Tunnel oder kein TunnelKölner Ratsitzung: Ost-West-Achse fliegt von der Tagesordnung

KVB: Straßenbahn der Linie 7 am Heumarkt in Köln

Unser Symbolfoto aus dem Jahr 2018 zeigt eine Stadtbahn der Linie 7 an der Haltestelle Heumarkt.

Die Planungen zur Ost-West-Achse erhitzen die Gemüter. Eine Entscheidung im Rat wurde jetzt verschoben.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Oben, unten – oder wie? Die Ost-West-Achse sollte eigentlich in der Ratssitzung am Donnerstag (12. Dezember 2024) auf den Tisch kommen und darüber entschieden werden, ob Köln einen neuen U-Bahn-Tunnel bekommt oder nicht.

Mit Beginn der Sitzung um 14 Uhr ist der Tagesordnungspunkt allerdings komplett vom Plan genommen worden! Kurz vorher hatten sich zahlreiche Personen zu einer Protestkundgebung vor dem Rathaus am Theo-Burauen-Platz versammelt.

Ost-West-Achse: Tunnelfraktion mit kurzfristigem Änderungsantrag

CDU, SPD und FDP hatten kurzfristig einen Änderungsantrag für den unterirdischen Ausbau der Ost-West-Achse eingereicht und im Verkehrsausschuss am Dienstag (10. Dezember) für ihre Pläne gestimmt. Der Antrag für einen Mega-Tunnel (7,4 statt 2,7 Kilometer) quer durch die Innenstadt beinhaltet jedoch gravierende Änderungen zu den bisherigen Planungen.

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Bereits am Mittwochabend war daher in einer E-Mail aus dem Büro von Oberbürgermeisterin Reker mitgeteilt worden: „Die Bezirksregierung hat uns nach kursorischer Durchsicht der Unterlagen die Einschätzung mitgeteilt, dass der Änderungsantrag über den gewöhnlichen Umfang einer bloßen Änderung hinausgehe. Es empfehle sich daher, den Ratsmitgliedern eine längere Dauer zur Vorbereitung eines solchen Beschlusses zu gewähren.“

Kurz zuvor hatte sich OB Reker auf Facebook in einer, wie sie schreibt, wichtigsten Weichenstellung für Köln seit Langem, ebenfalls für die Tunnelvariante ausgesprochen.

„Mit einem Tunnel haben wir die einmalige Chance, die Leistung unseres Stadtbahn-Netzes so zu verbessern, dass die Mobilitätswende gelingt. Nur mit einem Tunnel wird uns zudem die dauerhafte Aufwertung des Neumarkts glücken. Es ist aber auch eine Frage, in welcher Stadt wir leben wollen. In Europas Metropolen fährt der ÖPNV unterirdisch, während im Zentrum Platz für das Leben ist. Das ist auch mein Ziel für Köln“, erklärte sie.

„Die Tunnellobby hat ganze Arbeit geleistet“, schimpfte Angela Bankert vom Bündnis Verkehrswende Köln am Donnerstag im Gespräch mit EXPRESS.de. Sie hatte die Protestkundgebung am Rathaus angemeldet und ist fassungslos über CDU, SPD und FDP, die eine „komplett neue Variante durchpeitschen“ würden, welche sechs Jahre Planung in die Tonne haue, Milliarden verschlinge und Jahrzehnte Stillstand beim Netzausbau bedeute.

Angela Bankert: „Der Antrag für den Mega-Tunnel ist ja nicht vom Tisch, sondern es geht in der Ratssitzung im Februar weiter.“

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Zur Kundgebung gegen die Tunnelfraktion hatten sich mehr als 200 Teilnehmende versammelt. So forderte Christa Schliebs: „Bauen, bauen, bauen, aber keinen Tunnel, sondern Wohnungen! Leerstände beenden!“ Rolf Schmitt hatte eine Aussage von OB Reker „In Europas Metropolen fährt der ÖPNV unterirdisch“ gedruckt und die Einschränkungen ergänzt: „Gut, außer den Trams in Amsterdam, Brüssel, Budapest, Den Haag, Dublin, Istanbul, Lissabon, Luxemburg ...“

Der bekannte Mietrebell Kalle Gerigk: „Ich bin gegen den Tunnelbau, weil es ein städtebauliches und klimapolitisches Desaster wäre!“

Kölner Grüne auch gegen Tunnelvariante – Pläne für Neumarkt

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen lehnt die unterirdische Planungsvariante ebenfalls ab und fordert den oberirdischen Ausbau, hat allerdings auch Änderungswünsche. Unter anderem soll der motorisierte Individualverkehr am Neumarkt in beide Richtungen unterbunden werden.

Für einen oberirdischen Ausbau spricht sich die Linke aus, will aber, dass auf der Ost-West-Achse auf Langzüge verzichtet wird. Denn dazu müssten die Bahnsteige kostspielig ausgebaut werden. Mitte April hatten die KVB Testfahrten mit XXL-Bahnen durchgeführt.

Die Partei will einen kompletten Ausstieg aus dem Projekt. Die damit gesparten Ressourcen sollten besser gezielt für Projekte zur Stabilisierung und Verbesserung des ÖPNV im gesamten Kölner Stadtgebiet eingesetzt werden, heißt es.