Groteske Situation: Während der Rhein Niedrigwasser führt, bewässert die Feuerwehr einen Hang, damit in Koblenz das Feuerwerk „Rhein in Flammen“ stattfinden kann. Eine groteske Aktion. Der EXPRESS.de-Kommentar.
„Rhein in Flammen“Kommentar zur umstrittenen Gala: Kein Rhein mehr, sondern nur noch Flammen
Die Dürre hat Europa fest im Griff, Satellitenbilder, die England und Frankreich zeigen, sehen aus, als hätte man die Sahara fotografiert. Auch der Rhein hat kaum noch Wasser, an manchen Stellen ist der stolze Fluss nicht viel mehr als ein Rinnsal.
Umso grotesker mutet es da an, dass in Koblenz am Samstag, 13. August 2022, das Festival „Rhein in Flammen“ steigt – und für das Feuerwerk sogar ein Hang mit Wasser aus dem Fluss bewässert werden muss. Dabei ist vielerorts kaum noch Rhein – sondern nur noch Flammen.
„Rhein in Flammen“: Normalität vorgaukeln ist menschlich
Es ist menschlich, dass man so viel Normalität wie möglich leben will, wo längst gar nichts mehr normal ist. Doch Aktionen wie diese zeigen, dass viele den Ernst der Klimakatastrophe immer noch nicht begriffen haben.
Ob Wirtschaft, Tourismus oder Ernährung: Nirgendwo ist ein Umdenken zu sehen, das dem Ausmaß der drohenden Katastrophe auch nur annähernd gerecht wird. Und die Politik scheut sich mit Blick auf die nächsten Wahlen, die Menschen auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft mitzunehmen.
Im Süden Europas ist das einzig grüne die mit 200 Millionen Litern Wasser pro Platz beregneten Golfanlagen für die reichen Gäste. Vieh und Pflanzen aber dürsten.
Doch die Widerstände für tiefgreifende Veränderungen, für ein wirkliches Vorantreiben der Energiewende, für eine Reduktion des Fleischkonsums und des CO₂-Ausstoßes sind bis tief in die Ampel-Koalition und ins Kanzleramt groß.
Dabei ist bei den meisten Menschen längst angekommen, wie tiefgreifend die drohenden Veränderungen sind.
Die Jahrhundertflut an der Ahr und die Dürre in diesem Jahr sind zwei Seiten derselben Medaille. Veränderungen sind nötig. Sonst ist hier bald wirklich kein Rhein mehr – sondern nur noch Flammen.