Verrücktes KölnErst ein Brief offenbarte Markus, wer sein Vater ist: Eine Legende

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M wie Markus: Geboren in Porz, heute wohnt er in Sülz.

von Ayhan Demirci  (ade)

KölnWas die Black Fööss besingen, ist unvergänglich: So sind wir alle hierhingekommen. Aber: Wie war das eigentlich genau? Da gibt es Millionen Geschichten. EXPRESS-Redakteur Ayhan Demirci (51) erzählt diese eine – die wundersame Story seines Schulkameraden und Freundes Markus, der am 14. Februar mit seiner Band ein Konzert im Kölner Club „Barinton“ gibt.

Wir nannten ihn „Malch“. Seine alten Freunde nennen Markus Malcher (52) heute noch so. Er ist Musiker und Sänger und hauptberuflich Schreiner bei der Stadt Köln. Er hat ein Händchen und er hat Groove. Wir sind als Tänzerduo in Stadthallen von Essen bis Travemünde aufgetreten, für 400 D-Mark. Pro Auftritt.

Markus an den Trommeln

Markus an den Trommeln

Damals als Schüler am Porzer Stadtgymnasium, als wir eine Clique wurden, haben wir uns keine großen Gedanken darüber gemacht, wie wir alle hierhergekommen waren. Ich jedenfalls hatte Markus nicht danach gefragt, wer sein Vater ist. Der Lebensgefährte seiner Mutter konnte es nicht sein: Er war weiß und hieß Helmut.

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Dann kam der Tag, der alles auf den Kopf stellte. Malch kam quer über den Schulhof auf uns zu. Er hatte einen Brief in seiner Hand. Eine Offenbarung.

Stillschweigendes Abkommen mit der Mutter

„Ich hatte mit meiner Mutter bis dahin eine stillschweigende Vereinbarung“, erzählt Markus jetzt beim Interview im „Café de Paris“ in der Innenstadt. „Weder habe ich nach meinem Vater gefragt, noch hat sie von ihm erzählt.“

Dabei war Markus ein Suchender gewesen. Und zu den Dingen, die er bis dahin nicht wusste, gehörte auch: Auf der anderen Seite der Welt gab es auch Suchende. Sie suchten ihn. Jetzt hatten sie ihn gefunden. Es stand im Brief.

Guinea in Westafrika: Das Land seines Vaters

Die Spur führte nach Guinea. Die eine Gewissheit war: Sein Vater war tot. Die andere: In den Erinnerungen der Menschen war er lebendig. Markus’ Vater war einer der bis heute berühmtesten Musiker Afrikas, Sory Kandia Kouyate. Seine Platten gab es sogar in Köln zu kaufen, es gab sie auch im WDR-Archiv. Kouyates in Guinea lebenden Söhne hatten ihren deutschen, Kölner Bruder nun also nach vielen Jahren ausfindig gemacht und ihn angeschrieben.

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Bald sollten wir auch die ganze Geschichte erfahren.

Das Cover der CD „La voix dé la Revoltion“

Das Cover der CD „La voix de la Révolution“

1967 lebte Markus´ Mutter Ellen als Au-pair-Mädchen in London. Sie lernte Kouyate nach einem Konzert kennen. „Sie hatten eine Liaison, sie waren verliebt“, erzählt Markus. Der Musiker, häufig auf Tournee, habe sie bei seinen England-Aufenthalten immer getroffen. Schließlich wurde seine Mutter schwanger. Markus kam in Porz zur Welt.

Reise nach Amsterdam: Das erste Treffen mit dem Bruder

Erst 18 Jahre später hatte der Brief der Brüder das Geheimnis um seinen Vater enthüllt. Einige Wochen nach jener Post stiegen wir Freunde mit Markus in einen roten Renault 4 und fuhren nach Amsterdam. Dort, im Grand Hotel Krasnapolsky, sollte Markus am Rande eines Medizinkongresses seinen Bruder Mamadou, ein Arzt, treffen.

Nachdem wir an der Rezeption unsere Ankunft gemeldet hatten, blickten wir gebannt auf den Aufzug. Dann öffnete sich die Tür zwischen den fast verlorenen Brüdern. Ich bin bis heute stolz, dabei gewesen zu sein.

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Der aus Guinea stammende Musiker Sory Kandia Kouyate (rechts). 

Markus´ Vater war bereits 1977 mit nur 44 Jahren gestorben. Erst vor wenigen Jahren erschienen die Alben des legendären Musikers auch als CD. Auf dem Cover des Albums „La voix de la Révolution“ hat Kouyate die Black-Power-Aura. Das Foto scheint in den USA der späten 60er Jahre entstanden zu sein. Es war die Zeit der Bürgerrechtler, von Malcolm X, Martin Luther King, Muhammad Ali.

Wie Ali war auch Sory Kandia Kouyate ein Muslim. „Er hatte bereits eine Familie. Er wollte aber, dass meine Mutter auch nach Guinea kommt. Die dortigen Regeln ließen das zu. Aber das wollte sie nicht“, erzählt Markus.

The Masterblasters

Die Kölner Band „The Masterblasters“ singt und spielt Funk-, Soul- und Reggae-Classics. 

Trotz der Ferne: Der schwarze Kontinent blieb nah. Bei seinen Drumsessions machte Markus eine besondere Erfahrung: „Ich hatte Gesangsimpulse, die ich nicht zuordnen konnte. Ich habe dann einfach gesungen, in einer Sprache, die es so gar nicht gab.“

Für ihn war es der Klang und das Erbe seines Vaters. Seinen eigenen Sohn hat er nach ihm benannt: Sory.