ZDF-DokuWilly (82) wurde spät Vater – seine Tochter (19) gibt zu „Habe Distanz zu ihm gesucht“

„Vergesslichkeit oder das mangelnde Verständnis für das Handy und die sozialen Medien“ haben Laura früher an ihren Vater Willy gestört. Heute ist das Verhältnis der beiden intakt. (Bild: ZDF / Jennifer Endom)

„Vergesslichkeit oder das mangelnde Verständnis für das Handy und die sozialen Medien“ haben Laura früher an ihren Vater Willy gestört. Heute ist das Verhältnis der beiden intakt. (Bild: ZDF / Jennifer Endom)

In der „37°Leben“-Reportage „Alte Väter - junge Kinder“ werden zwei Vater-Tochter-Paare vorgestellt, die über 60 Jahre trennen. In der ZDF-Doku sprechen sie über die Herausforderungen, die dieser enorme Altersunterschied mit sich bringt.

„Ich frage mich immer mal wieder, wie lange ich wirklich noch Zeit mit ihm habe“, erklärt die erst 19-jährige Laura, die einen bereits 82 Jahre alten Vater hat. Wie ein solch enormer Altersunterschied die deutlich jüngeren Kinder vor Herausforderungen stellt und auch den Eltern selbst zu schaffen macht, zeigt die „37°Leben“-Reportage „Alte Väter - junge Kinder“.

Friedrich Wilhelm, genannt Willy, ist mit 62 Jahren noch mal Papa geworden. Das ist fast doppelt so alt, wie das Durchschnittsalter eines deutschen Vaters bei der Geburt seines ersten Kindes, wie die ZDF-Doku einblendet: Das läge nämlich bei 33 Jahren.

Seine Frau hat Friedrich Wilhelm auf einer Reise in Peru kennengelernt, da war seine erste Partnerin bereits verstorben. Wenig später wurde Laura geboren. „Als ich das Bündel so auf dem Schoß liegen hatte, habe ich auch gedacht, ob ich ihre Schuleinführung noch miterleben werde“, gesteht der 82-Jährige über seine Tochter.

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Und auch die beschäftigt sich mit dem Tod und der Angst davor sehr häufig. Das habe in der Pubertät dazu geführt, dass Laura ihren Vater eher gemieden hat: „Es hat einfach super viel gekracht dann zwischen uns und ich habe oftmals auch versucht, die Distanz zu ihm zu suchen.“ Viele Dinge haben sie in ihrer Jugend an ihrem Papa gestört, „wie die Vergesslichkeit oder das mangelnde Verständnis für das Handy und die sozialen Medien“. Inzwischen hat sie die Lebenserfahrung und die Ratschläge ihres Vaters jedoch sehr zu schätzen gelernt. Auf die Zeit mit ihm legt Laura nun wieder sehr viel Wert.

Hans-Dieter (88) kommen vor Töchtern die Tränen: „Haben euch seelische Probleme bereitet“

Ähnlich geht es der 24-jährigen Shudi, die einen 88-jährigen Vater hat. „Die Zeit, die ich mit meinem Vater verbringe, ist sehr kostbar für mich. Ich versuche sie sehr, sehr gut zu nutzen und so viele Erinnerungen und Erlebnisse wie möglich zu schaffen und zu sammeln“, verrät sie, dass ihr Papa in ihrer Kindheit immer für sie da sein konnte, sie sich aber auch durchaus Druck mache, „dass man so schnell wie möglich viele Dinge erreichen möchte, weil man möchte, dass der Vater das noch miterlebt“.

Hans-Dieter sei sich des Risikos der späten Vaterschaft bewusst gewesen. Allerdings habe er vor allem die positiven Aspekte des Vaterwerdens hervorgestellt und dabei nicht bedacht, „dass wir euch damit seelische Probleme bereitet haben“, gibt er unter Tränen gegenüber Shudi und ihrer ebenfalls jungen Schwester Jamini zu, die deswegen oft wütend auf ihn gewesen sei.

Daraufhin habe sich Hans-Dieter große Vorwürfe gemacht: „Ich habe gesagt: Ich werde kürzer bei euch sein, als der Vater einer Freundin, aber ich werde mir Mühe geben, ein sehr guter Vater zu sein. Ich wollte ihnen nicht wehtun, sondern ich wollte ihnen so viel Glück geben, dass sie eines Tages, wenn ich mal nicht mehr da bin, sagen kann: Ich hatte ihn nicht so lange wie andere Kinder, aber wir hatten eine wunderbare Zeit.“

Mitschüler spotten: „Deine Mutter hat alles richtig gemacht“

Die Gesellschaft reagiert auf den großen Altersunterschied zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter oft mit Vorurteilen, wie Shudi berichtet. So habe eine Mitschülerin einst zu ihr gesagt: „Deine Mutter hat alles richtig gemacht. Ich würde mir auch einen älteren, reichen Mann suchen.“

Das habe sie sehr verletzt, erinnert sich die junge Tochter, die immer wieder gefragt wurde, ob ihr Vater ihr Opa sei. Doch dass ihr Vater jünger wäre, möchte Shudi in dem Sinne gar nicht: Sie liebt ihn genauso, wie er ist, „aber ich möchte, dass wir länger Zeit haben“.

„37°Leben: Alte Väter - junge Kinder“ ist in der ZDF-Mediathek verfügbar und wird am Sonntag, 30. März, sowie am Sonntag, 6. April, jeweils um 9.03 Uhr im TV ausgestrahlt. (tsch)