Seit zehn Jahren ZoffKölns berühmtester Baum steht an Denkmal – jetzt schon wieder Wirbel

Platanen am denkmalgeschützten Bahnhof Belvedere in Köln-Müngersdorf.

Die Platanen am Bahnhof Belvedere in Köln-Müngersdorf, hier im Dezember 2024, beschäftigen die Stadt bereits seit etwa zehn Jahren. Jetzt geht der Streit weiter.

Der Streit um die Baumfällung am Bahnhof Belvedere geht weiter – jetzt klagt der BUND.

von Thomas Werner  (tw)

Eigentlich ist die Entscheidung schon gefallen. Der wohl berühmteste Baum in Köln, eine Platane im Stadtteil Müngersdorf, soll (und darf) gefällt werden. Damit wäre ein Streit, der 2014 begann, endgültig beendet.

Doch seit Donnerstag (16. Januar 2025) ist klar: Der Zoff geht in die nächste Runde! Der NRW-Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gegen die Fällung Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht.

Kölner Baum soll gefällt werden – doch jetzt die Klage

Das Problem: Der Baum steht direkt am alten Bahnhof Belvedere – und untergräbt ihn mit seinem Wurzelwerk. Weil der historische Bahnhof unter Denkmalschutz steht, muss er aber geschützt werden. Und die Platane soll die Sanierung behindern. Der Fall ist längst politisch geworden, sein Fortgang seit Jahren ein Streit-Thema.

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Nachdem sich 2014 der Förderkreis Belvedere gebildet hatte und sich für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes engagiert hatte, stellte das Liegenschaftsamt einen Fällantrag für die unterwurzelnde Platane.

Doch der Beirat des Umweltamtes, ein beratendes Gremium, widersprach mit der Begründung, dass sie ein Naturdenkmal sei, sich im Landschaftsschutzgebiet befinde und stehen bleiben könne, wenn der Bahnhof saniert wird. Das Umweltamt verweigerte die Fällgenehmigung.

Die Denkmalschützerinnen und -schützer wandten sich schließlich an den Petitionsausschuss des Landes NRW. Nach Ortsterminen und auf der Basis eines wissenschaftlichen Gutachtens kam dieser zu dem Ergebnis, dass sogar zwei Platanen entfernt werden müssten. Oberbürgermeisterin Henriette Reker wies daher das Umweltamt an, zu fällen, vergeblich.

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Der Umweltausschuss des Stadtrats entschied daraufhin, dass die dicht am Gebäude stehende Platane zu entfernen sei. Die Bezirksregierung teilte mit, sie müsse bleiben. Das Umweltamt fällte nicht. Die Oberbürgermeisterin bereitete einen neuen Ratsbeschluss zur Fällung vor und wurde von der Bezirksregierung zurückgepfiffen.

Bis zum Dezember 2024. Dann war der Baum Thema im NRW-Landtag. Der Vorsitzende des Petitionsausschusses des Landes NRW, Serdar Yüksel (SPD) teilte mit, dass der Regierungspräsident seine Weisung an die OB zurückgenommen habe, wonach der Baum nicht gefällt werden dürfe. Die Tage der umstrittenen Platane seien somit gezählt.

Der Bahnhof Belvedere in Köln-Müngersdorf wurde bereits im 19. Jahrhundert stillgelegt.

Der Bahnhof Belvedere in Köln-Müngersdorf wurde bereits im 19. Jahrhundert stillgelegt.

Das politische Hin und Her ruft nun den BUND auf den Plan. Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW, ist fassungslos: „Es geht hier um mehr als eine Platane. Es ist ein unfassbarer Vorgang, dass die Landesregierung einen Bescheid der Bezirksregierung zum Schutze des Baums aus politischen Gründen zurückziehen lässt und eine Oberbürgermeisterin daraufhin einen Gesetzesverstoß anweist. Gegen diese versuchte Rechtsbeugung gehen wir entschieden vor.“

Mit der Klage gegen die Fällung will der BUND nun vor allem eines: Zeit gewinnen. Sie gelte „zunächst insbesondere zur Sicherstellung der aufschiebenden Wirkung“, heißt es. Das nächste Kapitel im langjährigen Streit hat also offenbar begonnen.

Der Bahnhof Belvedere (auch: Haus Belvedere) ist das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs Müngersdorf. 1839 war der Bau fertig, in den ersten Jahr kam dem Bahnhof eine große Rolle im Schienenverkehr im Rheinland zu. Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde er aber stillgelegt.