Keinen Millimeter Annäherung – das scheint das Fazit eines Telefonats zwischen dem deutschen Kanzler und Russlands Machthaber. Kiew geht derweil gegen die russisch-orthodoxe Kirche im Land vor.
Erstes Telefonat seit MonatenPutin mit unfassbarer Forderung an Kanzler Scholz – der kontert
Nach wochenlanger Funkstille zwischen Berlin und Moskau zum Ukraine-Krieg haben Kanzler Olaf Scholz und Russlands Präsident Wladimir Putin erstmals wieder telefoniert – und sich gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht.
Putin prangerte „die zerstörerische Linie westlicher Staaten, einschließlich Deutschlands“ an, die Kiew mit Waffen aufpumpten und dessen Soldaten ausbildeten, hieß es vonseiten des Kremls am Freitag (2. Dezember 2022).
Putin fordert Scholz dazu auf, Haltung Deutschlands zu überprüfen
Scholz verurteilte dagegen die russischen Angriffe auf das ukrainische Strom- und Fernwärmenetz. Zudem forderte er – ähnlich wie US-Präsident Joe Biden – eine diplomatische Lösung, zu der ein Rückzug der russischen Truppen gehören müsse. Dazu sagte ein Kreml-Sprecher, die „militärische Spezialoperation“ gehe selbstverständlich weiter.
Bei dem einstündigen Kontakt forderte Putin nach russischen Angaben den deutschen Kanzler auf, die Haltung Deutschlands zu überprüfen. Die westliche Hilfe für Kiew führe dazu, dass die Ukraine Verhandlungen mit Russland ablehne.
Außerdem verteidigte der Kremlchef die jüngsten massiven Raketenangriffe gegen die Ukraine als Antwort auf „Provokationen Kiews“ gegen die zivile Infrastruktur in Russland, darunter die von einer Explosion schwer beschädigte Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Russlands Angriffe konzentrierten sich zuletzt unter anderem auf Strom- und Wärmekraftwerke. Viele ukrainische Haushalte sind bei eisigen Temperaturen zeitweise oder sogar komplett ohne Heizung, Strom und Wasser.
Scholz bekräftigte seinerseits die Entschlossenheit Deutschlands, die Ukraine weiter militärisch zu unterstützen. So liefert die Bundesregierung der Ukraine weitere sieben Flugabwehrpanzer Gepard.
Moskau: Spezialoperation geht weiter, aber offen für Gespräche
Der Kreml reagierte auf Forderungen von US-Präsident Biden nach einem Kriegsende und schloss einen Abzug der russischen Truppen aus. „Die militärische Spezialoperation geht selbstverständlich weiter“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. „Aber zugleich war, ist und bleibt Präsident (Wladimir) Putin offen für Kontakte, für Verhandlungen“, fügte Peskow hinzu.
Biden hatte zuvor erklärt, für ein Gespräch mit Putin nur offen zu sein, falls Russland zu einem Ende des vor gut neun Monaten begonnenen Kriegs gegen die Ukraine bereit sei. (dpa/jv)