Betrüger bringen derzeit viele Rentner mit Schockanrufen um ihr Erspartes. Wider besseren Wissens gehen sie den Gaunern auf den Leim.
Schockanrufe in NRWMiese Masche hat Konjunktur: Polizeisprecher redet Klartext
„Ihr Sohn hat einen tödlichen Unfall verursacht ...“ Mit solchen Schockanrufen machen Gauner derzeit ordentlich Kasse. So brachten Betrüger am 8. Dezember 2021 einen Rentner (85) aus Sankt Augustin um mehr als 40.000 Euro. Angeblich als Kaution – damit sein Sohn nicht direkt für mehrere Wochen in Gefängnis muss.
„Die Variante hat gerade Konjunktur“, sagt Stefan Birk, Sprecher der Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg. Die bislang beliebte Masche, dass den Angerufenen ein Einbruch droht, tauche hingegen kaum mehr auf.
Polizei Rhein-Sieg: Auf Einbruchs-Masche fällt Rentner nicht mehr rein
Birk: „Da fallen die Rentner nicht mehr drauf rein, in dem Bereich hat die Polizei präventiv viel gemacht, um potenzielle Opfer zu sensibilisieren.“ Die neue Masche mit den Schockanrufen sei prinzipiell gleich, erklärt er. Dennoch haben die Täter damit aktuell erschreckend viel Erfolg. Auch in Köln, wo erst am Mittwoch (14. Dezember 2021) zwei Rentnerinnen (67, 81) insgesamt mehrere Zehntausend Euro sowie Geldmünzen zahlten, damit ihre Angehörige nicht in den Knast wandern.
„Sämtliche Mechanismen werden ausgeschaltet“, erklärt Stefan Birk den Erfolg der Masche. Zum Beispiel, dass es kein Kautionsprinzip wie in Amerika gibt und man generell nach einem tödlichen Unfall nicht unmittelbar für mehrere Wochen ins Gefängnis kommt, würden die Opfer in keinster Weise hinterfragen. Birk: „All das schalten die Leute aus.“
Schockanrufe: Betrüger üben großen Druck auf betagte Opfer aus
Dazu käme eine gewisse Obrigkeitshörigkeit, so Birk. Denn die Betrüger geben sich als Polizisten, Oberstaatsanwälte, Rechtsanwälte oder Gerichtsmitarbeiter aus. Auch würden die Täter großen Druck ausüben. „Unter anderem durch eine Geräuschkulisse“, erklärt er. So würde zum Beispiel bei dem Telefonat im Hintergrund eine Frau schluchzen, die Täter damit implizieren, dass es sich um die vermeintliche Tochter des Opfers handelt, die gerade einen Radfahrer totgefahren hat.
„Sie werden auch nicht stutzig, wenn das Geld in einer Sporttasche auf dem Parkplatz eines Baumarktes übergeben werden soll“, so der Sprecher der Polizei Rhein-Sieg. Dabei würde ein Anruf bei der Tochter oder dem Sohn sofort Aufklärung bringen.
Rentner (85) aus St. Augustin ließ sich von Geldübergabe nicht abbringen
Im Fall des 85-Jährigen aus Sankt Augustin hätte wohl nichts geholfen. Er hatte sofort die Tasche mit der geforderten „Kaution“ gepackt und war losgefahren, um das Geld zu übergeben. Selbst die Frau seines Sohnes, der angeblich den tödlichen Unfall verursacht haben sollte, konnte ihn nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen.
Am selben Tag kam es im Bereich der Polizei des Rhein-Sieg-Kreises zu drei weiteren Betrugsversuchen. Sprecher Birk: „Drei ältere Damen wurden telefonisch mit der gleichen Masche kontaktiert. Die Seniorinnen erkannten jedoch frühzeitig den Betrug, so dass kein Schaden entstand.“