Bei der Aufbereitung der Bundestagswahl herrschte in der „heute-show“ (ZDF) Kopfschütteln: Staunen über den „Erdrutschsieg der Sozen“, vor allem aber ratlose Verblüffung über die Ansprüche des Wahlverlierers Laschet, Kanzler werden zu wollen. „Armin, du hast es verbockt!“, stellte Oliver Welke klar.
„heute Show“ mit Anti-Jamaika-Aktion„Grüne, tut das nicht!“
Köln. Oliver Welke analysierte zweierlei: Erstens scheint es Gott „völlig egal“ zu sein, dass die deutschen christlichen Parteien um ihre Existenz bangen. Und zweitens scheint CDU-Cheffe und Kanzlerkandidat Armin Laschet das Wahlergebnis egal zu sein.
„Er holt das schlechteste Unions-Ergebnis seit dem Urknall und will trotzdem Kanzler werden?“, grübelte Welke. Es sei „fast schon tragisch“, dass Laschet nach dem Desaster noch in der Wahlnacht vom „klaren Auftrag“ faselte, den die Wähler erteilt hätten. Welke: „Klar, und zwar den, euch in die Opposition zu verbratzen.“
„heute-show“: „Hat was von Schröder in der Elefantenrunde 2005“
Welke fragte sich, ob das beginnender Realitätsverlust oder „eine Art Morbus Trump“ sei, an dem Laschet leide. „Ernsthaft, das hat was von Schröder in der Elefantenrunde 2005 - nur war der wenigstens besoffen.“
Weil es weder Laschet noch irgendjemand in der Union klar aussprechen wolle, tat es Welke: „Armin, es ist vorbei. Alter, du hast 1,3 Millionen Stimmen an die SPD verloren!“ Von der „Zukunftskoalition“ zu schwafeln, sei sinnlos: „Armin, du hast keine politische Zukunft mehr.“
„heute-show“: Erfolg für den „besten Merkel-Imitator des Jahres“
Während in der Union die Wunden geleckt würden, feiere sich die SPD für „ihren Erdrutschsieg“ von 25,7 Prozent, laut Welke „gefühlt fast die absolute Mehrheit“. Das sei tatsächlich ein großer Erfolg für Olaf Scholz, den „besten Merkel-Imitator des Jahres“ (Welke).
Trotzdem seien weder SPD noch CDU/CSU die wahren Spielgestalter des aktuellen Berlins, wo sich jeder mit jedem zum „fröhlichen Rumsondieren“ treffe. Aber unter besonderen Vorzeichen, so Welke: „Wir erleben eine Revolution: Die Kleinen sind am Drücker und wählen ihre großen Partner.“
Grüne und FDP also im Aufwind. Die Grünen, die zwar ihre Prognosezahlen aus dem Frühjahr halbierten, aber dennoch ihr bestes Ergebnis aller Zeiten einfuhren. Und die „gelbe Spachtelmasse names FDP“ (Welke) könne gerade vor Kraft kaum laufen, weil sie bei den Kids so beliebt, bei den Erstwählern gleichauf mit den Grünen sei.
„heute-show“: „Es kommt die GroKo, nur unter SPD-Führung“
„Geht da was bei FDP und Grünen?“, fragte Welke, schließlich seien die Unterschiede groß. Die Grünen, so arbeitete Albrecht Humboldt (Alexander Schubert) von der Forschungsgruppe Wahlen heraus, wollten höheren Mindestlohn, Tempolimit, Vermögenssteuer, Mietdeckel und die private Krankenversicherung abschaffen. Und die FDP „nichts davon!“ Allerdings machte Humboldt Hoffnung auf Kompromisse: „Etwa: Vermögenssteuer nur in Monaten mit R und Tempolimit 2010 bei Nässe.“
Was aber kommt, wenn sich Gelb und Grün annähern? Ampel? Jamaika? Humboldt argumentierte, dass die grüne Basis zu 75 Prozent Jamaika ablehne. „Wenn die Parteiführung das durchzieht, ist das wie ritueller Selbstmord.“ Die Ampel wiederum wolle FDP-Chef Lindner auf keinen Fall.
Also, so Humboldt: „Es kommt die GroKo, nur unter SPD-Führung.“ Das sei ganz bequem, man müsse ja nur Merkel durch Scholz austauschen. Allerdings, so Humboldt, wohl nur bis ungefähr Februar. Dann könne es, wegen neuer Erkenntnisse im Cum-Ex-Skandal um Scholz geschehen sein. Und dann? „Kevin Kühnert wird Kanzler!“, legte sich Humboldt fest. Immerhin seien ein Viertel der neuen SPD-Fraktion Jusos.
„heute-show“: „FDP wählen ist immer auch eine Art Hilferuf“
Angesichts der eigentlichen Wahlsensation 2021 („Immer mehr liberale Erstwähler!“) warf die „heute-show“ einen kritischen Blick auf das Leid von normalen, unbescholtenen Eltern, deren Kinder plötzlich FDP wählen.
Die Klempnows etwa sind verzweifelt, weil Sohn Konstantin vom „normalen Jugendlichen“ („Stinkend faul, antriebslos, Pornos guckend“) zum FDP-Wähler mutierte („Plötzlich wäscht er sich, grüßt die Nachbarn, da hatten wir den ersten Verdacht“). Was Vater Klempnow bleibt, ist nur die Hofffnung. „FDP wählen ist ja immer auch ein Hilferuf. Vielleicht hilft Liebe. Vielleicht ist es ja auch nur eine kurze Phase.“
Vielleicht aber, so Welke, eine mit Folgen: „Die liberale Rasselbande träumt von Jamaika.“ Deshalb startete die „heute-show“ die Aktion „Nomaika“, und Welke brüllte dem einen „Kanzlermacher“ förmlich ins Stammbuch: „Grüne, tut das nicht!“ Deutschland stehe vor gigantischen Herausforderungen. Die Worte „Laschet und Neuanfang“ könnten aber nicht im selben Satz vorkommen. Zudem sei die Jamaika-Koalition mit 19 Prozent noch unbeliebter als die GroKo.
„heute-show“: „Ich hab noch einen Koffer voller Wahlzettel in Berlin“
Nach dem Anspielen der Aktionshymne „Nomaika, no cry“ machte sich Tina Hausten (Martina Hill) noch ein wenig lustig über die Berliner Dramedy vom Wahlabend, als die Wahlzettel ausgingen. „Völker der Welt, lacht über diese Stadt“, wandelte Hausten den berühmten Ernst-Reuter-Satz ab.
Angesichts der Fehlernacht in „Deutschlands beliebtestem Fail-State“ (Welke), gab Welke dann auch noch einen Klassiker zum Besten: „Ich hab noch einen Koffer voller Wahlzettel in Berlin.“ Immerhin, so der Show-Moderator: „Die Landeswahlleiterin ist inzwischen zurückgetreten. Konsequent.“ Eine Eigenschaft, die anderen Schlappen-Verantwortlichen fehlt. (tsch)