Ex-NRW-Präsi der United Tribuns„Polizei-SEK schockte meine Kinder“
Langenfeld – Ein unglaublicher Knall zerreißt am Donnerstag vergangener Woche die morgendliche Stille in Langenfeld. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat eine Wohnungstür aufgesprengt. Ein Einsatz gegen einen Kampfsportler. Doch in der Wohnung sind auch seine fünf Kinder. Darunter drei Wochen alte Zwillinge – Frühchen.
Familie ist wütend
Mehdi F. (30) ist geschockt und wütend. Er steht vor der weggesprengten Tür zu seiner Wohnung in Langenfeld. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Dabei habe ich 2006 im Libanon Krieg und Bomben gesehen.“ Mit Sprengstoff hat sich ein Spezialeinsatzkommando im Auftrag der Duisburger Polizei Zutritt verschafft, danach flogen zwei Blendgranaten in die Maisonette-Wohnung.
„Meine Kinder sind aus dem Bett gefallen, der Knall war in halb Langenfeld zu hören“, sagt F. Er war früher NRW-Boss der „United Tribuns“, einer Gruppe, die aus Kampfsportlern und Türstehern besteht und die von der Polizei oft zur Rockerszene gezählt wird. Doch jetzt will der 30-Jährige geläutert sein. „Ich bin ausgestiegen – wegen meiner Kinder. Ich saß insgesamt neun Jahre im Knast. Ich will lieber meine Kinder aufwachsen sehen.“ Er will seine Karriere als Profiboxer vorantreiben. Im März ist der nächste Kampf. Und eine Shisha- und Cocktailbar aufmachen.
Doch die Polizei geht weiter davon aus, dass Mehdi F. gefährlich ist und kriminellen Geschäften nachgeht. Sie erwirkte einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung, weil sie Hinweise bekommen hatte, der Libanese hätte dort zwei Pistolen und einen Revolver.
„Als sie beim Endringen schrien »Polizei und SEK« habe ich im Bett schon die Hände hochgenommen.“ Die Spezialkräfte stürmten das Schlafzimmer. „Dann haben sie das Kinderbett der Zwillinge brutal zur Seite geschoben und sind auf meinen Mann drauf“, berichtet die Ehefrau von F.
Der Ex-Rocker wurde gefesselt und nach seinen Angaben danach auf den Kopf geschlagen. Er hat eine Platzwunde am Hinterkopf, die im Krankenhaus genäht werden musste.
Mit Gewehren auf die Kinder gezielt?
„Die Beamten haben auch mit ihren Sturmgewehren auf meine Kinder gezielt“, erzählt die Ehefrau. Waffen fand die Polizei nicht. „Dafür sind unsere Kinder jetzt völlig traumatisiert Meine Tochter macht sich seitdem bei einem lauten Geräusch in die Hose“, sagt Mehdi F.
Eine Traumatherapeutin kümmert sich jetzt um die drei Kleinkinder (5, 4 und 2) der Familie.Die Polizei Duisburg nimmt zu dem Einsatz aus ermittlungstaktischen Gründen keine Stellung. „Herrn F. steht auf jeden Fall der Rechtsweg offen. Eine Anzeige ist bislang nicht erstattet worden“. Mehdi F.’s Rechtsanwalt Wolf Bonn kündigt jedoch an: „Wir werden Rechtsmittel einlegen“.