Verwirrung um „Mr. Gay Germany“: Der Streaminganbieter Joyn hat die Folgen der TV-Show offline genommen. Laut Sender bestünden inzwischen „Zweifel am fairen Ablauf“. EXPRESS.de hat bei CEO Patrick Dähmlow und Sieger Lukas nachgehakt.
TV-Show auf Joyn„Mr. Gay Germany“ plötzlich offline: „Zweifel an fairem Ablauf“ – was sagt Sieger Lukas?
Es war vermutlich ein Schock für die Teilnehmer der diesjährigen „Mr. Gay Germany“-Staffel und CEO Patrick Dähmlow: Am Dienstag (14. März 2023) verkündete Streaminganbier Joyn via Instagram, dass die Show zunächst offline genommen wurde.
Der Sieger steht zwar bereits fest und wurde am 9. Februar 2023 in der Exile-Bar auf der Kölner Schaafenstraße gekürt, jedoch können Fans der Sendung die Folgen online nicht mehr nach- oder anschauen.
„Mr. Gay Germany“ 2023: Wirbel um Wettbewerb – Wahl rechtmäßig?
Doch was bewegte Joyn zur Entscheidung, die Show aus der Mediathek zu nehmen? In einem Statement des Senders heißt es: „Leider gibt es inzwischen Zweifel am fairen Ablauf des Auswahlprozesses, die wir nach interner Prüfung nicht vollständig aufklären können. Wir als Streaming-Partner haben keinen Einfluss auf den Ablauf des Wettbewerbs.“
„Unter keinen Umständen möchten wir gegebenenfalls unfairem Verhalten eine Plattform bieten.“ Aus diesem Grund habe sich der Streamingdienst dazu entschlossen, „Mr. Gay Germany“ aus dem Angebot von Joyn zu entfernen – zumindest „vorerst“, wie es in der Stellungnahme heißt.
Laut Bericht der „Bild“ stellte der Streaminganbieter bereits im Februar interne Ermittlungen an, „um etwaigen Schaden von Joyn abzuwenden“.
Kandidaten des Wettbewerbs sowie Menschen, die an der Produktion beteiligt waren, mussten laut Angaben der „Bild“ einen Fragenkatalog beantworten. Es sei darum gegangen, dass „von sehr vielen Seiten die rechtmäßige Wahl von Lukas erheblich angezweifelt wird“, stand wohl in dem Schreiben.
„Mr. Gay Germany“: Folgen nach Kritik offline – Lukas behält Schärpe
Demnach wollte Joyn herausfinden, ob sich Juroren und der finale Sieger schon vor dem Start des Wettbewerbs gekannt haben bzw. gar befreundet waren. Lukas Küchen und „Mr. Gay Germany“-CEO Patrick Dähmlow teilten beispielsweise schon im Jahr 2018 ein gemeinsames Foto auf Instagram, versehen mit dem Hashtag „Friends“. Doch daraus den Schluss zu ziehen, die Wahl sei nicht fair gewesen, kann ebenso als unfair aufgefasst werden.
Hier noch einmal nachlesen: „Mr. Gay Germany“ – Sieger in Kölner Bar gekürt
Wie geht es jetzt weiter? Die Fragen von Joyn ließen offenbar keinen Rückschluss auf das Ergebnis zu, so eine Sprecherin des Unternehmens.
Und auch Patrick Dähmlow betont auf Nachfrage von EXPRESS.de: „Natürlich bleibt Lukas im Amt und wir werden Lukas‘ Amtsjahr verstärkt mit allen Möglichkeiten supporten. Die queere Community kann hier noch sehr viel Positives von ihm erwarten.“
Weiter sagt er: „Für uns ist die Entscheidung, die Sendung vorerst runterzunehmen, nicht nachvollziehbar. Wir versichern, dass die Wahl im Rahmen des Regelwerks wie jedes Jahr fair und mit den 11 Juroren abgesprochen durchgeführt wurde. Die haltlosen Vorwürfe schaden der Absicht des Wettbewerbs und erschweren das Amtsjahr des Titelträgers.“
Lukas habe „fair und transparent nach Punkten gewonnen“. Dähmlow: „Alle Punkte lagen direkt nach jeder Challenge der Produktion vor. Zudem hat die Befragung von Joyn ja auch keinen Rückschluss auf das Ergebnis zugelassen.“ Außerdem falle laut Aussage des CEO oft unter den Tisch, dass in der Sendung insgesamt drei Hauptjuroren sowie acht Gastjuroren aufgetreten sind, „die alle Punkte gegeben haben und Lukas durchgehend gut bewertet haben“.
„Mr. Gay Germany“: Was sagt Lukas Küchen zur Joyn-Entscheidung?
EXPRESS.de hat am Dienstag (14. März 2023) auch bei Sieger Lukas Küchen nachgefragt, was er zu den Anschuldigungen bzw. Gerüchten sagt, die im Raum stehen. „Ich kannte Patrick Dähmlow, Aaron und David vor ‚Mr. Gay Germany‘, weil ich sie einfach aus der Kölner Szene ‚kenne‘. Ich kannte auch Alvin vorher. Ich glaube, das lässt sich nicht vermeiden, wenn man einen queeren Cast mit interessanten Menschen aufsetzt – dass sich der eine oder andere schon vorher kannte.“
Und auch Lukas hebt einen weiteren entscheidenden Aspekt hervor, der oft untergeht: „Alle anderen Juroren kannten mich vorher nicht. Und die haben mich ja hauptsächlich hoch bepunktet, das war ja nicht alleine Patricks Entscheidung. Ich habe mich letzte Woche noch mit Max Appenroth [Mr. Gay Germany 2022, Anm. d. Red.] getroffen – und er hatte mir auch erzählt, dass er mir immer viele Punkte gegeben hat, weil ich für ihn in den Challenges oft einfach der Beste war.“
„Es ist für mich neu und macht mich wirklich sehr traurig, dass jetzt so viel Kritik auf mich einprasselt. Besonders schade finde ich es, wenn Aussagen von mir verdreht oder erfunden werden“, so Lukas gegenüber EXPRESS.de.
Lukas: „Es zeigt sich auch, dass viele Menschen für Klicks und Content gerne polarisierende Videos aufnehmen, ohne sich Gedanken zu machen, wie sehr sie einer Person damit schaden. Ich finde es auch schade, dass viele Kritik am Format oder am Titel nicht mit Kritik gegenüber mir als private Person auseinanderhalten können.“
Küchen überzeugte die Juroren von „Mr. Gay Germany“ unter anderem mit seiner Kampagne „Queer Idols“. Die Idee dahinter: Vor allem junge Menschen sollen die Chance bekommen, mit für sie passenden queeren Vorbildern in Kontakt zu kommen.