Als Postbote verkleidetTäter in Bergisch Gladbach klingelt – dann beginnt für Frau der Albtraum

Phantombild eines Mannes mit schwarzer Kappe.

Das Phantombild des Verdächtigen aus Bergisch Gladbach soll bei der Suche nach dem wirklichen Täter helfen.

Eine groß angelegte Fahndung läuft derzeit in Bergisch Gladbach. Der Täter ist noch unbekannt, er soll eine Frau brutal überfallen haben.

von Thomas Werner  (tw)

Ein sanfter Blick, ein jungenhaftes Gesicht. Wenn das Phantombild, das die Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis am Freitag (26. Juli 2024) veröffentlichte, dem tatsächlichen Aussehen des Täters einigermaßen ähnelt, ist ihm seine Brutalität und Skrupellosigkeit nicht anzusehen.

Doch hinter der Fassade verbirgt sich offenbar ein eiskalter Räuber. Die Polizei hat mit der Veröffentlichung des Phantombilds eine öffentliche Fahndung gestartet.

Fahndung mit Phantombild nach Täter in Bergisch Gladbach

Nach aktuellem Stand der Ermittlungen soll der bislang unbekannte Mann am Donnerstag (18. Juli) als Paketbote getarnt an der Haustür einer 79-jährigen Dame geklingelt haben. Das war gegen 17 Uhr im Bergisch Gladbacher Stadtteil Kaule.

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Als die Seniorin die Haustür öffnete, nutzte der Täter den Überraschungseffekt: Der Unbekannte soll die Frau unvermittelt in das Haus gestoßen und die Herausgabe von Bargeld und Schmuck verlangt haben.

Als die 79-Jährige der Forderung nicht nachkam, soll der Unbekannte sie „geschlagen, mit einer Waffe bedroht und die Räumlichkeiten des Hauses erfolglos nach Beute durchsucht haben“, erklärt ein Sprecher der Polizei.

Verbrechen an Kindern in Köln

Köln: Verbrechen an Kindern machen fassungslos

Derya (†24) und ihr Sohn Kian (†4) strecken dem Fotografen ihre Zungen raus.

Kian (†4) und seine Mutter Derya (†24) werden am Abend des 14. Novembers 2021 am Niehler Hafen erstochen, ihre Leichen in den Rhein geworfen. Der Doppelmörder ist Kians Vater. Er war mit einer anderen Frau verlobt und wollte verhindern, dass bekannt wird, dass er einen unehelichen Sohn hat. Auch wollte er keinen Unterhalt zahlen. Der Fall erschütterte die ganze Region. Im Herbst 2022 fiel das Urteil: lebenslänglich, zudem wurde zweifach die besondere Schwere der Schuld festgestellt.

Kerzen und Stofftiere stehen an der Fundstelle eines getöteten neugeborenen Babys.

Das kleine Mädchen darf nur fünf Wochen alt werden – weil sein Vater es am 13. Dezember 2022 tot schüttelt. Der damals 19-Jährige war mit dem Baby allein in der Wohnung in Köln-Nippes. Später räumte er im Prozess ein, seine neugeborene Tochter „aus Überforderung“ geschüttet zu haben, weil sie trotz Fläschchen immer weiter geschrien hätte. Er hatte selbst den Rettungsdienst alarmiert und zunächst von einem angeblichen Sturz des Neugeborenen berichtet. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde der Mann im Juli 2023 zu drei Jahren Haft verurteilt. Auf dem Symbolfoto stehen Kerzen an der Fundstelle eines getöteten Babys in Mönchengladbach.

Ein Mann trägt einen Kindersarg, mehrere Menschen folgn ihm.

Ein kleiner, weißer Sarg, so leicht, dass er auf Händen zu Grabe tragen kann... Die traurige Szene spielt sich am 22. Juli 2021 auf dem Nordfriedhof ab. Im Sarg: Elias, nur wenige Stunden alt. Seine Mutter hatte ihn zehn Tage zuvor heimlich zur Welt gebracht, in einem Schrank versteckt und schließlich in Köln-Bilderstöckchen vor einer Babyklappe auf die Fensterbank gelegt. Mitarbeitende des Hauses Adelheid fanden das tote Neugeborene und gaben ihm den Namen Elias. Die Polizei fahndete nach der zunächst unbekannten Mutter, konnte sie aber am 10. August aufgrund von Hinweisen festnehmen. Ende Februar 2022 wurde die damals 37-Jährige wegen Totschlags zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Ein Mann halt sich eine aufgeklappte Akte vors Gesicht, neben ihm eine Anwältin und ein Justizvollzugsbeamter.

Zahlreiche Kinder wurden von einem Kölner Babysitter (34) sexuell missbraucht. Er hatte als geringfügig-beschäftigter Betreuer in drei Kitas gearbeitet und sich außerdem auf Online-Plattformen als Babysitter angeboten, war so in Kontakt zu seinen späteren Opfern gekommen. Die Mutter einer Vierjährigen hatte schließlich die Polizei eingeschaltet und so den Stein ins Rollen gebracht. Denn es gingen immer mehr Hinweise auf weitere mutmaßliche Opfer ein. Im Juni 2022 wurde der Mann festgenommen und Ende August 2023 wegen schweren sexuellen Missbrauchs, Vergewaltigung und Herstellung kinderpornografischer Schriften zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Lea Sofie sitzt mit einem Teddy in Händen auf dem Boden und lächelt.

