karneval: Der Mehrheit ist es zu laut

Für viele Jecken steht fest: So ganz Unrecht hat Micky Brühl wohl nicht. Das sagt auch eine nicht repräsentative Umfrage bei www.express.de: Bis zum Dienstagmittag (4. Februar 2020) stimmten über 3000 User ab: Knapp 66 Prozent unterstützten da die Meinung des Sängers.

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Musiker Micky Brühl.

„Ich bin nicht unbedingt Fan von Micky Brühl, aber ich stimme ihm 100 %-ig zu“, schreibt Conny Möritz. „Ich setze in diesem Jahr beim Sitzungskarneval aus. Ich hab keine Lust auf „bum bum bum“. Fünf Stunden Sitzung, dabei ein Redner und eine Tanzgruppe und der Rest Musikgruppen. Die eine geht links von der Bühne runter und die nächste kommt von rechts auf die Bühne.“

Alles zum Thema Funky Marys

Kölner Karneval: Veedel pflegt Traditionen mehr

Allerdings sollte man in der Debatte fein unterscheiden: Es geht um den Sitzungskarneval und nicht die Auswüchse auf den Straßen.

Nicole Dobbelgarten sagt: „Das ist doch gar kein Karneval mehr in den großen Sälen, das ist doch nur noch Ballermann. Da feier‘ ich lieber bei uns im Veedel und gehe auf keine Sitzungen.“ Überhaupt stellen viele Jecke fest, dass die kleinen Veranstaltungen im Veedel den Charme des „alten“ Karnevals besitzen.

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Auch die Funky Marys setzten neben den Songs auf Showeinlagen wie zum Beispiel Konfetti.

Kölner Karneval: „Aneinanderreihung von Kurzkonzerten“

„Es gibt schon noch Veedelskarneval, wo es richtig schön und konventionell zugeht“, sagt auch Gaby Schäfer.

Gabie Kasper berichtet von ihrem Sitzungserlebnis: „Ich war am Wochenende das letzte Mal auf einer sogenannten Sitzung. Das sind nur noch aneinandergereihte Kurzkonzerte von Bands. Laut und irgendwie aggressiv. Hat mit Karneval fast nix mehr zu tun. Ich mag Musik, aber unter einer Sitzung versteh' ich was anderes. Den leisen Witz, Schunkeln, lustige Zwiegespräche, Tanzmariechen, Musik die auch mal ans Herz geht . Wenn sich das alles die Waage hält, macht auch ein Partysong Spaß. Aber zur Zeit bleib‘ ich lieber fern!“

Kölner Karneval: Flüstersitzungen werden gelobt

Rosi Hamacher: „Es hat ja wohl einen Grund, warum es immer öfter Flüstersitzungen gibt. Hört endlich mit dem Karneval das ganze Jahr auf und kommt wieder zu alten Traditionen zurück.“

Letztlich sei eine gute Mischung und ein verantwortungsvoller Programmgestalter/Literat ein wichtiger Faktor, beschreibt es Dirk Borutta. „Ich finde, dass inzwischen auch viele Karnevalisten gezielt auch Sitzungen im „alten“ Stil suchen. Es gibt auch Sitzungen, welche ausverkauft sind, obwohl nur zwei oder drei Bands gebucht sind. Ich denke, es kommt auf eine gute Mischung an. Für mich ist es perfekt, wenn klassischer und aktueller Karneval eine Symbiose bilden, denn das ist Karneval, ruhig bis ausgelassen, nachdenklich bis verrückt.“

Kölner Karneval: Jörg Runge sieht positiven Trend in den Sälen

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Jörg Runge alias „Tuppes vom Land“ nahm das Publikum in die Pflicht, das immer höhere Ansprüche an die Künstler stellt.

Party und zu viel Show oder doch eher Brauchtum? Für Büttenredner Jörg Runge hat sich beim Sitzungskarneval schon etwas getan. „Meine wichtigste Erkenntnis der zurückliegenden Wochen: Die Leute hören zu (!!!) und feiern die Büttenrede“, sagt er.

Runge war einer der Redner, die in den vergangenen Jahren ab und zu den Respekt durch das Publikum kritisiert haben. Doch da stellt er schon eine deutliche Besserung fest. „Oft reguliert das Publikum sich selbst und gegenseitig durch ein freundliches 'Pssst...', weil man dem Redner aufmerksam zuhören möchte. Natürlich gibt es den einen oder anderen Saal, in dem es mal etwas lauter zugeht. Aber das scheinen tatsächlich die Ausnahmen zu sein.“