Die neue Public-Viewing-Fläche am Rheinufer sorgt für Zoff. Einige Anwohnende machten ihrem Unmut bei einem Info-Event in Köln Luft.
Menschen sind empörtEM 2024: Entscheidung der Stadt Köln sorgt für massive Einschränkungen
Es war ein Knaller in den EM-Planungen der Stadt Köln: Wie die Stadt am 2. Mai 2024 offiziell bekanntgab, musste – relativ kurzfristig – eine weitere Public-Viewing-Fläche her. Und die wurde am Konrad-Adenauer-Ufer gefunden.
Der Grund: Für die Spiele mit britischer Beteiligung, Schottland gegen Schweiz (19. Juni, 21 Uhr) und England gegen Slowenien (25. Juni, 21 Uhr) wird mit einem massiven Ansturm von britischen Fußball-Fans auf Köln gerechnet!
Public Viewing am Rhein: Stadt Köln muss auf britischen Ansturm reagieren
Wie Sportamts-Leiter Gregor Timmer bei einem Info-Abend für die Anwohnerinnen und Anwohner am Montagabend (13. Mai) bestätigte, rechnet man (in Abstimmung mit Fanverbänden der beiden Länder) mit etwa 100.000 britischen Fußball-Fans!
Heißt: Die Flächen am Tanzbrunnen (für ca. 12.500 Menschen) und am Heumarkt (ca. 7500 Menschen), an denen auch Public Viewing stattfindet, reichen nicht aus, um die immensen Menschenmassen unter Kontrolle zu halten.
Deswegen muss am Konrad-Adenauer-Ufer eine provisorische Fläche auf- und wieder abgebaut werden. Etwa 50.000 Menschen pro Spiel werden dort Platz finden. Es kommt rund um die beiden Spiele zu Sperrungen, unter anderem an der Rheinuferstraße.
26 Flächen wurden von der Stadt geprüft, nach eigenen Angaben erfüllt nur die am Rheinufer alle erforderlichen Kriterien (Lage, Kapazität, Infrastruktur und vieles mehr).
Auch die Deutzer Werft wurde diskutiert, dort sind laut Bebauungsplan aber nur zwei Großevents pro Jahr erlaubt – die sind mit Frühlings- und Herbstkirmes schon verplant.
Die vermeintlichen Leidtragenden: die Anwohnerinnen und Anwohner. Und die machten bei dem Info-Event (im Mariott-Hotel am Dom) ihrem Unmut deutlich Luft.
„Sie stellen uns hier vor vollendete Tatsachen“, sagte eine Anwohnerin wütend. „Niemand wurde gefragt. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sie sich in unserem Viertel noch nie umgeschaut haben.“ Gerade der Blick auf die Parkplatz-Situation macht vielen Menschen vor Ort Sorgen, die ohnehin schon elende Suche in Dom-Nähe wird durch die angekündigten Sperrungen rund um die beiden Spiele weiter verschärft. Zwischenrufe in diese Richtung erhielten am Montagabend teilweise lauten Applaus.
„Ist uns sehr bewusst, dass das für sie alle eine Belastung darstellt“, versuchte Sven Stolz, EM-Beauftragter der Stadt, die Anwesenden zu beruhigen. „Es ist aber die einzige Lösung, die realisierbar ist.“
Wichtig aus Sicht der Stadt: Das Public Viewing am Rhein soll kein Entertainment-Event sein, sondern ist aus Sicherheits-Gründen notwendig. Darum soll es auch nur leise Musik geben, die Sperrungen zum Auf- und Abbau sollen kurz gehalten werden. Auf sechs Leinwänden werden die britischen Fans die Spiele ihrer Mannschaft am Rhein verfolgen.
Dass Köln diese Maßnahme überhaupt ergreifen muss, hat etwas von Lospech. Seit der EM-Auslosung im Dezember 2023 steht fest, dass England und Schottland nach Köln kommen werden, neben den niederländischen Fans geht von ihnen meist der größte Ansturm aus.
Aber: Die Stadt rüstet sich auch für mögliche weitere Events. Zum Beispiel spielt am 22. Juni Nachbarland Belgien gegen Rumänien ebenfalls in Köln. Da das ein Samstag ist, könnte sich auch viele belgische Fans auf den Weg machen. Nach jetzigem Stand sollen die Ausmaße aber wesentlich geringer sein als bei den Partien mit den britischen Teams.
Zusätzlich könnte auch eine EM-Euphorie rund um die deutsche Mannschaft (z.B. ein Finale) zu weiteren Public-Viewing-Events am Rheinufer führen – viele der Anwohnenden dürften allerdings ein frühes Ausscheiden der DFB-Elf nach den neuesten Entwicklungen durchaus begrüßen.