„Werde ich Brautpaaren abraten“Schandflecken am Kölner Dom: Fotografin fällt vernichtendes Urteil

Ein Hochzeitspärchen auf der Domplatte vor dem Schruftzug Alaaf

Bis vor einigen Wochen lenkte noch der Schriftzug „Alaaf“ auf der Domplatte von den Baugerüsten und -zäunen ab.

Der EXPRESS.de-Lagebericht vom Domumfeld hat für Wirbel gesorgt. Jetzt meldet sich eine Hochzeitsfotografin zu Wort – und fällt ein vernichtendes Urteil.

Die Schandflecken rund um den Dom sorgen nach dem EXPRESS.de-Bericht für Wirbel. Zäune, Container, Absperrungen, Müllcontainer – ein schwer erträglicher Anblick. Der Zustand hat vielseitige Auswirkungen.

Die Kölner Hochzeitsfotografin Isabel Großer erlebt es bei ihrer täglichen Arbeit: „Man kann rund um den Dom keine Fotos mehr mit Brautpaaren machen. Die Kulisse ist so schändlich, das will niemand als Erinnerung haben.“

Schandflecken am Dom: Fotografin zieht erschreckendes Fazit

Erst vor einer Woche war die „Fotogräfin“, wie sie genannt wird, mit einem Brautpaar nach der Trauung im Historischen Rathaus am Dom.

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„Natürlich sind vor allem die Kölner Paare dem Dom besonders verbunden und wollen dort ein Erinnerungsfoto. Schon auf dem Weg dorthin prangte ein hässlicher Container auf der Lintgasse. Foto unmöglich. Vor wenigen Wochen stand noch der große Schriftzug Alaaf auf der Domplatte. Das war ja noch witzig. Doch jetzt ist da das Baugerüst. Es ist viel zu aufwendig, das später am Computer wegzumachen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Touristen Bilder rund um den Dom machen und diese Schandbilder durch soziale Netzwerke in die ganze Welt transportieren“, sagt Isabel Großer.

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Für sie ist klar: „Vorläufig werde ich meinen Brautpaaren von Fotos am Dom abraten.“

Schon im vergangenen Herbst hatten sich Kölner Stadtführer in einem gemeinsamen Brandbrief an die Stadtspitze über das unansehnliche Erscheinungsbild des Domumfeldes beschwert. Dabei ging es auch um Müll und Unrat, sie würden sich teils für den Dreck vor den Touristinnen und Touristen schämen, hieß es.

Fotogräfin Isabel Großer aus Köln.

Isabel Großer ist Fotografin – und wie die Brautpaare genervt vom Zustand rund um den Dom.

Danach hatte die Stadt ein Maßnahmenpaket für das Domumfeld beschlossen. Seit Mitte August würden an stark frequentierten Wochenenden sogenannte „City-Scouts“ im Domumfeld eingesetzt, heißt es von der Stadt.

Diese würden die Besucherinnen und Besucher über die „richtige Entsorgung von Müll sowie die drohenden Konsequenzen bei Verschmutzung“ informieren. Außerdem wurden fünf neue Toilettenanlagen in der Innenstadt eingerichtet, so auch am Bahnhofsvorplatz.

„Dom-Kümmererin“ soll sich um Umfeld kümmern – Update zur Straßenmalerei

Es dürfte nicht allzu vielen bekannt sein, aber Köln hat sogar einen „Dom-Kümmerer“. Die Einrichtung dieser Stelle war ein Wahlversprechen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Der Kümmerer sollte Ordnung schaffen rund ums Kölner Weltkulturerbe.

In der öffentlichen Wahrnehmung war der 2018 eingesetzte Kümmerer Wilhelm Beke, ein Stadtplaner und Architekt, eher unterrepräsentiert – still und leise hat Beke den Posten als Leiter der Stabsstelle „Stadtbau im Quartier für die Domumgebung“ (SiQ) mittlerweile auch schon wieder übergeben, da er zum 31. August in den Ruhestand gegangen ist.

Übernommen hat die „Mission Domumgebung“ die Architektin Constanze Gismann, die innerhalb des Dezernats für Planen und Bauen von der Wohnungsbauleitstelle gewechselt ist.

Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen, erklärte dazu: „Ich freue mich darauf, dass Constanze Gismann die lösungsorientierten und pragmatischen Ansätze von Wilhelm Belke weiterführen wird, denn diese habe ich immer ausgesprochen geschätzt.“ Über die Domumgebung hinaus hat die SiQ (insgesamt fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) auch den Altstadtkern im Blick.

Zur Frage der umstrittenen Straßenmalerei am Dom wurde am Montag klar, dass die Pläne der Stadtverwaltung, diese spätestens zur Europameisterschaft zu beenden, wegen eines fehlenden Beschlusses liegengeblieben sind.

Eine Stadtsprecherin zu EXPRESS.de: „Die von der Verwaltung angeregte Änderung der Kölner Stadtordnung (KSO) ist weiterhin in der politischen Beratung, es wurde noch kein Beschluss gefasst. Es fand zuletzt ein Fachgespräch mit der Politik statt. Bevor kein Beschluss gefasst und die KSO rechtskräftig geändert wurde, kann das Ordnungsamt nur anhand der bestehenden Regeln der KSO ahnden.“