Kölner genervtSchrotträder wie noch nie – irre Vorschriften erschweren Entfernung
Köln – Immer mehr Kölner steigen aufs Fahrrad. Das wird von der Stadt gefördert, schließlich ist dieses Verkehrsmittel umweltschonend wie kein anderes. Doch wenn es um die Entsorgung ihrer ausgedienten Räder geht, werden tausende Kölner zu Umweltferkeln. Sie lassen die Schrott-Räder einfach im öffentlichen Raum vergammeln. Die Entsorgung wird für die Stadt immer mehr zur Mammutaufgabe.
Schrotträder in Köln: Die Zahlen steigen rasant
Innerhalb eines Jahres hat die Stadt 2018 rund 5000 Knöllchen für Schrotträder geschrieben und 3850 entfernen lassen, so das Presseamt. Ein Jahr zuvor ließ die Stadt 2750 Räder abtransportieren.
Im Jahr 2013 waren es nur 3200 Knöllchen und 1850 entfernte Schrotträder. Zwar liegen die Werte für 2019 noch nicht vor, doch ein neuer Rekord wird wohl erreicht.
Auch die Beschwerden der Kölner über die Fahrrad-Leichen nehmen zu, die vor allem an Bahnhöfen, Haltestellen und an der Uni vor sich hin rosten. Im Kölner Internetportal für Beschwerden, „Sag’s uns“ nehmen 15.227 Klagen über Schrottfahrzeuge, in der großen Mehrheit sind es Räder, den zweiten Platz nach „Wilder Müll“ ein.
Die Kölner Politik hakt immer wieder nach und fordert wie zuletzt für den Wiener Platz: Sofort weg mit dem Schrott!
Tot ist tot: Das gilt nicht für Kölner Fahrrad-Leichen
Doch so einfach ist das nicht. Tot ist tot – das gilt in der Natur. Doch bei Fahrrad-Leichen hat die Bürokratie zig Einstufungen geschaffen – mit jeweils unterschiedlichen Vorschriften.
1. Die Stadt darf nur Schrotträder entfernen lassen, die „nach dem Kreiswirtschafts- und Abfallgesetz als Abfall zu bewerten sind“. Um die absolute Funktionsuntüchtigkeit festzustellen, müssen die Schrotträder einige Kriterien erfüllen (Siehe unten).
Haben die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes die Kriterien in ausreichender Zahl protokolliert, bekommt das Schrott-Rad als „Zwangsabfall“ einen blauen Klebezettel und wird den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) zur sofortigen Entfernung gemeldet. Und zwar mit der Übersendung des ganzen Protokolls, das „Fahrradlebenslauf“ heißt.
Schrotträder in Köln: Das passiert nach der Entfernung
„Die AWB holen diese Fahrräder dann ab und führen sie einer Weiterverwendung in Einzelteilen zu, etwa im Umweltzentrum West – sofern dies möglich ist. Der Rest wird verschrottet“, so die Stadt.
2. Dann gibt es „vermuteten Abfall“. Das sind schrottige Fahrräder, die Schäden aufweisen, aber noch nicht nach den gesetzlichen Vorgaben als Schrott zu bezeichnen sind. Sie werden mit einem gelben Zettel beklebt. Dem Eigentümer wird damit Gelegenheit gegeben, das Rad innerhalb eines Monats zu entfernen. Anschließend wird das Fahrrad als nicht mehr fahrtauglicher Schrott betrachtet und ebenfalls entsorgt.
3. Dann gibt es noch weniger schrottige Räder, die seit Monaten irgendwo angekettet sind. Die Stadt dazu: „Wenn sie aber grundsätzlich funktionstüchtig sind, können sie nicht vom Ordnungsdienst entfernt werden, sofern keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorliegt.“ Im öffentlichen Raum darf man Räder abstellen. Und das Eigentum ist ein hohes, vom Gesetz geschützes Gut.
Schrotträder in Köln: Wann ist ein Rad offiziell Abfall?
Ist das Fahrrad durch ein Schloss gesichert, so liegt eine „absolute Funktionsunfähigkeit“ erst dann vor, wenn mindestens drei der nachfolgenden Kriterien erfüllt sind:
- Beide Reifen sind platt.
- Vorder- oder Hinterrad sind deformiert.
- Der Lenker fehlt oder ist extrem beziehungsweise irreparabel verbogen.
- Der Sattel fehlt (gilt nicht bei Schnellverschlüssen).
- Der Rahmen ist erheblich beschädigt.
- Abgelegener Standort.
- Lange Standzeit.
Übrigens: Bei nicht abgeschlossenen Fahrrädern genügt es den Bürokraten, wenn nur ein Merkmal gegeben ist.