Birgit und Sascha entsetztEinst Kölner Statussymbol, jetzt Riesen-Zoff um Schiff von Schäfers Nas

Birgit und Sascha stehen im Hafen von Duisburg vor ihrem Schiff.

Birgit und Sascha wollen in Duisburg bleiben. Doch aus dem Wunsch wird offenbar nichts.

Das ehemalige Schiff von Schäfers Nas ist heute in Duisburg zu Hause. Aber wie lange noch?

von Ayhan Demirci  (ade)

Kein anderes Schiff in der Region hat eine solche schillernde Geschichte: MS Colorado, gebaut im letzten Kriegsjahr 1945 als Torpedofangboot der Wehrmacht, von Schäfers Nas umgestaltet in ein schwimmendes Luden-Hauptquartier.

Heinrich Schäfer, der Kölner König des Rotlichts, starb 1997. Sein Schiff lebt – und auf ihm zwei Menschen. EXPRESS hat sie besucht in der Marina im Duisburger Hafen. Denn: Ihr Traum ist aus! Birgit und Sascha sollen den Hafen samt ihrer extravaganten 22-Meter-Yacht verlassen.

Schäfers Nas ließ das Schiff zum Ludenhauptquartier umbauen

Das ist das erklärte Ziel der Betreibergesellschaft der Marina, des städtischen Dienstleistungsunternehmens Octeo. Mit einer Räumungsklage ist Octeo erst kürzlich gescheitert (AZ 7 O 84/23).

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Ein Sprecher des Landgerichts Duisburg teilte gegenüber EXPRESS mit: „Es stand nicht zur Überzeugung des Gerichts fest, dass das Mietverhältnis zwischen den Parteien hinsichtlich eines Liegeplatzes in der Marina Duisburg beendet war.“

Doch: Freude kommt darüber bei den Besitzern der „Colorado“, die das Schiff vor vier Jahren einem Kölner Hotelier abgekauft hatten und es seitdem als Hausboot nutzen, nicht auf. Spätestens für den Herbst, wenn die Erneuerung des Mietvertrages ansteht, rechnen Birgit Steinich und Sascha Rösler mit dem Ende ihrer Marina-Geschichte: „Wir haben auch keine andere Wohnung“, sagt die Rentnerin (65).

Schäfers Nas auf seinem Schiff.

Schäfers Nas als Kapitän seiner Colorado vor dem Dom-Panorama.

Octeo nennt keine Gründe für das Vorgehen. Weder vor Gericht, noch gegenüber dem EXPRESS: „Da es sich weiterhin um ein laufendes Verfahren handelt, äußern wir uns dazu öffentlich nicht“, heißt es auf Anfrage. Sascha Rösler (46) sagt, er habe im Gericht von Seiten der Kläger zumindest vernommen, dass man das Schiff mit seiner kriegerischen wie halbseidenen Geschichte als „hässlich“ ansehe.

Demnächst, so erzählt es Birgit Steinich, werde die Sache auch vor dem Schifffahrtsgericht verhandelt. Trost geben ihr Solidaritätsbotschaften aus der Nachbarschaft: „Erst letztens, als ich mit dem Hund lief, sprach mich eine 72-Jährige Dame an und meinte: Warum gehen Sie denn nicht mal zum Oberbürgermeister?“

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Das hatte die gebürtige Duisburgerin bereits getan, zuletzt am 22. Februar. In einer Mail an Sören Link (SPD) bittet sie „erneut um ein persönliches Gespräch“. Bei der Gerichtsverhandlung um die Räumungsklage sei „alles, was Octeo uns in sieben Monaten vorgeworfen hat“, entkräftet worden. Doch: Erhört wurde das Paar nicht.

Die Colorado-Besitzer fassen daher schon einen Verkauf ihrer extravaganten „Immobilie“ ins Auge. Schäfers Nas hatte sein Domizil laut dem Schiffsattest mit der Nummer „KO 3723“ am 7. August 1991 als Motorjacht angemeldet. Mehr als eine halbe Million Mark soll der Rotlichtpate in den Umbau des Schiffes gesteckt haben.

Und alles ist noch vorhanden: Vergoldete Wasserhähne und Duscharmaturen, ein riesiges Bett umgeben von Holzschnitzereien in Mooreiche, für die Arbeiten aus dem Bamberger Schloss als Inspiration gedient haben sollen, eine antike französische Kaminuhr oder auch eine hochwertige WMF-Kaffeemaschine, die noch einwandfrei funktioniert. Schusssichere Türen hat das Schiff auch – Schäfers Nas war stets auf der Hut.

Blick in das Schlafzimmer auf einem Schiff.

Blick ins Innere: Das Bett auf dem Schiff ist umgeben von Holzschnitzereien in Mooreiche.

Der Kölner Ober-Ganove Schäfers Nas, dessen Leben in mehreren Büchern beleuchtet wurde, starb 1997 mit 61 Jahren. Danach dümpelte das einstige Statussymbol im Kölner Rheinauhafen lange vor sich hin, bevor es unter den Hammer kam und dann mehrfach den Besitzer wechselte. Seit 2005 ankert das 328-PS-Schiff, das laut seiner Besitzer noch fahrtüchtig ist, in Duisburger Gewässern.

Birgit und Sascha stießen bei einem Spaziergang zufällig auf das zum Verkauf stehende Liebhaberstück, das für das Paar aber vor allem einen praktischen Nutzen hat: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Dusche, Gäste-WC und das Deck als Sonnenterrasse und dazu Liegegebühren, die unter dem Mietniveau liegen – dieser Lebensabschnitt neigt sich nun dem Ende zu.