Aufstand gegen queer-feindliches Gesetz in Florida: Mitarbeitende von Disney Pixar haben einen Beschwerdebrief geschrieben. Sie wollen verhindern, dass sich ihr Unternehmen dem kürzlich verabschiedeten „Don't Say Gay“-Gesetz unterwirft und LGBTQI+Themen wieder zunehmend aus seinen Filmen verbannt.
„Sind verletzt und wütend“Aufstand der Mitarbeitenden bei Disney Pixar – geht um homofeindliches Gesetz
„Wir sind enttäuscht, verletzt, ängstlich und wütend.“ Mit diesen Worten beginnt eine Erklärung, die von „LGBTQI+-Mitarbeitenden von Pixar und ihren Verbündeten“ stammen soll. Es ist ein lauter Widerspruch gegen die Befolgung eines neuen LGBTQI+-feindlichen Gesetzes in Florida.
Die Pixar Animation Studios sind ein auf Computeranimationen und Computer Generated Imagery (CGI) spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Emeryville im US-Bundesstaat Kalifornien.
Zum Hintergrund: Zurzeit tobt in den USA eine heftige Debatte über die Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sprechen. Im konservativ regierten Bundesstaat Florida hat der Senat nun ein äußerst umstrittenes Gesetz verabschiedet.
Florida: LGBTQI+-Community fassungslos über neues Gesetz
Gouverneur Ron DeSantis hatte zuvor bereits signalisiert, dass er das Gesetz nach einer Verabschiedung durch das Parlament des Bundesstaates unterzeichnen würde. Vertreter der LGBTQI+-Gemeinschaft sind fassungslos und haben dem Gesetz den Namen „Don't Say Gay“ (dt.: „Sag nicht schwul“) verpasst.
In dem neuen Gesetz steht: „Ein Schulbezirk darf keine Diskussionen im Klassenzimmer über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität in Grundschulklassen oder in einer Art ermutigen, die nicht dem Alter oder der Entwicklung von Schülern angemessen ist.“ Eltern können ansonsten die Schulen verklagen. Die Republikaner wollen nach eigener Aussage Kinder vor unangemessenen Themen schützen – und die Rechte von Eltern stärken.
Disney Pixar: Aufstand gegen queer-feindliches Gesetz in Florida
„In Bezug auf Disneys finanzielles Engagement mit Gesetzgebern hinter dem „Don’t Say Gay“-Gesetz hatten wir gehofft, dass unser Unternehmen für uns aufstehen würde. Aber das tat es nicht“, so das nüchterne Fazit der LGBTQI+-Mitarbeitenden von Pixar.
In der Stellungnahme schreiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des US-Animationsstudios, dass Führungskräfte von Disney in „fast jedem Moment offen schwuler Zuneigung Kürzungen gefordert haben...unabhängig davon, ob es Protest gab. Sowohl die Kreativteams als auch die Geschäftsleitung bei Pixar“. Die Erklärung liegt dem US-Portal „Variety“ vor.
Der Vorwurf, der im Raum steht, ist Teil einer breiteren Reaktion auf das unternehmensweite Credo, das CEO Bob Chapek am Montag (7. März 2022) an Disney-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschickt hat.
Darin nimmt er Bezug auf das kürzlich verabschiedete queer-feindliche Gesetz in Florida. In dem Schreiben an seine Angestellten erklärte Chapek, dass die „größte Wirkung“, die das Unternehmen erzielen kann, in „der Schaffung einer integrativeren Welt durch die inspirierenden Inhalte, die wir produzieren“ liegt.
In dem Brief heißt es unter anderem: „Auch wenn die Produktion von LGBTQI+-Inhalten die Antwort auf die Aufhebung der diskriminierenden Gesetzgebung in der Welt war, wird uns dieser Content nun untersagt.“
Disney Pixar: Kaum LGBTQI+-Charaktere in Spielfilmen
Bis heute hat Pixar nur sehr wenige LGBTQI+-Charaktere in seine Filme integriert – am bekanntesten ist die Zyklop-Polizistin namens Spectre im Fantasy-Film „Onward“ aus dem Jahr 2020.
Officer Spectre war die erste queere weibliche Figur in einem Disney-Animationsfilm. Im englischen Original wird die Rolle außerdem von der lesbischen Schauspielerin Lena Waithe gesprochen.
Die Sexualität der Figur wird nur am Rande zum Thema, als Spectre sagt: „Es ist nicht einfach, ein neuer Elternteil zu sein – die Tochter meiner Freundin hat mich dazu gebracht, mir die Haare auszureißen, okay?“
Der Film war aufgrund der Szene in Kuwait, Oman, Katar und Saudi-Arabien verboten. In der in Russland veröffentlichten Fassung wurde das Wort „Freundin“ in „Partner“ geändert.
Pixar: Mitarbeitende schreiben Beschwerdebrief und stellen Forderung
Der Vorwurf der Zensur ist besonders vernichtend für den ehemaligen CEO Robert Iger, in dessen Zeit der Disney-Kauf von Pixar im Jahr 2006 stattfand. Im Dezember 2021 hatte Iger das Unternehmen wieder verlassen.
In der Stellungnahme der Pixar-Mitarbeitenden fordern diese Disney unter anderem dazu auf, die finanzielle Unterstützung aller Gesetzgeber zurückzuziehen, die das „Don’t Say Gay“-Gesetz unterstützt haben – und „öffentlich entschieden“ gegen das Gesetz und ähnliche Gesetzesentwürfe anderswo im Land „Stellung zu beziehen“.
Laut des Berichts von „Variety“ haben Vertreterinnen und Vertreter von Disney und Pixar bislang nicht auf Anfragen für etwaige Stellungnahmen reagiert. (jba, mit dpa)