Hape ist zurück, und VOX feiert den Komiker und Allround-Entertainer mit einer fast dreistündigen Gala. Der Abend schwankt zwischen Katzen-Stammtisch und großer Lobhudelei. Zum Glück stellen ein paar Menschen im Publikum interessante Fragen.
Comeback auf VoxHape Kerkeling überrascht mit Geständnis zu seinem Rückzug
Er ist dann mal wieder da: Nach seinem Rückzug 2014 ist Hape Kerkeling zurück auf der großen Bühne im TV. VOX spendiert dem 56-Jährigen mit „Ein Abend mit Hape“ gleich eine dreistündige Gala im Hansa Theater in Hamburg, in der sich alles nur um einen dreht: Hape. „Ich habe sie auch vermisst“, freut sich der Komiker, als ihn das Publikum mit langanhaltendem Applaus begrüßt.
So euphorisch geht es nicht weiter, denn: Der Hape des Jahres 2021 präsentiert sich zuvorderst in der Rolle des Katzenpapas. Jüngst hat er ein Buch über sein Leben an der Seite der Samtpfoten veröffentlicht. Daraus liest er zum Start, beinahe 20 Minuten lang. Für Menschen, die mit Katzen nicht so viel anfangen können, fühlt es sich wie zwei Stunden an.
Kerkeling will aber partout über sein „Cat Coming-out“ berichten: Wie das damals war, als Oma und Opa Klein Hape erst einen Hund andrehen wollten, bis sie sich schließlich doch eines Besseren besannen. Wie Tante Elfriede in Billerbeck mit der schlecht sitzenden blonden Kunsthaarperücke erst vor Kater „Peterle“ warnte, Hape aber natürlich nur dieses Tier und kein anderes begehrte, denn: „Er hat mehr Charakter als ein Rudel Schlittenhunde zusammen.“
Vox: Ein Abend mit Hape Kerkeling
Kerkeling (blauer Anzug, kein Schlips, offenes Hemd, Brusthaaransatz) lässt das gläserne Lesepult meist links legen, liest im Stehen und Gehen - dynamischer wird der viel zu lange Beitrag dadurch nicht. Wie unterhaltsam man Bücher im Fernsehen mit verteilten Rollen vorlesen kann, hat Jürgen von der Lippe lange Zeit im WDR mit prominenten Gästen gezeigt. Es werden noch zwei weitere Lesungsteile folgen an diesem Abend, auch diese äußerst langatmig und „for catpeople only“.
Weitaus spannender, aber leider viel zu kurz bemessen, ist das Frage-Antwort-Spiel mit dem Publikum. „Hatten sie Angst, als sie die Königin Beatrix gespielt haben?“, möchte jemand wissen. „Nein, aber die hätte ich aber besser mal gehabt“, scherzt Kerkeling.
Er sei keineswegs todesmutig in seine Paraderolle als niederländische Königin gegangen, da er fest damit gerechnet habe, aufzufliegen. „Nie wieder in meinem Leben mache ich so was!“, tönt Kerkeling, „obwohl, wenn sich die Gelegenheit bietet, schauen wir mal.“
Hape Kerkeling spricht über seine Lieblingsrolle
Eine weitere Lieblingsrolle: Horst Schlämmer. „An dem habe ich zwei Jahre lang gefeilt, bis der richtig saß“, verrät der Komiker. Er habe mit dem übergriffigen, ungepflegten Gebissträger eigene Lokalreporter-Interviews aus 14 Jahren verarbeitet, so Kerkeling.
Ein Mann vom Schlage Schlämmer habe ihn in Mettmann einmal mit den Worten begrüßt: „Hier! Wat ist dat für ne Uhr? Cartier! Dat kannst du dir nicht leisten!“ Doch auch bei ernsten Themen macht Kerkeling nicht zu: Er sei im Alter von 30 Jahren in Therapie gewesen, um den frühen Tod seiner Mutter zu verarbeiten. „Ja, ich bin ganz ehrlich: Ohne professionelle Hilfe kriegt man das nicht gewuppt.“
Wenig überraschend: Im Publikum sitzen viele Katzenfreundinnen. „Haben Katzen Humor?“, möchte eine wissen. Und ob, sagt Kerkeling: „Meine klauen als Duo öfters Klopapier“. Nachdem der Komiker typische Katzengeräusche imitiert hat, kommt er mit einer anderen Katzenmama ins Gespräch: „No Picture Wildkater, was ist das denn?“ Die Frau korrigiert den Verhörer lachend: „Norwegischer Waldkater!“ Eine andere berichtet, sie teile ihr Zuhause mit der Rasse Schottisches Faltohr. Kerkeling lacht: „Schottisches Faltohr?! Jetzt verarscht du mich! Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren, aaaahh!“
Dunja Hayali stellt Hape Kerkeling intime Fragen
Zum Schluss darf Moderatorin Dunja Hayali Hape noch ein paar intime Fragen stellen, begnügt sich aber damit, ihrem Gast zu lobhudeln und ihn ansonsten mit Samtpfoten anzufassen: Aussagen wie „Hape ist ein wahnsinnig belesener und kluger Mensch“ oder „Du sprichst ja unfassbar viele Sprachen!“ führen nicht zu neuen Erkenntnissen.
Warum er denn nun wieder da sei, will Hayali immerhin wissen: „Früher hat man gesagt: Ich war jung und brauchte das Geld. Und jetzt?“ Kerkeling kontert: „Jetzt bin ich ein alter Sack und hab' die Rente durch!“ Vor seinem Rückzug sei er sich „selber auf den Keks gegangen“. Nun habe er „wieder Spaß daran“, werde seine Auftritte aber „gut dosieren“.
Eine deutlich stärkere Konzentration aufs Wesentliche hätte „Ein Abend mit Hape“ ebenfalls gutgetan. So wirkte die Sendung fast wie ein vorgezogener Preis fürs Lebenswerk, mit dem Unterschied, dass der geehrte Künstler gerade 56 Jahre alt und quickfidel ist, was Aussagen wie „Im Fernsehen komme ich viel dicker rüber, als ich bin“ beweisen. Katzen würden vermutlich dennoch Kerkeling kaufen. (tsch)