„Schwer erträglich“ZDF-Kommentar sorgt für Wirbel: Ist die Chefredakteurin zu weit gegangen?

Dresden, Sachsen, Deutschland, 01.09.2024: Landtag: Landtagswahl in Sachsen: Bettina Schausten als Moderatorin in der ZDF-Wahlsendung *** Dresden, Saxony, Germany, 01 09 2024 State parliament State parliament election in Saxony Bettina Schausten as presenter in the ZDF election program Copyright: xdtsxNachrichtenagenturx dts_44984

Chefredakteurin Bettina Schausten moderiert die ZDF-Wahlsendung am Sonntag (1. September): Ihr Kommentar zu den Landtagswahlen sorgte für einigen Wirbel.

ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten hat mit ihrem Kommentar zu den Landtagswahlen für einigen Wirbel gesorgt, viele Menschen reagierten wütend im Netz. Ist sie mit ihrem Vergleich zu weit gegangen?

von Martin Gätke  (mg)

Am Sonntag (1. September) wurde in Thüringen und Sachsen gewählt – und bereits im Vorfeld sorgten die Umfragen für massive Aufmerksamkeit.

Das starke Abschneiden von AfD und BSW bei den Landtagswahlen im Osten war längst erwartet worden.

Kein Wunder also, dass das Interesse der Menschen groß war, Millionen schauten in die Berichterstattung der Öffentlich-rechtlichen: Allein das ZDF lag zwischen 17.30 Uhr und 19 Uhr im Schnitt bei einer Reichweite von 2,19 Millionen, was für 15 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 11,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen reichte.

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Die „heute“-Nachrichten sorgten laut Branchendienst „DWDL“ dann nochmal für einen deutlichen Einschaltimpuls. Und so sahen Millionen auch den Meinungsbeitrag von ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten – ihr Kommentar allerdings polarisiert die Zuschauerschaft. In den sozialen Medien sorgt er auch am Tag nach den Wahlen für einige Wellen.

Bereits zu Beginn zieht sie im ZDF einen Vergleich, der nicht bei allen gut ankommt: „Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen. Deutschland überzog die ganze Welt mit Leid und Tod, ermordete sechs Millionen Juden.“

Hier den Beitrag auf Youtube ansehen:

Schausten weiter: „Am 1. September 2024, auf den Tag 85 Jahre danach, wird im deutschen Bundesland Thüringen eine Partei stärkste Kraft, die erwiesen rechtsextremistisch ist, mit einem Kandidaten an der Spitze, der wie ein Faschist redet und auch so genannt werden darf.“

„Schwer erträglich“ sei das, so die ZDF-Chefredakteurin. Sie spricht von einer „politischen Wegmarke und einer Mahnung an die Nachgeborenen“, verweist aber auch darauf, dass der größte Teil der Wählerinnen und Wähler in Thüringen, die ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben, „keine Neonazis“ sind, „aber, und das ist nicht weniger erschütternd: Es ist ihnen egal, rechtsextrem zu wählen.“

ZDF-Kommentar zu Landtagswahlen: Reaktionen sind gemischt

Die Reaktionen auf den Kommentar fallen sehr gemischt aus: Unter dem Youtube-Beitrag des ZDF heißt es etwa: „Das Intro vergleicht den Wahlsieg der AfD mit Hitlers Weltkrieg, der 80 Millionen getötet hat? Ernsthaft?“, einige unterstellen eine Relativierung des Holocaust. „Dieser Beitrag ist schwer erträglich“, meint eine weitere Zuschauerin. „Also den Kriegsbeginn mit dem Ergebnis einer demokratisch durchgeführten Landtagswahl zu vergleichen, ist schon echt krass“, heißt es an anderer Stelle.

Auch der „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt echauffiert sich, teilt einen Ausschnitt des Videos mit den Worten „ist das echt?“ auf X.

Andere wiederum finden den Meinungsbeitrag passend, schreiben auf X „Sehr guter Kommentar“ oder fragen, was an Schaustens Darlegung falsch sei.

Fest steht: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind zwar laut Rundfunkstaatsvertrag zur Ausgewogenheit verpflichtet. Doch auch Meinungsbeiträge und Kommentare gehören zum festen Repertoire ihrer Berichterstattung – und zu einer Demokratie.