„Ich bin superstolz“Kölner Café-Chef musste Auftrag seines Lebens komplett geheim halten

Carmelo Bennardo steht vor seinem Café „Formula Uno“.

Carmelo Bennardo vor seinem Café „Formula Uno“. Er hat einen der größten Barista-Einsätze seines Lebens hinter sich.

Für Carmelo Bennardo stand ein ganz besonderer Auftrag an. Beim Staatsbesuch in Köln sorgte er für italienischen Flair.

von Ayhan Demirci  (ade)

Er hat die Fotos vergrößert, eingerahmt und am Wochenende links und rechts vom Formel-1-Reifen, der sein Lokal prägt, aufgehängt: Mehr geht nicht im Leben eines Deutsch-Italieners!

Carmelo Bennardo (63), Südstadt-Legende und Wirt des Café „Formula Uno“ am Zugweg, hatte die Ehre, beim Staatsbesuch des italienischen Präsidenten der Barista zu sein für Sergio Matterella (83) und den Gastgeber, den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (68).

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Das Bundespräsidialamt hatte einen Barista gesucht, der bei der Schiffsfahrt von Bonn zur Bastei in Köln den Delegationen italienischen Profi-Café zubereitet. Bei der Recherche war man auf das „Formula Uno“ gestoßen: Über Carmelo, dessen Lokal bei großen Fußballturnieren durch Hunderte Tifosi stets zu einem begeisternden „Little Italy“ wird, existieren viele Berichte und auch Filmchen in den sozialen Medien, mit Statements vom Chef – mit typisch italienischem Slang.

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Bei den ersten noch anonymen Anrufen einer Protokoll-Mitarbeiterin aus dem Team Steinmeier muss sich das gute Gefühl bestätigt haben. Ja, hatte der Barista gesagt, er könne ein Café-Catering machen, er brauche nur Strom, das Wasser bringe er selbst mit, in Tanks.

Erst beim vierten Anruf aus Berlin, da befand sich Bennardo gerade auf Palermo („Signora, ich abe Urlaub“) gab sich die Auftraggeberin schließlich als Vertreterin des Bundespräsidialamtes zu erkennen, bat um maximale Diskretion.

Foto mit den beiden Präsidenten hängt an einer Wand im Café.

Das Foto von Carmelo Bennardo mit den Präsidenten Sergio Matterella (l., 83) und Frank-Walter Steinmeier (r., 68) hängt jetzt prominent im Café.

Der Wirt zum EXPRESS: „Ich war baff – und konnte es nicht ganz glauben.“ Erst, als sich wenige Stunden später der italienische Konsul im Lokal vorstellte und Camelos Sohn seinem Vater die Nachricht nach Sizilien meldete, wurde klar: Die Sache ist ernst. Später erfuhr er: Mitarbeiter des Bundespräsidialamts hatten das Kölner Kultlokal zuvor schon mehrfach inkognito getestet (und für lecker befunden).

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Bennardo gesteht: „Von nun an wurde ich jeden Tag nervöser. Was ist, wenn was schief läuft? Es kann ja zum Beispiel immer passieren, dass die Maschine kaputt geht.“

Die Maschine ließ Carmelo Bennardo nicht im Stich. Er richtete seine „Formula-Uno-Espressobar“ auf dem Eventschiff „Poseidon“ der Bonner Schifffahrt ein, am großen Tag vor zwei Wochen unterstützten ihn sein Sohn Christian (32) und seine Tochter Chantal (31).

Stolz servierte der kölsche Italiener seinen „verehrten beiden Präsidenten“ und den First Ladys ihre heißen Getränke nebst Mandelgebäck, auch der italienische Außenminister und die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur gehörten zu den Gästen an Bord.

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Auf Steinmeiers Wunsch erzählte Carmelo Bennardo seine Familiengeschichte; dass sein Vater zuerst in einer Farbenfabrik in Zollstock und seine Mutter bei Stollwerck gearbeitet habe. So wurden aus den Sizilianern die Kölner Südstädter.

Vor 25 Jahren eröffnete Carmelo seine Sportsbar „Formula Uno“. Auch das will er noch feiern. „Ich bin superstolz. Es ist perfekt gelaufen. Und die Präsidenten waren sehr, sehr nett zu uns. Signore Mattarella konnte ich sogar umarmen.“