Vor wenigen Tagen haben Behörden ein türkisches Café in Köln-Ehrenfeld versiegelt. Jetzt spricht der Inhaber.
Kölner VeedelNach Razzia in türkischem Café: Jetzt spricht der Besitzer
Köln. Das Café „Saray“ am Ehrenfeldgürtel ist ein Ort, zu dem man früher „Gastarbeitercafé“ sagte. Seit mehr als 40 Jahren treffen sich hier Türken der ersten, zweiten und mittlerweile auch dritten Generation, aber auch deutsche Gäste trinken schon mal einen Raki oder ein Bierchen.
Vor allem Rentner des Veedels fühlen sich wohl im schlichten Flachbau. Sie kommen für ein Schwätzchen, ein Glas Tee, eine Partie Tavla (Backgammon) oder gucken TV-Sport. Von jetzt auf gleich hat die Stadt Köln die Sache beendet. Razzia! Das Lokal wurde versiegelt! Betreiber und Gäste erheben nun schwere Vorwürfe gegen die Behörden.
Razzia in Köln: Betreiber von türkischem Café erhebt Vorwürfe gegen Behörden
Geballt waren das Hauptzollamt, die Polizei, die Kämmerei, die Bauaufsicht und das Ordnungsamt an einem Samstagabend mit Einsatzwagen angerückt. Das „Saray“ war eins von mehr als zehn Objekten, die durchsucht wurden. „Wir dachten, was ist denn jetzt? Die Gäste bekamen Angst“, sagt Betreiber Murat Aladag (45). „Wir sind ein einfaches Café und zeigen Fußballspiele live und sind weder eine Zockerbude, noch ein Drogenumschlagplatz. Wir fühlten uns kriminalisiert.“
Er selbst betreibe das Lokal, das eine feste Institution ist, seit 2005. Aladag: „Das Café gehört zum Tagesprogramm Hunderter Menschen hier. Die wissen jetzt gar nicht mehr, wohin sie sollen. Ihnen fehlt dieses Zentrum.“
Fakt ist: Wie die Stadt Köln am Tag nach der Razzia am 4. September in einer Pressemitteilung verbreitete, richteten sich die massiven Kontrollen gegen Shisha-Bars im Stadtteil Ehrenfeld. Wie das „Saray“ auf die Liste kam – unklar. Wasserpfeifen gibt es hier nicht.
Schließung von Kölner Café wegen angeblicher Brandschutzmängel
Nach einer halbstündigen Begehung wurde das Lokal geschlossen und versiegelt, alle Gäste nach Hause geschickt. Begründung: Brandschutzmängel. Auf EXPRESS.de-Nachfrage teilte die Stadt genauer mit: „Die Feuerschutzabschlüsse im Untergeschoss und Erdgeschoss wurden nicht entsprechend errichtet. Das barrierefreie WC wurde nicht entsprechend errichtet. Das Damen-WC wurde nicht errichtet.“
Murat Aladag wehrt sich: „Bei mir sind überall Brandschutztüren eingebaut. Modell T30. Jetzt hieß es, die Richtlinien hätten sich geändert. Nötig sei jetzt eine Tür T30 RS. Aber dafür muss man doch keinen Laden schließen. Man könnte den Betrieb weiterlaufen lassen und erklären, dass die Türen bis zu einem gewissen Zeitpunkt ausgetauscht werden sollten.“
Auch beim Punkt „barrierefreies WC“ widerspricht der Gastronom. Das Lokal habe eine behindertengerechte Toilette. Und diese würde zudem zusätzlich von weiblichen Gästen benutzt. „Erst kürzlich hat sich eine Passantin, die auf Toilette wollte, bedankt und die Toilettenanlage ausdrücklich gelobt.“
Den ganzen Sommer war die gläserne Außenfront des Cafés auf ganzer Breite geöffnet, Terrassentische waren aufgestellt. Jetzt müssen erstmal alle warten – bis die neuen Brandschutztüren eingebaut sind …