Martin RütterHundeprofi spricht über absurden Fall – „Hat drei Jahre auf der Couch geschlafen“

Martin Rütter hat sich als Hundetrainer einen Namen gemacht. Er verhilft Mensch und Vierbeiner zu einer besseren Kommunikation. Mit EXPRESS.de sprach er über absurde Fälle und emotionale Momente.

von Luisa Maria Stickeler  (ls)

In seinen TV-Sendungen bekommt es Hundeprofi Martin Rütter (51) immer wieder mit schwierigen Fällen zu tun. Ob Angsthunde oder überforderte Besitzer – der Hunde-Experte steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Im EXPRESS-Interview verrät er, wie er mit solchen Fällen umgeht.

Was macht Ihnen an der Arbeit als Hundetrainer besonders Spaß?

Martin Rütter: Die Kombination Mensch-Hund und die daraus resultierende Vielfalt. Es wird nie langweilig. Jeder Mensch und jeder Hund ist anders, und damit auch jedes Mensch-Hund-Team. Ich genieße diese Abwechslung und finde es unglaublich toll, mit Menschen und Hunden zu arbeiten.

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Martin Rütter spricht über besondere Fälle

Ist Ihnen in den Jahren als Hundetrainer ein Fall besonders in Erinnerung geblieben?

Martin Rütter: Da gibt es natürlich etliche. Auf Anhieb fällt mir eine ganz absurde Geschichte ein, als der Mann drei Jahre lang auf der Couch geschlafen hat, weil der Hund ihn nicht mehr zu Frauchen ins Schlafzimmer gelassen hat (lacht).

Die Schwierigkeit lag aber nicht am Hund, sondern an Frauchen – nämlich sie zu überzeugen, das zu ändern. Denn im Ernst, die Hürde besteht ja häufig darin, bei den Leuten überhaupt ein Bewusstsein zu schaffen, dass sie etwas falsch machen, dass sie mit ihrem Verhalten dem Hund nichts Gutes tun. Bedeutet: Es ist fast nie DER Problemhund, sondern der Mensch, der seine Einstellungen und Verhaltensweisen überdenken und verändern muss.

Welche Fälle bewegen Sie besonders?

Martin Rütter: Im Prinzip hat jeder einzelne Fall seine bewegenden und emotionalen Momente. Besonders schön ist es natürlich immer dann, wenn ich helfen kann und am Ende des Trainings für Hund und Mensch einfach mehr Qualität entstanden ist.

Traurig machen mich die Momente, in denen ich nichts mehr für ein Mensch-Hund-Team tun kann. Es ist aber in der Regel nicht so, dass der Hund nicht mehr lernfähig, sondern die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Hund derart belastet ist, dass es keinen Sinn mehr macht. Statistisch gesehen sprechen wir hier von einem Hund pro Jahr.

„Wie schaffen Sie es, mit solchen Fällen umzugehen?“

Martin Rütter: Zum einen mit der Gewissheit, dass auch solche Erlebnisse einfach dazugehören – so bedauerlich das auch ist. Auf der anderen Seite durch die vielen Fälle, die schön zu Ende gehen.

Martin Rütter: „Ein Hund ist kein Spielzeug“

Was möchten Sie neuen Hundebesitzern und Hundebesitzerinnen unbedingt mit an die Hand geben?

Martin Rütter: Ganz grundsätzlich ist es insgesamt leider viel zu oft so, dass Hunde nach optischen Kriterien oder aus emotionalen Gründen ausgesucht werden. Deshalb immer meine dringende Bitte, vorab eine Art Checkliste zu erstellen: Welcher Hund passt überhaupt zu mir? Sind seine Charaktereigenschaften und Bedürfnisse mit meinem Leben überhaupt vereinbar? Welche Bedürfnisse habe ich, welche Bedürfnisse hat der Hund?

Und ganz wichtig: für einen Hund muss man Zeit haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit für die Pflege wie beispielsweise Kämmen oder Krallen schneiden. Ein Hund ist kein Spielzeug, das man bei Bedarf rauskramt und dann wieder wochenlang verstauben lässt. Er ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, über die man sich gut informieren muss.

Und: Ich bin ein Verfechter davon, dass alle, die sich einen Hund wünschen, immer auch im Tierheim vorbeischauen. Deswegen habe ich auch die Tierschutz-Kampagne „ADOPTIEREN STATT PRODUZIEREN“ ins Leben gerufen. Denn es ist noch immer so, dass unsere Tierheime voll sind mit super Hunden, die es verdient haben, eine neue Chance zu bekommen und die genau dafür einfach wahnsinnig dankbar wären.