Veedels-Klub in NotSind das Kölns ekligste Umkleidekabinen?
Köln – Wenn Kurt Nürnberg die Türe zum Kabinentrakt des SC West in Neuehrenfeld öffnet, heißt es „Luft anhalten“. Doch es ist nicht der übliche Sportgeruch einer Umkleide, die dem ersten Vorsitzenden des Traditionsvereins entgegen schlägt. Hereinspaziert in eine der schlimmsten Umkleiden Kölns.
SC West in Köln: Kabinen völlig verschimmelt
„Es ist mir peinlich, hier Gäste zu empfangen“, sagt Nürnberg unumwunden. Beim EXPRESS-Termin vor Ort wird schnell klar: Der Mann übertreibt nicht. Offene Leitungen, Löcher in den Wänden – als i-Tüpfelchen ist der gesamte Trakt übersäht mit Schimmelspuren, insbesondere in den Duschen. Wenn es stark regnet, steht der Schiri-Raum unter Wasser und der Regen dringt überall hinein.
„Würden sie hier ihr Kind duschen lassen?“, fragt Nürnberg. Nein, eher nicht. 379 Jugendliche treiben hier Sport, dazu kommen 120 Senioren und Seniorinnen mit zwei Frauenteams. Der Verein sprießt – seit 2019 ist man aus der Insolvenz heraus und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Doch es ist in der letzten Zeit dicke gekommen für die Ehrenamtler, die an allen Ecken und Enden sparen müssen: Der vorgesehene Neubau der Kabinen nebenan hat sich verzögert. Die Baufirma machte sich dünne, hinterließ einen Mängelkatalog von 624 Seiten Gutachten inklusive juristischem Hickhack.
SC West: Anwohner verhindern Benefiz-Konzert von Brings
Und obendrein verhinderten unter anderem Anwohner eine gut gemeinte Aktion. „Brings wollten im Sommer auf dem Ascheplatz umsonst für die neuen Kabinen spielen. Natürlich Corona-konform. Die Einnahmen sollten dann für den Neubau genutzt werden“, erklärt Nürnberg. „Doch das haben die Ämter und Anwohner mit verhindert“, berichtet Nürnberg.
Für Sänger Peter Brings ein Unding: „Das ist ein Verein aus dem Veedel, aus meiner Nachbarschaft. Sie leisten unglaublich wichtige Sozialarbeit. Wir hätten gerne gespielt für den SC West“, erzürnt er sich im EXPRESS-Gespräch.
Jetzt keimt so langsam neue Hoffnung auf in Neuehrenfeld: Denn beim Termin vor Ort ist auch Manfred Lottis, Geschäftsführer der Gantox Gmbh, dabei. Die Gesellschaft ist Inhaberin des Grundstücks nebenan, auf dem der neue Kabinentrakt entstehen soll. „Bis Weihnachten wird das neue Vereinsheim stehen“, verspricht er.
Möglich gemacht hat das die Stadt Köln, die dafür eine halbe Million Euro an Mitteln zur Verfügung gestellt hat. Lottis Firma spendet auch einen erheblichen Teil, den Rest finanziert der SC West.
Dann sollen die Sportler endlich aus der Ekel-Kabine herauskommen. Für SC-West-Chef Nürnberg ein Hoffnungsschimmer. „Bislang mieten wir die Räume und haben keinen Einfluss auf das Drama in den jetzigen Kabinen. Wir erwarten den Umzug sehnsüchtig.“
SC West: Kneipe soll bestehen bleiben
Entgegen anders lautenden Gerüchten soll die Gaststätte über den Ekel-Kabinen übrigens bleiben. Dort besteht noch ein langjähriger Pachtvertrag der Gastronomin, die die Zuschauer und Kicker bei den Heimspielen auch weiterhin versorgen wird. Was aus den Ekel-Kabinen wird, weiß niemand so genau.
Für Nürnberg steht fest. „Es wird Zeit, dass wir umziehen. Denn die Umstände hier sind nicht mehr haltbar.“ EXPRESS bleibt dran. Wenn Lottis Versprechen wahr wird, dann wird die Weihnachtsfeier des SC West in den neuen Räumen wohl legendär.