Kevin allein im Haus?Das rote Chaos im US-Kongress geht weiter

Der republikanische Kongress-Kandidat Kevin McCarthy scheitert zum 11. Mal bei der Wahl zum Sprecher des amerikanischen Repräsentantenhauses.

Der republikanische Kongress-Kandidat Kevin McCarthy scheitert zum 11. Mal bei der Wahl zum Sprecher des amerikanischen Repräsentantenhauses.

Kevin McCarthy versagt erneut. Der Rekord von zehn Wahlgängen vor 100 Jahren ist gebrochen. Wie lange will der rechte Flügel der Republikaner McCarthy's Vorhaben, zum 118. Sprecher des US-Repräsentantenhauses gewählt zu werden, noch blockieren? Ein Kommentar.

von Maria Isaak  (mi)

Ach, die Republikaner und ihre Uneinigkeit. Das Drama im Repräsentantenhaus geht in die Verlängerung. Immer noch kein Sieg für Kevin McCarthy in Sicht. Der republikanische Abgeordnete hat auch nach elf Wahlgängen die benötigte Mehrheit im amerikanischen Repräsentantenhaus nicht bekommen. Dabei versucht Donald Trumps „Kevin“ schon seit 2015 das drittwichtigste Amt in den USA zu besetzen. Wer kann den zum Scheitern verurteilten Republikaner noch helfen?

In den meisten Fällen folgen die konservativen Hardliner Donald Trump. Der 45. Präsident der USA wird für seine Gefolgschaft wie ein Messias angesehen. Doch anscheinend haben die Jünger keine Lust mehr auf alle Aufrufe ihres Anführers.

Donald Trump ruft dazu auf, Kevin McCarthy zu wählen

Die Truppe rund um den erzkonservativen Republikaner Matt Gaetz blockt weiterhin das Vorhaben, Kevin McCarthy zum 118. Sprecher des Repräsentantenhauses zu wählen, ab. Gaetz zählt zu Trumps loyalen Anhängern. Er rief den Namen des Ex-Präsidenten bei der mündlichen Abstimmung erfolglos in den Raum. Trotz Trumps Aufruf, McCarthy zu wählen, bleibt Gaetz wie ein kleines Kind stur bei seinem Vorhaben, dies zu verhindern. Seine Antwort zu Trumps Aufruf, ein Wort: traurig. Ein echter Rebell.

Alles zum Thema Donald Trump

Dabei kommt der zu bedauernde 57-jährige McCarthy seinen Widersachern mit großen Zugeständnissen entgegen. Er stimmte Änderungen zu, die seine Macht als Sprecher einschränken und finanzierte sogar 17 von 20 seiner Widersacher mit Komitee-Geld. Grund genug, ihn zu wählen? Aber Gaetz und seine Truppe rebellieren.

Das wird offen vor den Augen der Welt demonstriert. Sie stellen einen eigenen Kandidaten auf, welcher auch kläglich scheitert. Gaetz geht sogar so weit, dass er in Erwägung zieht, den demokratischen Sprecherkandidaten Hakeem Jeffries, anstatt McCarthy zu wählen. Von Treue zu Trump kann keine Rede mehr sein.

Vielleicht ist Kevin McCarthy zu moderat für den rechten Flügel. Vielleicht zweifeln Gaetz & Co. an McCarthys Loyalität zu Trump. McCarthy ist kein „Everybody's Darling“. Dennoch möchte er die Republikaner vereinen, nicht spalten. Für diesen Kurs hat die Republikanische Partei ihn als Kandidaten aufgestellt, bis dato ohne Erfolg.

Die Zeit drängt, die Arbeit wartet. Die Wähler werden ungeduldiger. Ein Grund für Gaetz und seine Hardliner, ihre Macht im Repräsentantenhaus zu demonstrieren. Knapp 20 Republikaner halten das gesamte Repräsentantenhaus, mit einer Gesamtkapazität von 435 Abgeordneten, von ihrer Arbeit ab.

Für die Demokraten könnte es ein Grund zur Freude sein, den Republikanern beim Scheitern zuzusehen. Sie stehen vereint hinter ihrem Kandidaten. Trotzdem werden auch sie ungeduldig. Schließlich sind sie auf die Republikaner angewiesen. Die Biden-Administration benötigt Stimmen aus den republikanischen Reihen, um parteiübergreifende Vorhaben umzusetzen. Das Dilemma muss schnellstens beendet werden, damit die Arbeit beginnen kann. Das Land droht in einen Stillstand zu kommen, wenn die Republikaner sich nicht bald einigen können.

Am Freitag (06. Januar 12 Uhr, Ortszeit) geht es in die nächste Runde. McCarthy gibt nicht auf. Er hat angekündigt, bis zu seinem Sieg weiterzukämpfen und sich immer wieder aufstellen zu lassen. Reportern im Kongress verkündete er, dass er es mag, Geschichte zu schreiben. Hoffentlich mit Happy End. (mc)