„Wollte töten“36 Mal auf Frau eingestochen: Kölner Gericht fällt Urteil gegen 19-Jährigen

Prozessauftakt in Köln: Der Angeklagte Jonas B. (Name geändert) nimmt im Gerichtssaal neben seiner Anwältin Platz. 

Der Angeklagte Jonas B. (19) musste sich vor dem Kölner Landgericht zum Vorwurf des versuchten Mordes verantworten. Hier nimmt er neben seiner Anwältin Sabrina Buelli Platz.

Die nicht erwiderte Liebe einer Schulfreundin soll einen 19-Jährigen dazu gebracht haben, die Geiselnahme und Tötung des Mädchens zu planen. Doch als ihm ihre Mutter die Tür öffnete, kam alles anders.

von Madeline Jäger  (mj)

Das Urteil gegen Jonas B. (Name geändert) ist gefallen. Seit Montag (11. Oktober) musste sich der 19-Jährige vor dem Kölner Landgericht dem Vorwurf des versuchen Mordes stellen. Der Leverkusener soll die Mutter einer Schulfreundin mit 26 Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben.

Der Hintergrund seiner Tat im April 2021 soll die unerwiderte Liebe der Tochter des Opfers zu dem Angeklagten gewesen sein. Vor Gericht haben auch der Angeklagte (19) und das Opfer (58) ausgesagt. Seit Mittwoch (24. November 2021) steht nun das Urteil fest.

Köln Landgericht: Angeklagter (19) gestand Schulfreundin seine Liebe

Nachdem die Schulfreundin Jonas B. in diversen Chats zurückgewiesen und sich auch nicht mit ihm getroffen habe, soll er geplant haben, sie als Geisel zu nehmen, um anschließend erst sie und dann sich selbst umzubringen.

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Als der 19-Jährige seinen Plan umsetzen wollte und am Haus der Freundin geklingelt habe, öffnete jedoch deren Mutter. Der Angeklagte soll daraufhin in Sekundenschnelle völlig unvermittelt auf die wehrlose Frau eingestochen haben. Die Mutter der jungen Frau überlebte die 36 Messerstiche.

Kölner Landgericht: 19-Jähriger muss jahrelang in Haft

Am Mittwoch hat das Kölner Landgericht den Angeklagten wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt.

„Die Anordnung der Sicherungsverwahrung bleibt vorbehalten. Es wird angeordnet, dass bereits die Freiheitsstrafe in einer sozialtherapeutischen Einrichtung zu vollziehen ist“, erklärt eine Gerichtssprecherin auf EXPRESS.de-Anfrage.

Kölner Landgericht: Angeklagter (19) hat sich zur Tat geäußert

Beim Prozessauftakt Mitte Oktober hatte der Angeklagte die Geschehnisse vom 20. April 2021 und seine Gefühlswelt in den Wochen zuvor geschildert.

Er sagte: „Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Aber ich weiß noch, dass sie mir in dieser Zeit nicht mehr geantwortet hat. Doch ich wollte eine Zukunft mit ihr. Und gemeinsame Kinder.“ Er habe seiner Schulfreundin in diversen Chat-Verläufen seine Zuneigung und geheimsten Wünsche offenbart. Sein Plan sei es gewesen, ins Ausland zu gehen. Zusammen mit der Schulfreundin.

Kölner Mordprozess: „Stand fest, dass sie mitkommt oder ich nicht klarkomme“

Doch sie sei nicht darauf eingegangen und habe sich nicht mehr mit ihm treffen wollen.

Schließlich habe er sich im Baumarkt eine Maske und Handschuhe besorgt. Ein Messer habe er sich bereits im Vorfeld zugelegt. „Ich wollte töten, denn für mich war der Tod gar nichts Schlimmes“, sagt er weiter.

Kölner Mordprozess: „Dann habe ich sofort losgestochen“

Dann habe er schließlich am 20. April gegen 23 Uhr vor dem Haus seiner Schulfreundin gestanden. „Ich habe das Messer ausgeklappt und an der Tür geklingelt. Dann hat jemand die Tür einen Spalt breit geöffnet. Ich habe Augen gesehen, die ich kannte. Dann habe ich sofort losgestochen“, so B.

Er sei kurz danach in einen rauschartigen Zustand verfallen, an den er sich nur noch in Bruchstücken erinnern könne – bis ein „Urschrei“ ihn aus seiner angeblichen Trance gerissen habe. Im Rückblick bereue er die schreckliche Tat. Während seiner Ausführungen sitzt im Zuschauerraum des Kölner Gerichtssaals auch die Mutter der Schulfreundin, die den Messerangriff mit schweren Verletzungen nur knapp überlebt hat.

Köln: Opfer schildert Tatnacht – „Nur noch versucht, mich mit den Händen zu schützen“

Ruhig hörte sie dem Angeklagten zu und wirkte dabei angefasst, aber auch mutig. Dann wurde sie selbst als Zeugin aufgerufen.

„Ich habe noch im Wohnzimmer im Homeoffice gearbeitet. Es war spät und ich wollte ins Bett gehen, als es plötzlich geklingelt hat“, sagt Brigitte G. (Name geändert). Sie habe sich noch gefragt, wer so spät noch klingeln würde. Vor allem, weil auch Corona-Regeln gelten würden. „Ich war im Glauben, dass es mein Cousin ist. Nur deswegen bin ich zur Tür gegangen“, so G.

Weil sie trotzdem kein gutes Gefühl gehabt habe, sei sie vorsichtig gewesen und habe die Tür nur einen Spalt breit geöffnet. „Dann sah ich nur eine erhobene Hand und eine Sturmmaske und alles ging ganz schnell“, so die 58-Jährige emotional.

Kölner Mordprozess: Opfer (58) – „Ich musste überleben“

Sie habe versucht, sich mit den Händen zu schützen, denn der Angreifer habe sofort auf sie eingestochen. „Ich hatte keine Chance. Für mich wurde es schnell lebensgefährlich. Also habe ich mich umgedreht, damit die lebenswichtigen Organe geschützt werden“, schildert G. Sie habe sich schließlich wie ein Igel eingerollt, um die Stiche abzuwehren. Immer auch mit den Gedanken an ihre schlafenden Töchter im Nebenzimmer.

„Ich musste überleben. Seinen schnaubenden Atem, diese Wut und diese Aggression, die werde ich wohl nie vergessen“, so G. unter Tränen. Sie habe nur noch das Blut an die Wände spritzen sehen, bis er endlich verschwunden sei und sie sich Hilfe bei Nachbarn und ihrer Tochter holen konnte.

Kölner Mordprozess: Opfer leidet unter Folgen der Tatnacht

Bis heute leide sie unter den Folgen der Tatnacht. Noch sei unklar, ob sie ihre Schulter jemals wieder richtig bewegen könne. Der Trigeminusnerv in ihrem Gesicht habe etwas abbekommen und massive Schlafstörungen plagen die Betriebsmanagerin seit der Tatnacht.

„Ich bin froh, dass es mich getroffen hat und nicht meine Tochter. Sie hätte das Attentat nicht überlebt“, fügt G. am Ende ihrer dramatischen Aussage hinzu.