Lea-Sofie (†2) aus Köln-Chorweiler stirbt 2012, kurz vor Weihnachten. Der Freund der Mutter hatte das kleine Mädchen brutalst misshandelt, ihr den Kiefer mit Faustschlägen zertrümmert, sie immer wieder an den Haaren hochgerissen, bis sich die Kopfschwarte vom Schädel löste. Die Zweijährige ist schwerst verletzt, hätte aber gerettet werden können. Doch weder ihre Mutter noch ihr Ziehvater rufen einen Notarzt. Als Lea-Sofie nach einem mehrtägigen Todeskampf stirbt, stopfen beide die Leiche in einen Einkaufstrolley und werfen sie in ein Gebüsch am Fühlinger See.

Eine Frau sitzt neben ihrem Anwalt.

Ein Mädchen (viereinhalb Monate) wird im August 2022 von seiner Mutter in einem Frauenhaus in Kerpen mit einem Kissen erstickt. Den Leichnam des Säuglings findet die Polizei später in einem Kinderwagen am Boisdorfer See. Im März 2023 wurde die damals 31-jährige Mutter in Köln (auf dem Foto mit ihrem Verteidiger) wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Kindsvater. In der Urteilsbegründung hieß es, dieser sei „bizarr, eine Art Reichsbürger“, der sie ständig unter Druck gesetzt habe, ein Kind zu kriegen, um aus „germanischem Gedankengut“ heraus „die Ahnenlinie“ fortzusetzen. Den Anforderungen konnte die in ihrer Reife verzögerten Frau nichts entgegensetzen.

Dichter Rauch quillt aus einem Dach, ein Feuerwehrmann steht im Korb einer Drehleiter und hält von oben mit dem Schlauch drauf.

Im Müngersdorfer Villenviertel kommt es im April 2015 zu einem Familiendrama. Ein 53-jähriger Unternehmer erschießt seinen Sohn (13) im Bett, legt dann in der Wohnung Feuer und richtet schließlich die Waffe gegen sich selbst. Der 13-Jährige und seine Schwester lebten bei der Mutter, die Eltern waren geschieden. Dennoch besuchten die Kinder ihren Vater häufiger. „In den letzten Wochen kam aber nur noch der Junge“, sagte damals eine Nachbarin. Das Symbolfoto zeigt einen Dachstuhlbrand im Februar 2023 in Heimersdorf.

Die Entführung von Johannes Erlemann aus Köln wird verfilmt.

Johannes Erlemann ist elf Jahre alt (Foto), als er entführt wird. Am 6. März 1981 zerren drei Männer den Kölner Unternehmersohn im Forstbotanischen Garten vom Fahrrad, betäuben ihn und sperren ihn in einen Verschlag. Die Entführer forderten drei Millionen Mark Lösegeld. Am 12. März wurde dann eine Anzeige im EXPRESS geschaltet und damit signalisiert, dass das Lösegeld bereitstünde. Weil Johannes' Vater zu der Zeit wegen Betrugsverdachts in U-Haft saß, deponierte seine Mutter das Geld im Dünnwalder Tierpark. Johannes kam daraufhin frei. Rund zwei Monate später wurden seine Entführer, drei Brüder und ein Helfer, verhaftet und später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

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Unglaublich: Als wäre das alles nicht schon genug, soll der Mann die Frau zudem gefesselt und geknebelt haben. Die Geschädigte wurde leicht verletzt und rief nach der Flucht des Täters ihre Nachbarn um Hilfe, die umgehend die Polizei alarmierten.

Eine andere öffentliche Fahndung hatte zuletzt zumindest einen Teilerfolg gebracht – die um den spektakulären Goldraub am Flughafen Köln/Bonn.

Jetzt läuft auch in Bergisch Gladbach die Suche nach dem Unbekannten. Neben der Unterstützung beim Phantombild konnte die 79-Jährige ihren Peiniger auch anhand einiger anderer Details beschreiben. Das ist bisher über ihn bekannt:

  1. Er ist männlich und etwa 1,70 Meter bis 1,80 Meter groß
  2. Er hat eine schmale Statur, aber keinen Bart
  3. Er trug zum Zeitpunkt der Tat eine schwarze Kappe, eine schwarze Fleecejacke mit Emblem auf dem Rücken sowie eine schwarze Hose
  4. Er trug zur Tarnung ein gelbes Paket in der Hand

Die Polizei hofft nun auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Wer weiß, um wen es sich anhand des Phantombilds handeln könnte? Bei Hinweisen können sich Zeuginnen oder Zeugen an das Kriminalkommissariat 2 der Polizei Rhein-Berg unter der Telefonnummer 02202 205-0 wenden.