Horror-Vorwürfe gegen KölnerKaum zu ertragen – Anwalt will öffentliche Anklageverlesung verhindern

Ein Mann betritt den Gerichtssaal und hält sich eine Mappe vor das Gesicht. Sein Anwalt nimmt ihn in Empfang.

Prozessauftakt in Köln: Der Angeklagte wird am Dienstag (27. August 2024) in den Gerichtssaal geführt und von Maximilian Klefenz, einem seiner beiden Verteidiger, in Empfang genommen.

Horror-Prozess in Köln: Die Vorwürfe gegen einen 54-Jährigen sind unfassbar.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Als die Anklage verlesen wird, herrscht im Gerichtssaal atemlose Stille. Eine regelrechte Schockstarre. Zu unfassbar sind die Vorwürfe, die gegen einen Kölner (54) erhoben werden.

Der 54-Jährige steht seit Dienstag (27. August 2024) unter anderem wegen Anstiftung zum sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen beziehungsweise schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht.

Köln: Anwalt will öffentliche Anklageverlesung verhindern

Der Kölner soll seit 2020 über das Internet Dienste eines auf den Philippinen ansässigen Livestreaming-Anbieters genutzt haben. Dort konnte die Kundschaft gegen Bezahlung bestimmen, welche sexuellen Handlungen an Kindern und Jugendlichen vorgenommen werden und dies von Zuhause via Skype-Chat verfolgen.

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Die auf der Plattform „angebotenen“ Kinder und Jugendlichen sollen im Alter von fünf Monaten bis 15 Jahren gewesen sein. Das Alter sei dem 54-Jährigen bewusst gewesen, so der Vorwurf der Kölner Staatsanwaltschaft.

Vom 21. Mai 2021 bis zum 20. November 2023 soll der Angeklagte dann wiederholt mit Eltern auf den Philippinen gechattet und diese zu diversen massiven sexuellen Übergriffen zum Nachteil meist ihrer eigenen Kinder aufgefordert haben.

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Bevor die Anklage verlesen werden konnte, hatte einer der Verteidiger versucht, die Öffentlichkeit währenddessen ausschließen zu lassen. Doch nach einer kurzen Beratung der Kammer verkündete der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann, dass der Antrag abgelehnt werde.

Zwar kämen Umstände des persönlichen Lebensbereichs des Angeklagten zur Sprache, erklärte er, aber das öffentliche Interesse sei weiterhin erheblich und überwiege die Schutzwürdigkeit des Angeklagten.

Schlimme Vorwürfe: Angeklagter aus Köln bedeckt seine Augen

Die Vorwürfe im Einzelnen sind schlimm. Als die Staatsanwältin sich erhob, um diese zu verlesen, verdeckte der 54-jährige Kölner, der zuletzt als Betreuer an einer Schule tätig war, seine Augen mit einer Hand. Sein Kopf war knallrot.

So soll er unter anderem eine Chatpartnerin von den Philippinen gefragt habe, welche Sexualpraktiken mit ihrer zehnjährigen Tochter möglich seien und ob man ihr auch Schmerzen zufügen könne. Eine Frau soll er zu Missbrauchshandlungen unter anderem an zwei ihrer Kinder (5, 9) aufgefordert haben.

Horror-Prozess in Köln: US-Behörde kam Chat-Anbieter auf die Spur

Das grausame Geschäft erfolgte gegen Bezahlung in philippinischen Pesos. So soll der Angeklagte für das Ausführen seiner Wünsche meist „1500 Pesos für drei Tage und die ganze Familie“ gezahlt habe. Das entspricht derzeit rund 23,90 Euro.

Ob all seine angeblichen Anweisungen in die Tat umsetzt wurden, ist offenbar unklar. Einige sollen erst erfolgt sein, nachdem er weiteres Geld überwiesen hatte.

Am 20. November 2023 war der Kölner festgenommen worden – nach einem Hinweis aus den USA. Die amerikanische Heimatschutzbehörde war auf den Fall aufmerksam geworden, daraufhin war der Chat-Anbieter, ein Amerikaner, der auf den Philippinen lebte, festgenommen und in die USA ausgeliefert worden.

In Folge der weiteren Ermittlungen kam man auch mutmaßlichen Kunden auf die Spur. Darunter der Kölner. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stellte die Polizei sein Laptop mit 24 kinder- und 15 jugendpornografischen Videos sowie Chatverläufen sicher, die ausgewertet wurden. Eins der Videos soll den schweren sexuellen Missbrauch eines maximal vierjährigen Mädchens zeigen.

Kölner seit Festnahme in U-Haft – kein Wort zu den Vorwürfen

Seit seiner Festnahme sitzt der Angeklagte in U-Haft. Zu den Vorwürfen äußerte er sich beim Prozessauftakt nicht. Sein Mandant wolle sich derzeit schweigend verteidigen, erklärte Verteidiger Maximilian Klefenz und stellte den Antrag, die Hauptverhandlung auszusetzen. Dies begründet er damit, dass der Verteidigung Beweismittel nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt worden seien.

Die Entscheidung über den Antrag stellte die Kammer zurück. Der Prozess geht am Donnerstag weiter. Insgesamt sind sechs Verhandlungstage terminiert, ein Urteil soll am 24. September fallen.