Oppenheim-RichterinSabine Grobecker: Schön, stark und schlau

Sabine Grobecker (52) am Eingang des Justizgebäudes an der Luxemburger Straße.

Köln – Ein Nordlicht in Köln. In Hannover aufgewachsen, zog es Sabine Grobecker (52) der Liebe wegen an den Rhein. Hier machte sie ihr zweites Jura-Staatsexamen, seit 1993 ist sie am Kölner Landgericht tätig. Und das nun in prominenter Rolle: Die schöne Richterin, die während ihres Studiums sogar modelte, ist die Vorsitzende im Untreue-Prozess um die ehemaligen Banker von Sal. Oppenheim und Immobilien-Mogul Josef Esch (57). Grund genug für ein Köln-Gespräch – EXPRESS saß mit ihr auf der Anklagebank.

Man sagt den Norddeutschen ja eine gewisse Zurückhaltung im Umgang mit Menschen nach. Wie schnell haben Sie sich da an die kölsche Mentalität gewöhnt?

Grobecker: Das war natürlich erst mal ein Kulturschock. Wenn man in Hannover in der Kneipe ist, dann kommt man nicht so schnell mit Fremden ins Gespräch. Die Norddeutschen sind einfach nicht so kontaktfreudig. Das ist in Köln ganz anders. Die Kölner sind sehr kommunikativ, manchmal vielleicht etwas zu weitschweifig. Ich habe mich aber schnell eingewöhnt, da half auch meine Wohnung in der Kettengasse, in der ich viele Jahre gelebt habe. Es hat nicht lange gedauert, da kannte mich da am Friesenwall jeder. Meine Mutter sagt, ich hätte inzwischen den rheinischen Singsang übernommen.

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Auf der Anklagebank: Sabine Grobecker mit EXPRESS-Redakteur Hendrik Pusch

Karneval kennt man in Ihrer Heimatregion ja auch nicht …

Genau! Ein Prozessbeteiligter eines Zivilverfahrens, das auch nach Hannover spielte, hatte mal versucht, mich an einem Rosenmontag zu erreichen. Er war ganz erschüttert, dass im ganzen Gerichtsgebäude niemand ans Telefon ging.

Was gefällt Ihnen besonders an dieser Stadt?

Die ungeheure Vielfalt. Köln hat in den Bereichen Kunst, Kultur, Kneipen und Sport einfach viel zu bieten. Gleichzeitig ist die Stadt aber auch ein Stück gemütlich und übersichtlich, nicht so weitläufig wie andere Metropolen. Und ich mag einfach Städte, die am Wasser liegen.

Haben Sie an Köln auch was zu meckern?

Ich finde die Stadt ein wenig dreckig. So viele Plätze rotten vor sich hin, jeder wirft seinen Müll in die Gegend. Das fällt Familie und Freunden immer auf, wenn Sie mich besuchen. Ich kann das nicht verstehen, denn der Kölner identifiziert sich ja sehr mit seiner Stadt, sie liegt ihm am Herzen. Das passt nicht zusammen.

Ein richtiger Schandfleck ist ja auch das Kölner Justizgebäude, in dem Sie arbeiten.

Schandfleck würde ich nicht sagen, aber es ist leider nicht sehr schön und vollkommen veraltet. Manchmal brauche ich 15 Minuten, um von meinem Büro im 23. Stock mit dem Aufzug ins Erdgeschoss zu fahren, weil die Fahrstühle einfach immer wieder ausfallen. Ich bin auf den geplanten Neubau gespannt. Aber ob ich den noch beruflich erlebe?

Richterin Dr. Grobecker beim Oppenheim-Prozess

Man sieht Ihnen zumindest nicht an, dass Sie Ihr Pensionsalter schon in 13 Jahren erreichen. Hat man es als attraktive Richterin, die sich gern mal figurbetont kleidet, eigentlich schwerer als die männlichen Kollegen?

Nein, denn am Ende des Tages wird man immer an der Qualität seiner Arbeit gemessen. Außerdem trage ich im Gerichtssaal ja eine Robe, die die Kleidung verbirgt.

Heute tragen Sie ja auch ein sehr schönes Sommerkleid. Verraten Sie uns, wo Sie das gekauft haben?

Im Urlaub, in einer Mall in Los Angeles. Ich komme hier in Köln leider kaum zum Einkaufen. Ich bin einfach sehr beschäftigt.

Verständlich, als Vorsitzende Richterin im Oppenheim-Prozess, der schon mehr als ein Jahr läuft. Was sind denn Ihre weiteren Ziele?

Ein bisschen mehr Freizeit wäre schon schön. Ansonsten bin ich sehr glücklich, wie es gerade läuft. Beruflich und privat.

Stört Sie das Label „schöne Richterin“ eigentlich, das Ihnen die Medien verpassten?

Mein Sohn hat mal gesagt: Mama, das ist doch besser, als wenn sie dich „die hässliche Richterin“ nennen würden. (lacht)