Kölner Zugleiter teilen GeheimnisseEin fliegendes Handy und eine verschluckte Zahnpastatube

Talkrunde bei der karnevalistischen Matinee in der Philharmonie.

Der neue Zugleiter Marc Michelske (l.) sprach am Sonntag (19. Januar 2025) bei der karnevalistischen Matinee in der Philharmonie mit seinen Vorgängern Alexander von Chiari, Christoph Kuckelkorn, Alexander Dieper und Holger Kirsch (v.r.).

Im Rahmen der karnevalistischen Matinee zugunsten des Kölner Rosenmontagszuges trafen gleich fünf Zugleiter bei einer Gesprächsrunde aufeinander. Dabei enthüllten sie ein paar nette Geheimnisse.

Nach einem emotionalen Abend und vielen ausgelassenen Festen waren die Augen beim einen oder anderen Gast zugegebenermaßen noch etwas klein. Auch der Stimme von Prinz René I. war wieder deutlich anzuhören, dass wilde Stunden hinter ihm lagen.

Doch das bunte Programm bei der karnevalistischen Matinee weckte am Sonntagmorgen (19. Januar 2025) die über 1500 Gäste in der Philharmonie schnell richtig auf. Wie immer gab es ganz besondere kölsche Tön für den guten Zweck. Intendant Louwrens Langevoort konnte am Ende einen Scheck über 25.000 Euro für den Rosenmontagszug überreichen.

Philharmonie spendete 25.000 Euro für den Kölner Rosenmontagszug

Der Jugendchor St. Stephan und die Lucky Kids präsentierten zu Beginn noch einmal ihr „Traum-Medley“ von der Prinzenproklamation. Ein besonderer Höhepunkt war zudem der gemeinsame Auftritt der Orchesterleiter Matthias Hesseler, Markus Quodt und Michael Kuhl, die unter anderem das „Veedel“ zusammen spielten.

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Besonders amüsant wurde es, als Moderator Marc Michelske vier seiner Vorgänger als Zugleiter zu einer kleinen Talkrunde bat. Vor seiner Premiere an Rosenmontag wünschte er sich noch ein paar Tipps und bekam sie aus erster Hand. Alexander von Chiari war 16 Jahre Zugleiter und blickte auf die Anfänge der Kommunikation zurück.

„Heute trägt der Zugleiter ein Headset, mit dem er mit 25 Stationen im Zug verbunden ist, um Informationen zu bekommen, ob der Zoch irgendwo ein Loch hat oder stockt. Ich musste früher noch den WDR mit dem Handy anrufen, um mitzuteilen, wann wir am Dom ankommen, wo die Kameras standen, damit man pünktlich auf Sendung gehen konnte.“

Doch dann passierte es. Vor einer Tribüne mit besonders einflussreichem Publikum wurde geworfen, was die Kamelleboxen hergaben. Dabei ging sogar das Zugleiterhandy mit über Bord. „Das Telefon habe ich nie mehr wiederbekommen, dafür aber die Rechnung. Der Finder hat sich damit durch die halbe Türkei telefoniert. Und damals kostete das noch einiges.“

Der Jugendchor St. Stephan begeisterte das Publikum.

Die Lucky Kids und der Jugendchor St. Stephan präsentierten noch einmal ihr „Traum-Medley“.

Christoph Kuckelkorn übernahm den Zugleiterjob 2005. Er schwärmte von den Momenten, wenn nachts um 3 Uhr die Wagen aus den Hallen am Maarweg rollen und mit Polizeieskorte zu den Aufstellplätzen fahren. „Man bringt in die noch schlafende Stadt dieses Geschenk des Rosenmontagszuges. Das ist ein bezaubernder Moment und hat was von Weihnachtszimmer.“

Aber auch beim heutigen Festkomitee-Präsidenten lief nicht alles glatt. Einmal wollte ein Traktor nicht anspringen. Durch die Überholmanöver der anderen geriet die Reihenfolge des Zuges komplett durcheinander. Zudem berichtete Kuckelkorn von einer Panne 2009, als ein Wagenbauer erst in der Nacht fertig geworden war und eine nackte Angela Merkel entworfen hatte. Sein Rat deshalb an Michelske: „Schau dir die Wagen vor dem Richtfest an, bevor die Öffentlichkeit sie zu sehen bekommt.“

Die Leiter der Saalorchester spielen gemeinsam.

Ein echtes Novum: Die drei Orchesterleiter Matthias Hesseler, Michael Kuhl und Markus Quodt (v.l.) spielten gemeinsam auf der Trompete.

Alexander Dieper erzählte von seinen Erlebnissen mit Astronaut Alexander Gerst, der 2019 nicht der einfachste Gast gewesen sei. Holger Kirsch hatte auch noch eine wunderbare Anekdote parat. Als an Weiberfastnacht 2022 die Entscheidung gefallen war, dass aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine der im Rhein-Energie-Stadion geplante Zug ausfallen wird und stattdessen eine Demo in Köln stattfinden soll, machte er sich auf den Weg zum Kölner Polizeipräsidenten.

Das Kölner Dreigestirn bei der karnevalistischen Matinee in der Philharmonie.

Auch das Kölner Dreigestirn war unter den Gästen in der Philharmonie. Das Kinderdreigestirn hatte ebenfalls einen Auftritt.

„Ich hatte zuvor jedoch die Straßensitzung in Flittard geleitet. Als ich in Kalk auf den Polizeipräsidenten wartete, fiel mir ein, dass ich ja schon drei, vier Kölsch intus hatte. Da habe ich in meiner Hosentasche gekramt, wo ich eine kleine Reisezahnpasta fand. Die habe ich komplett aufgegessen“. Als traditionelle Geste übergab Kirsch an Michelske noch die Manschettenknöpfe, die jeder Zugleiter trägt.

Die Tanzgruppe Kölsch Hänneschen, die Knippschaft und Kasalla rundeten den bunten Vormittag in der Philharmonie ab. „Uns fliegen seit der Proklamation die Herzen zu“, sagte Kölns Prinz. „Die Menschen sind sehr sensibel für Werte wie Respekt, Vielfalt, Toleranz und ein wertschätzendes Miteinander. In den nächsten Wochen steht einiges bevor. Es ist eine Frage der Demokratie und des Karnevals, dass wir selbstverständlich für Freiheit, Frieden und die Vielfalt stehen.“