Im Interview mit einer „logo!“-Kinderreporterin bemühte sich Olaf Scholz um eine altersgerechte Vermittlung des Kriegs in der Ukraine. Ins Schlingern geriet der deutsche Bundeskanzler ausgerechnet bei leichteren Themen.
Olaf Scholz Kanzler von Kinder-Reporterin kalt erwischt – simple Frage bringt ihn völlig aus dem Konzept
Kindern das Kriegsgeschehen in der Ukraine angemessen zu vermitteln – eine schwierige und wichtige Aufgabe, die in Deutschland gewissermaßen auch „Chefsache“ ist.
Bundeskanzler Olaf Scholz stellte sich ihr am Donnerstag (10. März 2022) in einer Sonderausgabe der „logo!“-Kindernachrichten des ZDF. Kinderreporterin Polina traf den deutschen Regierungschef im Bundeskanzleramt und hatte jede Menge Fragen aus Zuschriften dabei.
Die wohl beunruhigendste stellte sie stellvertretend für die jungen „logo!“-Zuschauer Livia und Rafael gleich zu Beginn: „Kann es durch den Krieg in der Ukraine auch zum Krieg in Deutschland oder auf der ganzen Welt kommen?“ - „Wir tun alles dafür, dass genau das nicht passiert“, versicherte Scholz der Kinderreporterin. Er sei sich auch sicher, dass man sich davor nicht fürchten müsse, „aber das ist genau die Frage, die jeden Tag für mich jetzt wichtig ist: zu verhindern, dass dieser Krieg noch woanders stattfindet. Und dafür zu sorgen, dass der Krieg in der Ukraine bald zu Ende ist.“
Olaf Scholz im Interview: „Kann man als Bundeskanzler noch gut schlafen?“
Eindruck gemacht hat auf „logo!“-Reporterin Polina offenbar auch der lange Tisch, an dem der russische Präsident Wladimir Putin kurz vor Kriegsbeginn Olaf Scholz zum Staatsbesuch in Moskau empfangen hatte; „Konnte man da überhaupt was verstehen?“
Man habe laut genug gesprochen, machte der Bundeskanzler klar, dass die Verständigungsprobleme mit dem Kremlchef nicht akustischer Natur waren. Und wie hat Scholz auf den Kriegsbeginn reagiert? - eine Frage von Zuschauer Phil, 10 Jahre. „Ich war sehr entsetzt, viele Tage vorher hatte ich schon befürchtet, dass das passieren könnte.“
Von praktischem Interesse war die Frage der Klasse 3c aus München. „Was können wir Kinder für die Ukraine tun?“ „Man kann spenden“, nannte Scholz das Naheliegende, Kinder mit kleineren Beträgen, deren Eltern mit größeren Summen. Daneben gelte es, „ein großes Herz zu haben“. Es sei wichtig, geflüchteten Kindern aus der Ukraine etwa im Kindergarten dabei zu helfen, „hier gut zurechtzukommen“.
Doch nicht nur zum Ukraine-Krieg hatten die Kinder in ihren Zuschriften an die „logo!“-Redaktion Fragen, sondern auch zum ganz normalen Arbeitsalltag in einem Amt, das Olaf Scholz seit knapp 100 Tagen ausübt. Zum Beispiel diese.
„Kann man als Bundeskanzler noch gut schlafen, wenn so viele schlimme Dinge passieren und man alles entscheiden muss?“ Seine Verantwortung verfolge ihn „auch im Schlaf“, räumte der SPD-Politiker ein, „aber ich schaffe das schon, mich hinzulegen und auch wirklich zu schlafen, denn ich muss ja am nächsten Tag wieder meine Aufgaben erledigen“.
Im Übrigen - auch das eine Zuschauerfrage - übernachte er nicht im Kanzleramt, sondern in seiner Wohnung in Potsdam. Seine Arbeitstage endeten „meist kurz vor Mitternacht, manchmal danach“. Zuletzt sei auch an Wochenenden und Feiertagen viel zu tun gewesen. Man mag es sich lebhaft vorstellen.
Olaf Scholz: „Ich finde, dass ich sehr gefühlvoll spreche“
Auch bei den Themen Krawatten und Joggingroutine war der Bundeskanzler nicht aus der Reserve zu locken. Doch die kniffligen Fragen hatte sich Polina für den Schluss ihres Interviews aufgespart. Eine kam von Felix – der wollte wissen: „Wieso sprechen Sie bei Ihren Reden immer so gefühllos? (Nicht böse gemeint)“ – Lautes Lachen hinter der Kamera, verlegenes Grinsen beim Kanzler.
„Das ist sehr nett, dass er die Klammer noch dazugeschrieben hat.“ Bestätigen wollte der als stoisch geltende Hanseat die Wahrnehmung jedoch nicht: „Ich finde, dass ich sehr gefühlvoll spreche. Jedenfalls ist mein Herz immer dabei.“
Geht es noch verfänglicher? Aber ja! „Leni hat gefragt: Was ist Ihre Lieblingseissorte?“, las Polina von der Moderationskarte ab. Ein Thema, das Olaf Scholz offenbar weniger geläufig ist als das politische Weltgeschehen. Erst wiederholte er ratlos wirkend die Frage, dann näherte er sich umständlich gestikulierend der Antwort.
„So eine ... Tüte ... wo ich dann ein Schokoladeneis und ein Zitroneneis drin hab'.“ Bei den Gesprächen, die für Olaf Scholz in den kommenden Tagen und Wochen wichtig werden, wird er sich mutmaßlich und hoffentlich parkettsicherer fühlen. (tsch)