Der Zuwachs durch ukrainische Kinder ist für viele Schulen eine neue Herausforderung. Im Fall der Gesamtschule Köln-Lindenthal führte ein Fall zu Unstimmigkeiten zwischen Eltern und Schulleiter.
Streit an Kölner SchuleFall um ukrainischen Jungen (11) erhitzt die Gemüter, Eltern auf dem Baum
Der Fall eines geflüchteten Jungen aus der Ukraine beschäftigt derzeit einige Eltern, deren Kinder die Gesamtschule in Köln-Lindenthal besuchen.
Es geht dabei um den elfjährigen Viktor (Name geändert), der mit seinem kleinen Bruder (5) und seiner Mutter aus der ukrainischen Heimat geflohen ist. In Köln hat die Familie bei einer Freundin Schutz gefunden. Während der kleine Bruder den Kindergarten besucht, ist Viktor in die siebte Klasse der Gesamtschule Lindenthal auf der Berrenrather Straße gekommen.
Köln: Eltern der Gesamtschule in Lindenthal in Aufruhr
Zwei Wochen ging der Junge auf die Schule, bevor die Familie informiert wurde, dass er im Zuge der Schulvermittlung des Schulamtes fortan einer anderen Schule, der Realschule Euskirchener Straße, zugeteilt worden sei.
Aufgebrachte Eltern der Gesamtschule haben sich deshalb an EXPRESS.de gewandt. Sie können nicht verstehen, warum Viktor nicht mehr die liebgewonnene Schule besuchen darf. Schließlich habe der aufgeschlossene Junge dort sofort Anschluss gefunden, habe große Lust gehabt, zu lernen.
Es wurde zudem berichtet, dass eine engagierte Lehrerin Einzelförderung für den Jungen beantragt habe, diese auch genehmigt worden sei. Die Eltern werfen dem Schulleiter vor, die Beschulung des ukrainischen Jungen nicht unterstützt zu haben.
Die Schulpflegschaft der Gesamtschule Lindenthal soll sich laut Angaben der Eltern von den Entscheidungen des Schulleiters distanzieren und darum kämpfen, den Jungen an die Schule zurückzuholen. An seiner neuen Schule sei der 11-Jährige nämlich sehr unglücklich.
„Er möchte zurück“, erzählt eine Mutter. Weiter informiert sie am Mittwoch (30. März 2022) über die aktuelle Situation des Jungen: „Er ist mittlerweile schon in eine Regelklasse aufgenommen worden, weil er so fit ist.“
Sie appelliert, dass in so einer Situation doch der Einzelfall betrachtet werden müsse. Es sei wichtig, den Menschen aus der Ukraine ihren Start in Köln so angenehm wie möglich gestalten – das sei durch den Schulwechsel gehörig schiefgegangen.
Kölner Schulleiter über Schulzuweisung des ukrainischen Jungen
EXPRESS.de hat beim Schulleiter Klaudius Zdriliuk nachgefragt und ihn mit den Vorwürfen konfrontiert. „Uns war vorerst daran gelegen, den Jungen unbürokratisch aufzunehmen und zu helfen. Grundsätzlich fehlen jedoch Ressourcen in Form von Räumen, Personal und Material. Dass das menschlich enttäuschend ist, verstehe ich“, so der Schulleiter der 2019 gegründeten Schule.
Zdriliuk empfinde es als sinnvoller und zielführender, dass Viktor mit anderen ukrainischen Kindern die deutsche Sprache erlernt. „Ich verspreche mir für den Jungen Integration durch die Sprachfördergruppe an der Realschule“, erklärt er. Aufgrund der ungewissen Zukunft müsste das Ziel sein, dass die ukrainischen Kinder die deutsche Sprache auf A1-Niveau erlernen.
„Ich muss auf mein System gucken und schauen, wie ich dem gerecht werden kann. Ich kann aus verschiedenen Gründen nicht bieten, Deutsch beizubringen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir uns der Verantwortung für zugewanderte Menschen entziehen. Wir wollen bereitstehen, aber es muss leistbar sein“, so Zdriliuk.