Plakat-Eklat um Bayer-FansKölner Queer-Sprecher: „Das Stadion ist eine Art Freizone“

Die Schaafenstraße ist vor Beginn des Cologne Pride bereits mit zahlreichen Regenbogenfahnen geschmückt.

Die Kölner Schaafenstraße ist ein Rückzugsort für queere Menschen. Der Grund: In manchen Kontexten werden sie noch immer angefeindet. Beispielsweise in manchen Fußballstadien. Das Symbolfoto entstand am 20. Juni 2023.

Fußballerisch sorgt Bayer 04 Leverkusen derzeit für Furore. Und zwar im positiven Sinne. Auf den Rängen sorgten die Fans der Werkself beim Gastspiel in Bremen allerdings für einen Eklat.

von Julian Meiser  (jm)

Die Mannschaft steht auf Platz eins der Bundesliga, einige Fans auf der Tribüne stehen augenscheinlich auf transfeindliche Sprüche.

Fans von Bayer Leverkusen haben während des Auswärtsspiels beim SV Werder Bremen am Samstag (25. November 2023), dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, mit einem Banner für einen Aufreger gesorgt.

Eklat in Bremen: Transfeindliches Banner von Leverkusen-Fans gezeigt

„Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur 2 Geschlechter!“ stand auf einem Spruchband der Leverkusen-Fans in Gästeblock. Während der erste Teil des Satzes korrekt ist, ist der zweite Teil schlicht falsch. In der Bundesrepublik wird seit 2018 neben männlich und weiblich ein weiteres Geschlecht anerkannt: divers.

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Es ist nicht das erste Mal, dass der Bayer-Anhang durch intolerante Slogans auffällt. Bereits 2014 zeigten Leverkusen-Fans in Bremen ein Banner mit der Aufschrift: „Vereinsfarben uninteressant – Hauptsache die Homofahne in der Hand.“ Zum Hintergrund: Bremens aktive Fanszene versteht sich als LGBTQ+-freundlich. Die Zeiten, in denen rechte Hooligans den Ton im Weserstadion angaben, sind längst passé.

EXPRESS.de hat bei Hugo Winkels von der ColognePride nachgehakt, warum es auch 2023 noch zu homophoben und transfeindlichen Äußerungen in Fußballstadien kommt.

Winkels sagt: „Das Stadion war der Vorreiter des Internets. Im Stadion meinte jeder, all das sagen zu dürfen, was er denkt, und dann in der Anonymität der Menge unterzutauchen. Eine Art Freizone.“ Auch beim 1. FC Köln sei ihm derartiges schon begegnet.

„Ich selbst bin oft beim FC zu Gast. Zwei, drei Reihen vor mir saß ein Mann, der die Spieler ständig als ‚schwule Sau‘ beschimpfte.“ Winkels zeigte Courage, sprach der Mann an: „Wie kommen Sie dazu, den Spieler als schwule Sau zu bezeichnen? Der hat eine Frau und Kinder.“ Es gab eine Diskussion, belehren konnte er den Mann aber nicht.

Ganz generell meint Winkels: „Den Luxus, als homosexuelle Personen ganz selbstsicher über die Straße gehen zu können, haben wir heute nicht mehr. Selbst in Köln. Wir kommen immer mehr in die Situation, dass wir wieder kämpfen müssen – friedlich.“

Für Winkels entscheidend: Bildungs- und Präventionsarbeit. Die Diskussion und das Gespräch sind für ihn ganz wichtig. Fanprojekte habe dabei ihren Teil im Fußballkontext zu leisten.

Sehr viel positiver als die Leverkusener Fans fielen am Samstag die Fans des FC St. Pauli auf. Sie präsentierten beim Auswärtsspiel in Rostock mehrere Banner in ihrem Block. Sie zeigten sich problembewusst, schrieben „Gewalt gegen Flinta ist ein Männerproblem“ und appellierten auf einem weiteren Banner „Männer müssen Teil der Lösung sein“.

Zur Erklärung: FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.