„Bares für Rares“2500 Euro für einen „kaputten Stuhl“? Experte wird deutlich

„Das sind richtige Löcher“, verdeutlichte Experte Detlev Kümmel (rechts) am Objekt.

„Das sind richtige Löcher“, verdeutlichte Experte Detlev Kümmel (rechts) am Objekt.

Damit hatte die Verkäuferin nicht gerechnet: Für ihren Design-Klassiker wurde bei „Bares für Rares“ keine Händlerkarte überreicht. Der Grund: der schlechte Zustand ihres Sessels ...

Valeria und Chiara aus Leipzig wollten in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ bei Horst Lichter erfahren, ob ihr Sessel „echt ist oder ein Imitat“. Doch obwohl es sich um ein originales Designobjekt handelte, fand Experte Detlev Kümmel andere Probleme, die einen Verkauf erschwerten.

Horst Lichter erkannte das Objekt sogleich als „Ikone“, als „Design-Klassiker“. Doch fiel ihm gleichzeitig auf: „Der ist ganz schön durchgesessen.“ Verkäuferin Chiara hatte den Stuhl einst aus der Familie ihres Ex-Freunds bei einer Haushaltsauflösung geschenkt bekommen. „Und jetzt soll der Stuhl auch Ex werden“, schlussfolgerte der Moderator gewitzt.

„Nicht mehr zu retten“: Experte kommt zu verheerendem Ergebnis

„Ist das Vintage oder ist das kaputt?“, fragte Lichter den Experten Kümmel, denn der Sessel sah schon „ganz schön mitgenommen aus“. Kümmel lachte und meinte: „Das ist kaputtes Vintage.“ Denn vor allem bei näherer Betrachtung zeigten sich deutliche Risse an der Armlehne und im Sitzbereich.

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„Das sind richtige Löcher“, verdeutlichte Kümmel am Objekt. Das Leder war an einigen Stellen so dünn, dass der Experte ohne viel Kraft das Material weiter aufreißen konnte. „Das ist porös und das ganze Leder fragil“, stellte er den schlechten Zustand des Vintage-Sessels fest. Lichter schnaufte bosorgt: „Oh, oh.“

Für den desolaten Sessel wünschte sich die Verkäuferin stolze 2.500 Euro. „Das ist gar nicht wenig für einen kaputten Stuhl“, rang Horst Lichter etwas um Fassung.

Für den desolaten Sessel wünschte sich die Verkäuferin stolze 2.500 Euro. „Das ist gar nicht wenig für einen kaputten Stuhl“, rang Horst Lichter etwas um Fassung.

Die ganze Oberfläche zeigte bereits ein Krakelee. „Irgendwann setzt sich jemand rein und dann ist der wirklich ganz durchgerissen“, warnte Kümmel vor dem rissigen Bezug.

Und so kam er zu dem Entschluss: „Dieses Leder ist fast nicht mehr zu retten und ein kleines Problem.“ Lichter korrigierte: „Ein größeres Problem, würde ich sagen.“

Zur Rettung würde Lichter ein neues Leder dahinter setzen, „damit die alte Optik bleibt“. Das könnte man laut Kümmel auch machen, um den Sessel zu restaurieren. Denn immerhin handelte es sich um ein Designerstück, das Pierre Poulin mit dem Titel „F444“ 1963 entworfen hatte. Leider kein alltagstauglicher Entwurf: „Fast alle Stühle sind defekt“, wusste der Experte.

Horst Lichter bedauert Kandidatinnen-Abgang: „Es tut mir leid!“

Der Grund: Die ganze Belastung liegt beim Sitzen auf dem Leder, erklärte Kümmel die Schwachstelle des Freischwinger-Designs mit verchromten Stahlrahmen. Produziert hatte den Sessel die Firma Artifort wohl in den 1960er- bis 1970er-Jahren. „Der wurde auch in größeren Stückzahlen gefertigt, denn es ist ein Klassiker“, betonte Kümmel.

Für den desolaten Sessel wünschte sich die Verkäuferin stolze 2.500 Euro. „Das ist gar nicht wenig für einen kaputten Stuhl“, rang Horst Lichter etwas um Fassung. Der Experte holte tief Luft und stellte klar. Dies sei der Preis für den „fertig aufgearbeiteten Stuhl im Showroom“ - aber nicht für in Objekt in diesem Zustand.

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Kümmel taxierte 900 bis 1.200 Euro unter Berücksichtigung der nötigen Restaurationsarbeiten. „Denn wir haben jetzt nur das Gestell und nach der Überarbeitung auch kein Original mehr“, seufzte der Experte.

Doch für den Schätzpreis wollte die doch etwas enttäuschte Kandidatin nicht verkaufen. Sie habe schon „einen anderen Preis geboten bekommen“, gab sie zu verstehen und nahm ihren kaputten Sessel lieber wieder mit. „Es tut mir leid“, bedauerte Horst Lichter den nur kurzen Besuch der beiden. (tsch)