Wir leben KölnJunkersdorf: Kaserne wird Idylle

von Philipp Meckert  (pm)

Köln – Altes vergeht, Neues entsteht. Köln ist im Wandel, architektonisch wie menschlich. In Junkersdorf ist jetzt auf dem Areal der verwaisten belgischen Haelen-Kaserne eine piekfeine Idylle erblüht. Und statt Soldaten haben hier nun Kinder die Macht.

Denn kaum ein Paar in den schicken Etagenwohnungen oder Bauhausvillen mit Blick auf Stadtwald, gepflegte Gärten oder glitzernde Grachten ist – oder bleibt – kinderlos. In vielen Einfahrten türmen sich Räder, Roller und Kettcars, hinter den Terrassen bunte Spielhäuser, Schaukeln, Wippen, Trampoline.

Status-Symbole jenseits von Auto, Job, Ferienhaus.

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Auch Ines Purwien und ihre neun Monate alte Tochter Sophia leben im Stadtwaldviertel, sind glücklich: „Die Ruhe ist einfach herrlich, und unsere Kinder können spielen, wo sie wollen“, sagt die 37-Jährige. „Auch die Architektur dieses neuen Veedels ist einfach toll.“

Was der Besucher erst auf den zweiten Blick sieht: Auf den Dächern sind keine Satellitenschüsseln, keine Solaranlagen. Vor den Hecken nirgendwo Privatzäune. Vergessen? Nein, verboten!

„Das sind alles Gestaltungsvorschriften, die wir als sehr gut durchdacht empfinden. Weil sonst bald alles aussehen würde wie Kraut und Rüben“, meint Peter Purwien (62), Vater und Großvater der beiden. „Das Viertel ist jetzt nach 13 Jahren fertig gebaut – und hier ist eine klare Struktur drin.“

Auch die Waldsiedlung nebenan verfügt kaum noch über freie Grundstücke. Reihenhäuser mit Garten gehen für ein Vermögen weg. Hauptsache, die Pänz wachsen wohlbehütet auf...

So entsteht jetzt in teuerster Kölner Lage sogar noch ein Spiele-Paradies für die Kleinen: Aus dem „Limelight“ wird „The Kidchen“.

Investor Jochen Berger (33) erklärt das Wortspiel: „Wir bauen ein Restaurant speziell für Kinder und ihre Eltern in einer 600 Quadratmeter großen Riesenküche. Die Kleinen können etwa durch einen Kühlschrank klettern und durch den Strohhalm eines gigantischen Tetra Paks wieder rausrutschen.“ Eröffnung soll im Spätsommer sein.

Aber auch wer keine Kinder hat, wie TV-Moderatorin Britta von Lojewski (49), fühlt sich im idyllischen Junkersdorf wohl: „Der City nun endlich den Rücken zu kehren, war meine beste Entscheidung. Ich genieße jeden Tag im Grünen.“

Der Zuzug scheint ungebrochen, es wird weiter geklotzt: Auf dem Feld an der Willi-Lauf-Allee entstehen 40 Nobelhäuser. Einstiegspreis: 599 900 €. Auf das Ex-RTL-Gelände an der Aachener Straße kommen 400 Wohnungen. Preis: Bis zu 5300 Euro pro Quadratmeter.

Bürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (68) warnt: „Der Bedarf an Kitas und Gymnasien wird hier stark steigen. Die Stadt muss handeln.“ Alles für die Kids!