Laut einer bekannten Verschwörungstheorie gibt es die Stadt eigentlich gar nicht. Dennoch positionieren sich fünf Gourmets aus Bielefeld an den Kochlöffeln des „Perfekten Dinner“ (VOX) – und gleich zum Auftakt ruft Andreas (45) den kulinarischen Notstand aus.
„Das perfekte Dinner“Kulinarischer Notruf – Kandidat schickt Papa zum Bäcker
Eigentlich ist er die ostwestfälische Bodenständigkeit in Person. Stolz auf sein Eigenheim („Willkommen auf der Senne, dem Westhang des Teutoburger Waldes“), seine Bilderbuchfamilie („Meine Frau wollte eigentlich nicht, dass wir im Keller filmen“) und allerlei Foodie-Gerätschaften wie Profi-Fritteuse und Outdoor-Räucherofen, gibt Elektronik-Vertriebler Andreas (45) für sein Menü eine männlich herbe Devise aus.
„Wie es die alten Indianer gemacht haben“ gilt sowohl für die selbst geräucherte Vorspeise als auch den Hauptgang, dessen Fleischelement auf einem Strohbett garen wird.
- Vorspeise: „Fisch im Rauch“ - Räuchersaibling an einer Gurken-Remoulade
- Hauptspeise: „Rind im Heu“ - Rinderfilet im Wiesenheubett aus dem Dutch Oven, dazu Drillinge und gewickelte Bacon-Prinzessbohnen
- Nachspeise: „Eis mit Mantel“ - Vanilleeis im Mandelmäntelchen mal anders
Zart ist hier nur das „Mäntelchen“, alles andere hat eine urige Note. Nicht so allerdings Andreas' Nervenkostüm: Das fährt bereits bei den Vorbereitungen Achterbahn. Auslöser ist die unscheinbarste aller Menü-Komponenten.
Das perfekte Dinner: Baguette-Teig wird zum Desaster
Der versehentlich mit zu viel Wasser angerührte Baguette-Teig will nicht so, wie es sein Bäcker will und möchte bereits im Teigstadium „eher stehen als gehen“, so sein zusehends aufgeregter Hersteller („Wir retten jetzt mit Mehl, das muss einfach passen“). Passt leider nicht, der letzte Ausweg ist Andreas' Vater, der mit Ware der örtlichen Bäckerei anrücken muss.
Noch lässt sich nicht abschätzen, wie der Rest der VOX-Runde die Absenz hausgemachten Brotes beurteilen wird, allen voran Johannes (68). Vom Typ her strenger pensionierter Studienrat entpuppt er sich bereits in Folge 1 der Bielefelder Ausgabe von „Das perfekte Dinner“ als spitzmündiger Kritiker. „Ich würde Fisch nie ohne Haut räuchern, sondert bevorzugt im Ganzen“, kommentiert er die „etwas trockene“ Vorspeise, und zum Brot-Desaster bleibt ihm nur eine gehobene Augenbraue: „Was man selber machen kann, sollte man auch selber machen.“
Das perfekte Dinner: Andreas aus Bielefeld kocht zum Auftakt
Tischrunden-Kollege Franz (33) wiederum setzt aufs Menschliche: „Gut, dass du offen damit umgehst, Andreas.“ Easy geben sich die beiden Damen Regina (33) und Sabine (61): „Ist doch ganz lecker.“
Als beim Entree die Soße trotz Binders flüssig bleibt und als Highlight lediglich das frittierte Vanilleeis im Mandelteig sogar Johannes ein „Donnerwetter!“ entlockt, muss Andreas zugeben: „Das hat eher semiklasse funktioniert.“
Eine andere Sprache sprechen die 30 Punkte der Runde: „Vielleicht können Bielefelder auch verzeihen.“ Dann eventuell auch das leichte Unbehagen, das Johannes' Ankündigung für seine Dienstags-Einladung auslöst: „Im Idealfall gehen meine Gäste leicht hungrig nach Hause. So können sie viel besser schlafen.“ (tsch)