Hier kleideten sich die Stars einKölner Mode-Institution gibt nach 28 Jahren auf – „viele bestürzt“

Außenansicht von Borgards Herrenladen in Köln.

Ende einer Mode-Institution: Durch das Gerüst am Gebäude ist der Räumungsverkauf von Borgards Herrenladen in der Apostelnstraße beim Vorbeigehen schnell zu übersehen.

Nach 28 Jahren hat Designer und Einzelhändler Detlev Bernert genug. Er schließt Borgards Herrenladen im Herzen von Köln. Viele Stars kauften in der Vergangenheit dort die einzigartige und extravagante Mode. 

von Marcel Schwamborn  (msw)

Kölns Einzelhandels-Landschaft verliert wieder einen außergewöhnlichen Farbtupfer. Nach 28 Jahren schließt Borgards Herrenladen in der Apostelnstraße. Eine Institution gibt auf. Auf zwei Etagen und über 100 Quadratmetern fand Mann dort das etwas andere Outfit.

Viele Stars schätzten die extravagante und exklusive Mode, die Inhaber Detlev Bernert (59) größtenteils selbst designt hatte. Jahrelang kleidete sich Guido Cantz (53) für seine „Verstehen Sie Spaß?“-Shows ein, Redner Martin Schopps (50) hat sich jüngst beim Räumungsverkauf noch einmal mit bunten Bühnen-Hemden eingedeckt.

Detlev Bernert kleidete rund 15 Jahre die Spieler des 1. FC Köln ein

Robert Geiss (61) war ein Fan der markanten und auffälligen Schuhe mit den speziellen Prägungen in Phyton oder Kroko, Sänger Heino (86) ging mit neuer Jacke und neuen Tretern aus dem Geschäft. Auch Boxer Henry Maske (61), Pop-Titan Dieter Bohlen (71) oder Designer Guido Maria Kretschmer (59) ließen sich im Kölner Herrenladen inspirieren.

Alles zum Thema Guido Cantz

„Früher gab es nur modischen Einheitsbrei. Dadurch ist bei mir die Idee entstanden, eigene Kollektionen zu erstellen“, sagt Bernert im EXPRESS.de-Gespräch. Seine Ware ist keine Massenproduktion.

Von jedem Hemd gibt es nur 30 Exemplare, von den Sakkos 20 und von den Schuhen 15, die auch über den Online-Shop „stilfaktor.de“ vertrieben wurden. Die Schuhe tragen kölsche Namen wie Hennes, Jupp und Mattes, bei den Hemden konnte man unter anderem zwischen dem Modell Schäng oder Tünnes wählen.

Rund 15 Jahre lang kleidete der Mode-Experte auch die Spieler des 1. FC Köln für besondere Anlässe ein. 2020 wurde der kreative Kopf als „bester Händler Kölns“ ausgezeichnet. „Das war eine Anerkennung dafür, neben den großen Textilunternehmen und Ketten zu bestehen“, freut er sich rückblickend. Doch nun ist bald Schluss. Das Modehaus in der Innenstadt ist mit „Wir schließen“, „Räumungsverkauf“ und Prozentzahlen in Rot dekoriert.

Einzelhändler Detlev Bernert steht in seinem Geschäft.

Einzelhändler Detlev Bernert gibt als Geschäftsführer von Borgards Herrenladen auf der Apostelnstraße auf und schließt Ende Mai.

Anfang Juni wird der Geschäftsmann 60, es soll der Start in den Ruhestand sein. „Ich bin froh, dass ich frei entscheiden durfte, wann ich aufhöre und freue mich, dass ich beruflich bald nichts mehr mit Köln zu tun habe.“

Die Politik habe ihm die Entscheidung, sein Ladenlokal zu schließen, sehr leicht gemacht, klagt er. „Als Einzelhändler fühlt man sich in der Stadt, vor allem aufgrund der Entscheidungen der Grünen, komplett alleingelassen. Ich bin nicht so alt geworden, um mir das weiter anzutun.“

Detlev Bernert kleidet FC-Spieler Petit ein.

Jahrelang kleidete Detlev Bernert auch die Profis des 1. FC Köln (wie hier 2008 Petit) für besondere Anlässe ein.

Regelmäßig gebe es samstags Demonstrationen am Neumarkt, die zu Straßensperrungen führen. „Die Kundschaft hat eh schon kaum eine Chance, mit dem Auto zu meinem Geschäft zu kommen. Dann geht gar nichts mehr. Warum wird nicht sonntags demonstriert, statt uns den Umsatz zu zerstören?“, sagt er genervt. „Viele Kunden fragen mich, ob ich mich vielleicht künftig im Süden niederlassen wolle. So verheerend ist das Geschäftsklima inzwischen.“

Aber Bernert möchte sich den Stress nicht mehr antun. Ende April wird der Online-Shop abgeschaltet, bis zum 31. Mai 2025 läuft der Räumungsverkauf. Seit April 2024 liegt dem Vermieter die Kündigung vor. Ein Nachmieter sei weiter nicht in Sicht, obwohl die Miete von 10.000 Euro auf 6000 Euro gesenkt worden sei, sagt der Geschäftsmann. Der nächste Leerstand in der Innenstadt bahnt sich an.

In Borgards Herrenladen schauen derweil die treuesten Kunden noch einmal vorbei, um bei Anzügen mit Rosenmuster oder Schlangenprint zuzuschlagen. „Viele reagieren bestürzt und entsetzt“, sagt der Inhaber. „Sie decken sich noch einmal mit Outfits ein und hinterlassen im Netz aufmunternde Botschaften. Es fehlt nur noch, dass eine Petition gestartet wird, damit ich weitermache“, sagt er lachend. Doch sein Entschluss steht.