Missbrauch von WermelskirchenSchlimmer Verdacht bestätigt: Polizei stand eine Sache im Weg

NRW-Innenminister Herbert Reul, hier bei einer Pressekonferenz 2021.

NRW-Innenminister Herbert Reul, hier bei einer Pressekonferenz 2021.

Hätte der Missbrauchskomplex von Wermelskirchen schon früher entdeckt werden können? NRW-Innenminister Herbert Reul bestätigt Berichte und fordert Lockerungen im Datenschutz.

Grausame Aufnahmen, mehrere Terrabyte Material – der Missbrauchskomplex von Wermelskirchen stellt die Ermittlerinnen und Ermittler vor eine nahezu unmenschliche Aufgabe. Doch wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ als erstes berichtete, hätte der mutmaßliche Täter von Wermelskirchen wohl schon viel früher zur Rechenschaft gezogen werden können.

Denn: Er war seit geraumer Zeit im Visier der Polizei und offenbar bereits im Missbrauchskomplex von Münster aktiv. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul soll aber der Datenschutz im Wege gestanden haben. „Es scheint so, dass die Ermittler aus einem anderem Missbrauchskomplex schon länger eine Spur zu dem Haupttäter in Wermelskirchen hatten“, sagt auch Reul.

Missbrauch Wermelskirchen: Datenschutz verhinderte Eingreifen

„Es kann nicht sein, dass mir eine Ermittlerin sagt: Ich sehe den Typen, ich weiß was er tut, ich erlebe ihn in mehreren Fällen. Ich habe seine IP-Adresse, aber ich weiß nicht, wie er heißt und wo er wohnt“, so Reul in einem Interview mit dem WDR. Er forderte: „Es muss sich im Recht der Datenspeicherung etwas ändern.“

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Aber warum konnte die Polizei nicht früher eingreifen? Das habe laut Reul mit einer Firma aus der Schweiz zu tun. Denn die Chats im Münsteraner Komplex seien über den verschlüsselten Messenger-Dienst des Anbieters „Wire“ gelaufen. Die NRW-Behörden hätten auch ein Rechtshilfeersuchen bei der Schweizer Firma erbten. Allerdings seien die Daten nicht an die Ermittlerinnen und Ermittler überliefert worden.

Aktuell müssen die Unternehmen auch nicht die Daten der Accounts von Kundinnen und Kunden vorhalten. Bedeutet: Auch in diesem Fall konnte der Täter weitestgehend anonym agieren.

Allerdings, darin bestand Hoffnung, gab es zumindest eine Mailadresse von der Schweizer Firma. Doch auch damit konnte die Polizei nichts anfangen, weil der Mailanbieter inzwischen seine Dienste eingestellt hatte und keine Daten mehr übermitteln konnte. (bas)