Merci!Warum ist der Kölner so tolerant? Die Antwort hat mit Napoleon zu tun

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Napoleon Bonaparte (1769-1821), Kaiser der Franzosen

von Chris Merting  (mert)

Köln – Die Kölner sind eigentlich unregierbar. Viele haben es versucht: die Römer, die Franken, die Preußen, die Reker.

Doch ein Regent hat die Stadt umgekrempelt und geprägt wie kein anderer: Napoleon Bonaparte. Der kleine Korse war ein Großer. Am Donnerstag, 15. August, feiert Napoleon seinen 250. Geburtstag – allerhöchste Zeit, dass Köln mal Merci sagt!

Die französischen Revolutionstruppen konnten 1794 kampflos in Köln einziehen, die lotterhaften Stadtsoldaten, Vorläufer der Roten Funken, hatten keine Lust auf Widerstand – Wat soll dä Quatsch? Dieser Geist regiert heute noch bei den Funken.

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Erfinder der Kölner Lichter

Den Truppen Napoleons verschlug es beim Einzug die Sprache. Innerhalb der Stadtmauern betrieben die Kölner Landwirtschaft. Kühe und Schweine irrten durch die Gassen, vor den Häusern stapelte sich der Mist. Schluss damit! Per Dekret mussten Schweine sofort an die Leine oder in den Stall. Es wurde verboten, Unrat sowie tierischen und menschlichen Kot auf die Straße zu schütten. Alles wurde abgefahren: Das war die Geburtsstunde der Kölner Müllabfuhr.

Die Bewohner Kölns wurden abends zur Beleuchtung der Gassen und Straßen verdonnert: Voilà, die „Kölner Lichter“.

Die Geschichte von 4711

Köln war ein Gewirr von Straßen ohne Namen. Wer soll da was finden? Die Franzosen fingen sofort an, Straßen und Häuser durchzunummerieren. Das Duftwasser aus dem Haus Nummer 4711 profitiert noch heute als „Eau de Cologne“ von dem genialen Zug.

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Die Truppen Napoleons nummerierten die Häuser durch. Die Glockengasse 4711 wurde zur bekanntesten Adresse Deutschlands.

Napoleon fackelte nicht lange: Er setzte die Trennung von Staat und Kirche durch. Er lüftete das katholische Bollwerk Köln durch: Über Jahrhunderte unterdrückte Juden und Protestanten atmeten auf.

Ab zum Standesamt!

Erst Standesbeamter, dann Pfarrer: Dass religiöse Eheleute heute zweimal „Ja“ sagen – einmal vor dem Staat, einmal vor Gott – geht auch auf Napoleon zurück. 1798 wird in den besetzten rheinischen Provinzen die verpflichtende Zivilehe eingeführt. Eine rein kirchliche Trauung war hier nicht mehr gültig.

Der Herrscher war ein genialer Gesetzgeber: In seinem Zivilgesetzbuch „Code Civil“ übernimmt er einige Grundideen der Französischen Revolution, etwa die Gleichheit vor dem Gesetz. Er bleibt eine der Grundlagen des 1900 für ganz Deutschland eingeführten Bürgerlichen Gesetzbuches.

Der Code Civil ersetzte das Ständerecht, die allgemeine Gewerbefreiheit das mittelalterliche Zunftwesen mit all seinen Beschränkungen.

Elle und Zoll – in jeder Stadt zudem andere, adieu! In napoleonischer Zeit setzt das metrische System zu seinem späteren Siegeszug an. Maße wie Meter, Liter und Gramm werden eingeführt.

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Napoleon Bonaparte hat Köln aufgemischt.

Der Korse prägte die heutige kölsche Mentalität

Das ging aufs Gemüt: Die Kölner gelten heute als weltoffen, tolerant und skeptisch gegenüber allen Obrigkeiten bis hin zur Unregierbarkeit. Forscher des Landschaftsverbandes Rheinland meinen, dies habe viel mit einem kleinen Franzosen zu tun: Der Kölsche erlebte erstmals, dass es eine Alternative zur starren, überholten Autorität von Adel und Kirche gibt.„Das war aus den Köpfen der Rheinländer nicht mehr herauszubekommen. Bis heute“, urteilte Prof. Jürgen Wilhelm, Herausgeber des Bandes „Napoleon am Rhein“.

20 Jahre regierten die Franzosen. Der Experte: „Mehr radikale Umwälzungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur hat es in der Geschichte des Rheinlands nie gegeben.“