Ein schwuler Schüler nutzte seine Abschlussrede, um auf das umstrittene „Don't Say Gay“-Gesetz aufmerksam zu machen. Durch das Gesetz ist es an Schulen in Florida verboten, über sexuelle Orientierung aufzuklären.
„Don't Say Gay“-GesetzClevere Idee: Abschlussrede von US-Schüler (18) umgeht umstrittenes Gesetz
Im US-Bundesstaat Florida hat ein schwuler Schüler bei einer Abschlussrede mit einer cleveren Idee ein umstrittenes Gesetz umgangen. Das im März in Kraft getretene sogenannte „Don't Say Gay“, also „Sag nicht schwul“-Gesetz sorgt landesweit für Entsetzen. Demnach ist es Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften nun in Florida gesetzlich verboten, in der Schule offen über ihre sexuelle Orientierung zu sprechen.
Ein Schüler hatte jedoch eine kluge Idee: Zander Moricz (18) ist Klassensprecher an einer Highschool im „Sunshine State“ an der Ostküste der USA, hat rotgelockte Haare und ist offen schwul. Obwohl er in der Schule nicht mehr offen über seine sexuelle Orientierung reden durfte, nutzte er seine Abschlussrede für eine wichtige Botschaft, berichtet der „Spiegel“.
US-Schüler umgeht „Don't Say Gay“-Gesetz: „Früher habe ich meine Locken gehasst“
Anstatt direkt über seine sexuelle Orientierung zu sprechen, nutzte er einfach ein anderes Merkmal, dass ihn vermeintlich von anderen Schülerinnen und Schülern unterscheide: Nämlich seine lockigen Haare. „Früher habe ich meine Locken gehasst. Beschämt über sie habe ich morgens und abends versucht, sie zu glätten. Aber der tägliche Schaden, der entstanden ist bei dem Versuch, mich zu reparieren, wurde zu viel“, sagte Moricz in seiner Rede, die auf Twitter bereits über 70.000 Mal geteilt und 400.000 Mal geliked wurde.
„Obwohl es in Florida aufgrund der Luftfeuchtigkeit schwierig ist, lockiges Haar zu haben, beschloss ich, stolz darauf zu sein, wer ich bin, und fing an, als mein wahres Ich zur Schule zu gehen“, so Moricz. Mit seiner Rede, die auf Social Media viral ging, protestierte er gegen das umstrittene Gesetz, ohne dagegen zu verstoßen.
„Don't Say Gay“: US-Präsident Joe Biden nennt Gesetz „hasserfüllt“
Laut dem umstrittenen Gesetz, das selbst US-Präsident Joe Biden (79) zuletzt als „hasserfüllt“ bezeichnete, dürfe vom Kindergarten bis ins Grundschulalter faktisch kein Unterricht über sexuelle Orientierung mehr stattfinden. Aus Sicht von Kritikern ist das Gesetz jedoch so formuliert, dass das Verbot auch auf ältere Kinder angewendet werden könne.
Ron DeSantis (43), Gouverneur von Florida, erklärte bei der Unterzeichnung des Gesetzes im März, er wolle dafür sorgen, „dass Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können, um Bildung zu erhalten, keine Indoktrination.“
US-Schüler durfte nicht über seine Homosexualität sprechen
Wie der US-Sender „CNN“ berichtet, hatte Moricz sich während der Vorbereitungen für seine Rede rückversichert, worüber er sprechen dürfe. Der Schulleiter habe ihm dabei gesagt, er könne nicht über seine Homosexualität reden. Bereits im März führte Moricz einen Schulstreik gegen das umstrittene Gesetz an.
„Er hat mich und meine Identität immer sehr unterstützt und ich war wirklich verletzt“, sagte Moricz laut „CNN“. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Schule hatte er trotzdem lobende Worte übrig. Seine Lehrer an der Pine-View-Schule in Osprey seien einige der ersten Personen gewesen, bei denen er Rat suchte, weil er keine „anderen Menschen mit lockigem Haar“ hatte, mit denen er hätte sprechen können. Die Unterstützung, die er von der Schule erhielt, habe ihm geholfen zu wachsen.
„Jetzt bin ich glücklich, und darum geht es. Es wird so viele Kinder mit lockigem Haar geben, die eine Gemeinschaft wie Pine View brauchen und keine haben werden“, sagte Moricz auf der Bühne. „Stattdessen werden sie versuchen, sich selbst zu reparieren, damit sie in Floridas feuchtem Klima überleben können.“
Moricz erklärte, er habe sich verpflichtet gefühlt, seine Abschlussrede diesem Thema zu widmen. Die Schülerinnen und Schüler hätten Macht und sollten sie nutzen. (mn)