Das Bild oben hat für viel Häme gesorgt. Wer das Foto näher betrachtet, dem fällt auf: Da ist ja keine einzige Frau drauf. Doch woran liegt das? Mag Landesvater Armin Laschet etwa keine Damen?
- Bild mit Armin Laschet und Partei-Kollegen sorgt nicht nur für Lacher
- Viel zu wenige Frauen in Kommunalpolitik
- Was ist der Grund dafür?
Armin Laschet (CDU) umringt nur von Männern, die meisten sehr ergraut, alle ganz einheitlich in langweiligen, weißen Hemden und einige mit Bauchansatz – dieses Foto des Ministerpräsidenten mit CDU-Kandidaten im Kommunalwahlkampf sorgte in letzter Zeit für viel Spott. Kein Wunder: Wirkt die Gruppe doch wie eine Altherren-Armee beim Natur-Ausflug. Das Bild ist aber auch Sinnbild einer großen und schweren Misere.
Denn: Frauen sind in der Kommunalpolitik immer noch drastisch unterrepräsentiert. Das wird bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 13. September 2020 nicht anders sein.
Nur zwei Frauen sind NRW Oberbürgermeisterinnen
Unter den insgesamt 323 Kandidaten für Oberbürgermeister- und Landratswahlen sind nur 63 Frauen. Das sind etwa 19,5 Prozent. Nur 36 Frauen bewerben sich für einen Oberbürgermeister-Posten und 27 Frauen kandidieren für Landratsämter. In NRW gibt es eine einzige Oberbürgermeisterin – die parteilose Henriette Reker in Köln – und eine amtierende Landrätin: die CDU-Politikerin Eva Irrgang in Soest.
Von den großen Parteien haben die Grünen mit Kandidatinnen in sechs Städten die meisten Frauen für ein OB-Amt aufgestellt. Die CDU hat zwei eigene OB-Kandidatinnen ins Rennen geschickt, die SPD drei. Spitzenreiter ist die wohl chancenlose Satirepartei Die Partei mit sieben Kandidatinnen. Bei den Landratswahlen sind unter den insgesamt 125 Wahlvorschlägen vier CDU-Frauen, vier SPD-Frauen und neun von den Grünen.
Nicht viel besser sieht der Frauenanteil bislang in den Räten aus. Nach Berechnungen des Recherchenetzwerks Correctiv war nach der Kommunalwahl 2014 nur knapp jeder vierte Sitz in Gemeindevertretungen, Stadträten und Kreistagen von Frauen besetzt.
CDU wird von Männern dominiert – trotz Kanzlerin Angela Merkel
Auch wenn Angela Merkel seit rund 15 Jahren Bundeskanzlerin ist, sind CDU-Frauen an der politischen Basis weiter eher eine Seltenheit. „Man sieht an diesem Beispiel, dass es von oben allein nicht reicht, wir müssen von unten etwas tun", gestand kürzlich auch ein Bewerber für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, beim Ständehaustreff in Düsseldorf ein.
Merz lieferte eine männliche Erklärung gleich mit. „Die Männer haben immer noch Spaß daran, den wichtigsten Teil der Politik an der Theke zu besprechen, wenn die Frauen schon wieder nach Hause müssen und sich um die Familie kümmern. Das sind so Klischees, die wir aufbrechen müssen."
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, OB-Kandidatin in Düsseldorf, hat ihren Weg gemacht. „Als meine Tochter in den Kindergarten kam, habe ich angefangen, mich zu engagieren", sagt sie. Vor 30 Jahren trat die heute 62 Jahre alte Strack-Zimmermann in die FDP ein, machte ihren Weg über die Bezirksvertretung in den Stadtrat, wurde FDP-Fraktionschefin und dann Erste Bürgermeisterin.
Oft hört Strack-Zimmermann das Argument von Frauen, die Beruf und Familie haben, ein zusätzliches Mandat sei ihnen einfach zu viel. „Kommunalpolitik bedeutet sieben Tage die Woche 24 Stunden Einsatz", räumt sie ein. Frauen scheuten aber auch oft den Konkurrenzkampf.
Und dann sind da die Männerseilschaften. „n der Kommunalpolitik gibt es sehr klare Netzwerke", sagt Strack-Zimmermann. „Es gibt Verbindungen von Männern, denen durchaus auch junge Männer angehören, die sich möglicherweise auch beruflich vernetzen wollen - nach dem Motto: Wenn man sich kennt, kann man sich auch mal unterstützen." Das sei bei Frauen nicht so ausgeprägt.
Die Grünen haben eine hohe Frauenquote
Bei den Grünen gehören Quoten zur Partei-DNA. „Seit Jahrzehnten kämpfen wir Grüne darum, dass auf allen Ebenen mindestens die Hälfte der Macht den Frauen gehört", sagt die Landesvorsitzende Mona Neubaur. Es seien immer wieder die Grünen-Fraktionen, die den Frauenanteil in den kommunalen Räten erhöhten.
Auch bei der SPD gibt es Quoten. „Aber wir sind noch nicht da, wo wir sein sollen", räumt Landeschef Sebastian Hartmann ein. „Bei den Spitzenkandidaturen ist noch ordentlich Luft nach oben. Da müssen wir besser werden." In einem sind sich alle einig: Der politische Betrieb müsse familienfreundlicher werden. Keine Sitzungen mehr bis tief in die Nacht. Nur umgesetzt wurde das bisher immer noch nicht. (dpa/dok)