Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker kritisiert die zunehmende Verwahrlosung der Innenstadt. Ein Rundgang gibt ihr Recht.
„Immer schlimmer“Rundgang durch die Kölner Innenstadt zeigt das ganze Elend
Köln versinkt im Chaos! Ein Rundgang durch die Kölner Innenstadt zeigt die erschreckende Verwahrlosung und stimmt damit Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu.
Die Domstadt kämpft mit übel riechenden Haltestellen, verdreckten Aufzügen und aggressivem Betteln. „Ich sehe eine zunehmende Verwahrlosung der Stadt“, hatte Reker in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt.
Köln: Rundgang durch die Innenstadt zeigt das ganze Elend
Die Beschreibung der Zustände im Hauptbahnhof und seiner Umgebung trifft genau ins Schwarze. Ein Mitarbeiter der Reinigungsfirma Opti hat ein fast tägliches Ritual: Lumpen aufklauben, die von Obdachlosen zurückgelassen wurden, und dann angewidert den Kot und Urin beseitigen. „Jeden Tag gehe das so“, meint der Mitarbeiter, und es werde „immer schlimmer“.
Während zwei Frauen mit Kinderwagen den Fahrstuhl betreten, ziehen sie die Stirn kraus: „Wir haben es überlebt“, sagen sie und eilen davon. Die Domtreppe und der Roncalliplatz sind nicht besser dran. Dort prallen Besucherinnen und Besucher auf Müll und Vagabunden.
Der Weg durch die Einkaufsstraßen Hohe Straße und Schildergasse wird zur Geduldsprobe. Zahlreiche Bettlerinnen und Bettler strecken ihre Pappen entgegen und bitten um „Geld für Essen“.
Kioskinhaber Paulo Santo zeichnet am Neumarkt ein düsteres Bild vom einst beliebten Treffpunkt. „Hier hängen mindestens 150 Drogenabhängige rum“, sagte er.
„Die Stadt eröffnet hier einen Drogenkonsumraum, kümmert sich aber anschließend um gar nichts.“ Sein Kiosk leidet, Anwohnerinnen und Anwohner umliegender Geschäfte klagen ebenfalls. Der Neumarkt hat sich in einen Ort unkontrollierter Drogen- und Bettelaktivitäten verwandelt. Santo berichtet von drastisch gesunkenem Umsatz und aggressivem Betteln.
OB Reker sieht keinen Ausweg: „Mir fehlt die Ordnung, aber ich bin keine Fürstin, die per Dekret verordnet.“ Der Verfall der Innenstadt ist offensichtlich, und die Herausforderungen bleiben ungelöst. Die Stadt hat immerhin einen zentralen Drogenkonsumraum, doch das seit Jahren anhaltende Elend auf den Straßen bleibt.
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Dem KVB-Servicemitarbeiter zufolge sammele sich Dreck, und Fahrräder hängen kopfüber am Treppenabgang. Die wenigen Maßnahmen, wie Schutzzonen um den Dom, greifen nicht. OB Reker sieht die Ursachen der Misere als gesamtgesellschaftliches Problem und weiß keine Lösung.
Das U-Bahn-Netzwerk leidet ebenfalls unter dem Verfall. Am Neumarkt verfallen Jugendliche in Apathie, die Stimmung kippt zwischen Aggression und Gleichgültigkeit.
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Unhygienische Zustände schrecken Fahrgäste ab, und der Rückgang der Stadt als lebenswertes Zentrum wird immer deutlicher sichtbar. Die U-Bahn-Station zeigt deutliche Narben dieser Entwicklung, und selbst zentrale Bereiche der Stadt sind davon erschüttert.
Die einschneidende Verwahrlosung ist das Resultat einer übergreifenden Entwicklung, die das Stadtbild prägt und die Bewohnerinnen und Bewohner belastet. Drogenkonsumräume wurden als Lösung gedacht, doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Verzweiflung und chronische Vernachlässigung prägen den Alltag vieler Kölnerinnen und Kölner. (KI/red)