„Illegaler Zustand“Bau-Affäre um Kölner Kranhaus – müssen alle raus?

Blick auf den Rhein mit den Kranhäusern.

Die Kölner Kranhäuser am 1. Januar 2022 im Kölner Rheinauhafen. Im Kranhaus-Nord (vorne) hängt wegen fehlender Nachweise zum Brandschutz der Haussegen schief.

Die Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen sind weltweit einzigartig. Doch jetzt gibt es Ärger – betroffen ist das Kranhaus-Nord.

von Ayhan Demirci  (ade)

Luxusimmobilie, Prestigeobjekt, modernstes Kölner Wahrzeichen: Die Kranhäuser im Rheinauhafen sind imposante Gebäude der Extraklasse und gelten als Sinnbild edlen Wohnens.

Jetzt kommt heraus: Im nördlichen der drei Kranhäuser herrschen eklatante Probleme rund um den Brandschutz. Die zuständige Stadtverwaltung hat ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet und drängt auf Umsetzung zahlreicher Maßnahmen.

Kölner Kranhaus-Ensemble ist weltweit einzigartig

Zu Details will sich das Unternehmen Pandion, Bauherr des weltweit einzigartigen Kranhaus-Ensembles, nicht äußern. Doch intern ist der Vorgang ein Top-Thema.

Alles zum Thema Rheinauhafen

Nach EXPRESS.de-Informationen kursieren Schreiben des Bauaufsichtsamtes, in denen auf Einreichung von Nachweisen gepocht wird, um den derzeitigen „illegalen Zustand“ zu beheben. Dass in dem im Jahr 2011 fertiggestellten, 77 Millionen Euro teuren Luxusobjekt (60 Meter hoch, 133 Eigentumswohnungen) gegen geltendes Baurecht verstoßen werde, ist für die Pandion AG ein unangenehmer Vorwurf.

Die Stadt droht dem Unternehmen mit Zwangsgeld. Die obere Management-Ebene arbeitet entsprechend an Lösungen. Gegenüber EXPRESS.de erklärte eine Unternehmenssprecherin, man führe „aktuell konstruktive Gespräche mit der Stadt sowie der WEG-Verwaltung, um Lösungen zu finden, die bereits teilweise umgesetzt oder in naher Zukunft umgesetzt werden.“

Während die beiden südlichen Kranhäuser als Büro- und Geschäftshäuser dienen, ist das Kranhaus-Nord – offizielle Anschrift Im Zollhafen 12 - fast ausschließlich dem Wohnen gewidmet.

Kranhaus-Nord: Wurde Brandschutzkonzept nicht umgesetzt?

Nach EXPRESS.de-Informationen steht der Vorwurf im Raum, dass im Kranhaus-Nord ein im Juni 2019 durch die Stadt genehmigtes „fortgeschriebenes Brandschutzkonzept“ nicht ausreichend umgesetzt wurde bzw. erforderliche und zugesicherte Nachweise nicht erbracht wurden.

Dabei geht es unter anderem um sogenannte „Sachkundigenbescheinigungen“ zu Fenstern und Türen, um Wandhydranten, Sicherheitsbeleuchtung, Brandmelde- und Alarmierungsanlagen und weitere Punkte.

Pflichtgerecht und wohl vorsorglich werden die Verantwortlichen auch darauf hingewiesen, dass mangelnder Brandschutz eine Gefahr darstellt für Leib und Leben jeder Person, die sich im Gebäude befindet. Zu der Frage, wie es zu den Versäumnissen kommen konnte, will sich Pandion – das Unternehmen betreibt aktuell Kölner Großprojekte wie die Entwicklung des Max-Becker-Areals in Ehrenfeld – mit Verweis auf den „laufenden Sachverhalt“ nicht weiter äußern.

Müssen Bewohner und Bewohnerinnen bis zur Klärung die Wohnungen verlassen?

Nach EXPRESS.de-Informationen aus dem Umfeld der Bewohner und Bewohnerinnen ist die Bauaufsicht auch an die Hausverwaltung des Kranhauses herangetreten, mit der Bitte, die Namen der Mieter und Mieterinnen bzw. Nutzer und Nutzerinnen der Wohnungen zu benennen – diese will man anschreiben, um vor Ort weitere Inspektionen durchzuführen.Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Der Gipfel der Kranhaus-Posse: Die Stadt lässt demnach die Hausverwaltung wissen, nach „erfolgter Prüfung der Sach- und Rechtslage grundsätzlich ein bauordnungsbehördliches Einschreiten – mit dem Ziel einer Nutzungseinstellung aller Wohn- und Geschäftseinheiten des Gebäudes in Erwägung zu ziehen.“

Heißt: Die Bewohner und Bewohnerinnen müssten bis zur Klärung aller Fragen die Wohnungen verlassen. Dass es dazu tatsächlich kommen könnte, halten die Beteiligten indes für unwahrscheinlich. Dennoch ist aus dem Kreis der Kranhausbewohner zu vernehmen, dass man sich eine „zügige Erledigung“ der Angelegenheit wünscht.

Das sagt die Hausverwaltung des Kranhauses

Claudio Schmidt, Geschäftsführer der Hausverwaltung des Kranhauses, der Fontenay Management GmbH in Hamburg, teilte auf eine detaillierte EXPRESS.de-Anfrage lediglich mit, man arbeite mit der Stadt „vertrauensvoll und kooperativ“ zusammen: „Auch zwischen der WEG und Pandion fanden bereits konstruktive Gespräche statt. Auch hier bitten wir um Ihr Verständnis, dass zu laufenden Sachverhalten keine weitergehenden Auskünfte an Dritte erteilt werden können.“

Eine Sprecherin der Stadt Köln erklärte mit Hinweis auf ein „laufendes bauordnungsbehördlich zu führendes Einschreitverfahren“, keine inhaltlichen Details zur Verfügung stellen zu können. Bei den anderen beiden Kranhäusern seien im Gegensatz zum Kranhaus-Nord alle Baugenehmigungen „vollständig abgewickelt“.