Nachdem Donald Trump die Schuld am russischen Angriffskrieg dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj gab, steht das transatlantische Verhältnis mehr denn je auf der Kippe. SPD-Politiker Michael Roth sprach im ZDF-Moma von einem „Super-GAU“ - warb aber trotzdem für einen Deal mit Trump.
ZDF-MomaSPD-Politiker Michael Roth warnt nach Trumps Ukraine-Äußerungen „Das ist der Super-GAU“
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Nach der Abkehr Donald Trumps vom transatlantischen Bündnis blickte Michael Roth pessimistisch in die Zukunft. (Bild: ZDF)
Nach den jüngsten Äußerungen Donald Trumps steht das transatlantische Bündnis am Scheideweg. Der US-Präsident wütete auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Trump bezeichnete ihn nicht nur als „Diktator ohne Wahlen“, sondern schob Selenskyj auch die Schuld für den Angriffskrieg Russlands in die Schuhe. Mitri Sirin konstatierte am Donnerstagmorgen (20. Februar 2025) im ZDF-„Morgenmagazin“ nüchtern: „Die Welt scheint in Flammen zu stehen. Donald Trump hat das Feuer weiter angefacht.“
Nach Trump-Zugeständnis an Russland: „Die Demokratie ist die große Verliererin“
Sein Gesprächsgast Michael Roth räumte ein: „Dass diese Propaganda mal im Weißen Haus ankommt, damit habe auch ich nicht gerechnet.“ Trumps Worte würden „reinen Kreml- und Putin-Sprech“ wiedergeben. Als Sirin nach der Zukunft des transatlantischen Bündnisses fragte, wurde SPD-Politiker Roth deutlich: „Das ist der Super-GAU – die transatlantischen Beziehungen sind over. Europa ist jetzt allein zu Hause.“ An Stelle der Stärke des Rechts sei nun das Recht des Stärkeren gerückt.
„Trump hat sich auf die Seite der autoritären Herrscher geschlagen“, schätzte der Politiker die Lage ein und prophezeite: „Das wird schmerzhafteste Folgen für uns alle haben.“ Angesprochen auf den von Donald Trump avisierten Friedensdeal stellte Michael Roth ernüchtert fest: „Die Demokratie ist die große Verliererin. Wir können nicht mehr über beste Optionen reden, sondern nur noch über weniger schlechte.“
In der EU sei derweil die Dringlichkeit der Lage noch nicht angekommen. „Diese permanenten Rufe, man müsse aufwachen, haben immer noch nicht dazu geführt, dass wir aus der Empörung heraus in konkretes Handeln kommen“, attestierte der scheidende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der EU „Schnarchnasigkeit“. Nun sei es an der Zeit, dass sich Europa „wehrhafter“ mache, so Roth: „Wir müssen die Sicherheit Europas aus eigener Kraft stemmen. Wir können uns nicht mehr auf die USA verlassen.“
SPD-Mann fordert trotz prekärer Lage: „Wir müssen Putin den Zahn ziehen“
Bis dato sei Besonnenheit in der internationalen Politik ein Credo gewesen. Damit müsse es laut Roth nun vorbei sein: „Es wäre jetzt gut, wenn wir über Mut und Führung reden.“ Als Moderator Sirin konkret nach deutschen Soldaten in der Ukraine fragte, hielt sich der Politiker aber bedeckt: „Wenn es zu einer internationalen Friedensmission käme, kann ich mir diese nicht ohne deutsche Unterstützung nicht vorstellen.“
Ohne Beteiligung der USA sei eine Friedensmission aber schwer denkbar, zweifelte Roth. Deshalb forderte er: „Wir müssen mit Trump einen Deal machen, dass er uns nicht völlig alleine lässt.“ Es sei nun wichtiger denn je, „Putin den Zahn zu ziehen, dass er sich mit allem, was er bislang gefordert hat, durchsetzt“.
Sollte die Ukraine den Kürzeren ziehen, werde statt Frieden weiterer Krieg folgen, befürchtete Roth Angriffe Russlands auf Armenien oder Moldau: „Warum sollte Putin aufhören?“ In diesem Zusammenhang kämen auf Deutschland hohe Ausgaben für die Verteidigung zu: „Es wird ganz viel Geld kosten. Darüber ist im Wahlkampf nicht geredet worden.“ (tsch)