„Tradition” in BrühlPhantasialand erhöht Preise – und die große Heuchelei geht los

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Die neue Themenwelt Rookburgh hat 2020 im Phantasialand eröffnet. Jetzt werden für 2021 erneut die Preise erhöht.

von Thomas Werner  (tw)

BrühlEs ist nach dem Corona-Jahr 2020 und vielen (zum großen Teil unverschuldeten) negativen Schlagzeilen das nächste Streit-Thema rund um das Phantasialand: Der Brühler Freizeitpark erhöht seine Preise für die Saison 2021 erneut. Aber: Dass die Entscheidung vielen Menschen nicht passt, macht sie nicht falsch, findet unser Autor. Der EXPRESS-Kommentar.

Phantasialand: EXPRESS-Kommentar zur Preiserhöhung für 2021

Wenn in Köln und Umgebung etwas zur Tradition wird, kann das im Zweifel ganz schnell gehen: Zwei Mal, drei Mal in Folge, da sind Events oder alljährliche Anlässe schnell ins rheinische Herz aufgenommen. Demnach folgt das Phantasialand vielleicht einfach nur dem Protokoll, wenn es, wie am Donnerstag (17. Dezember) bekannt wurde, zum dritten Mal in Folge die Eintrittspreise für den Brühler Freizeitpark erhöht.

Doch ebenso „traditionell” wie die Preiserhöhung des Parks in der Schlossstadt ist auch der darauf folgende Aufschrei: Unverschämt! Viel zu teuer! Wie soll sich das eine Familie leisten? So tönt es schnell, wenn eine Entscheidung den eigenen Geldbeutel attackiert.

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Phantasialand hat die Preise zum dritten Mal in Folge erhöht

Und wie schon 2020, als der Park erstmals die Marke von 50 Euro für eine Tageskarte knackte, zeigt das Thema erneut ein haarsträubendes Problem unserer Gesellschaft: Wir regen uns gerne auf, das ist unser Ding. Nur mit dem Konsequenzen ziehen, damit haben wir es nicht so. Das nennt man Heuchelei.

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„Talocan” gehört weiterhin zu den beliebtesten Attraktionen im Phantasialand.

Und die zieht sich durch viele Lebensbereiche: Ob Klimawandel, Politik, Mieten, Einkaufen – was wir als unfair empfinden, beschimpfen wir kurz und nehmen es dann trotzdem hin.

Phantasialand erhöht die Preise und die Heuchelei geht los

Und während wir in Sachen Wohnen (man braucht halt ein Dach über dem Kopf) oder Klima (die großen Entscheidungen werden in der Politik getroffen) nur bedingt Einfluss nehmen kann, haben die Kunden die Preise am Markt sogar halbwegs in der Hand: Die Entscheidung, nicht ins Phantasialand zu gehen, kostet mich null Euro.

Stattdessen ist das Phantasialand immer voll, sogar während der Corona-Zeit. Die Rückmeldung des Marktes: Eure Preise sind vollkommen in Ordnung! Für das, was ihr bietet, zahle ich sie gerne. Jeder gute Ökonom würde die Preise erhöhen, wenn der Markt „Hurra” schreit.

Phantasialand: Die Entscheidung ist nicht falsch, nur weil sie nicht jedem passt

Ein anderes Beispiel: Sie verkaufen Kaffee. Den besten in Deutschland, sagen die Fachmagazine. Nur in Süddeutschland gibt es einen, der ist ähnlich gut. Ihr Preis für eine Tasse: 14,99 Euro. Eine Frechheit, sagen viele Kunden. Und dennoch ist Tag für Tag die Schlange vor ihrem Geschäft hunderte Meter lang. Würden Sie den Preis verringern? Ich denke, wir kennen die Antwort.

Die Entscheidung des Phantasialands mag nicht allen Kunden gefallen – doch das macht sie noch lange nicht falsch. Oder gar die Preise ungerecht.